16. März 2016

Fundstücke #9

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1 Erstaunlich, wie viele Möglichkeiten und Techniken es mittlerweile zur Anfertigung von Puppenhaar gibt. Fig & Me gibt einen Überblick.

2 Der Frühling steht zwar schon in den Startlöchern, aber zumindest in Berlin dauert der Winter gern ein bisschen länger. Ein DIY gegen kalte Puppenhände findet ihr hier.

3 Am 21. März beginnt nicht nur die neue Jahreszeit, sondern ist auch Internationaler Tag des Puppenspiels, 2002 zum ersten Mal ausgerufen von der Internationalen Vereinigung des Puppenspiels. Ein guter Grund, mal wieder ins Puppentheater zu gehen. In Berlin empfehle ich die Schaubude und das Hans Wurst Nachfahren. (Jetzt weiß ich auch endlich, warum im Kindergarten meiner Tochter am 21.3. immer ganz groß Puppengeburtstag gefeiert wurde.)

4 Es gibt auch Puppen ohne Gesicht. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr hier und hier.

5 Bei unserem letzten 8Hände-Treffen hatte Anita einen Artikel aus der Süddeutschen Zeitung dabei, in dem es um „Luk Thep“, sogenannte Engelskinder, geht, die in Thailand sehr beliebt sind. Lest mehr dazu hier.

6 Barbie hat eine neue Erscheinung bekommen. Es gibt sie jetzt auch in klein und rund und mit verschiedenen Hautfarben. Ich mochte den Beitrag von C’est Clairette dazu sehr gern, sie schreibt einfach herrlich spritzig.

7 Sandra von Junikate hat eine Facebook-Gruppe für professionelle Puppenmacherinnen gegründet. 26 Frauen haben sich schon angeschlossen. Es sind auch Treffen im echten Leben geplant. Bei Interesse meldet euch bei junikate-puppen@web.de.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für diese Reihe habt, schickt sie gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


11. März 2016

Luna (verkauft)

Luna ist eine 45 cm große Babypuppe mit marzipanfarbener Haut, dunkelgrauen Augen und naturweißem Flauschhaar.

Sie trägt altrosa Latzhosen, ein Langarmshirt mit Streifen in Hellgrau und Weiß, maulbeerviolette Schuhe, ein Blümchenhalstuch, eine pinke Haarspange und eine hellrosa Häkelmütze mit Blüte und bringt eine Kuscheltuch in kräftigem Mauve mit.

Luna ist für 245 Euro in meinen Webshops bei Dawanda und Etsy oder via E-Mail an hello@mariengold.net direkt bei mir erhältlich. Weitere Bilder von meinen Puppen findet ihr in meinem Portfolio, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen hier.

Eine Puppe wie diese könnt ihr mit meinen E-Books zur Herstellung von Puppen und Puppenkleidern auch selbst herstellen. Mehr dazu hier. Die E-Books sind in meinen Webshops bei Dawanda und Etsy erhältlich.

Puppenbestellungen an hello@mariengold.net. Preise und Details hier.

Mariengold Puppen werden von Hand mit großer Aufmerksamkeit und viel Liebe aus natürlichen Materialien und nach eigenen Entwürfen hergestellt. Sie haben einen kleinen Hals, einen einfachen Po, sehr gut bewegliche Arme und Beine, ein kleines Näschen und einen Bauchnabel, manchmal auch Ohren und Grübchen an Ellenbogen und Knien. Das Haar ist aus einer gehäkelten Perücke aus Mohair-Schurwoll-Garn mit eingeknüpften Haarsträhnen. Speziell bei den Babypuppen entsteht es manchmal auch durch eine spezielle Häkeltechnik, bei der die Außenseite der Perücke so flauschig wird, dass sie wie natürlicher Babyflaum aussieht. Die Körperteile sind aus hochwertigem Schweizer Trikotstoff mit einem besonders reißfestem Garn genäht und sehr, sehr fest mit Schafwolle gestopft. Das Gesicht ist sorgfältig aufgestickt und die Wangen sind mit roter Bienenwachskreide eingefärbt. Die Kleidung ist aus Stoffen und Garnen aus Naturfasern. Puppen und Kleidung können von Hand mit lauwarmem Wasser und einem milden Waschmittel gereinigt werden.


9. März 2016

Interview: „Plötzlich ist alles möglich.“

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In der Puppennäh-AG, die ich seit Beginn des Jahres mit acht Kindern einer Berliner Schule veranstalte, sammle ich viele neue Beobachtungen und Erkenntnisse, Herzmomente und Freudebegegnungen. Was nicht heißt, dass ich mich danach nicht manchmal auch fix und fertig mit einer heißen Schokolade auf dem Sofa ins Wochenende hineinträume. Da tut es gut, mich ab und zu mit Menschen auszutauschen, die ebenfalls mit Kindern arbeiten.

Evelyn ist auch eine Puppenmacherin. Seit wir uns vor gut anderthalb Jahren persönlich kennengelernt haben, schreiben wir uns regelmäßig E-Mails und teilen unsere Gedanken zur Puppenmacherei. Evi gibt schon lange Handarbeitskurse für Kinder und bringt ganz viel Erfahrung mit. Also auf zum Interview unter Berliner Kolleginnen!

Liebe Evi, bitte stell dich und deine Arbeit als Puppenmacherin kurz vor.
Ich bin Evelyn und Mutter einer Tochter. Unter meinem Label daskleinekra biete ich liebenswerte, handgemachte Puppenkinder, Anleitungen und Kleidungsstücke für Puppen und Kinder an. Außerdem gebe ich in Berlin verschiedene Handarbeitskurse für kleine und große Menschen sowie Puppengeburtskurse. Am Puppenhandwerk schätze ich, dass es den Reichtum verschiedener Handarbeitstraditionen in sich vereint. Auf meinem Blog veröffentliche ich auch Texte über meine Puppen und stelle passend zu diesen z. B. wissenschaftliche Märcheninterpretationen vor. Schon als Kind habe ich selbst Puppen genäht und mich kreativ frei ausprobieren dürfen. Eine Ausbildung zur Damenschneiderin in einem richtig klassischen Atelier an der Bergstraße folgte. Anschließend habe ich in Berlin studiert, allerdings in eine ganz andere Richtung. In meiner Familie ist es seit jeher Tradition, sich mit Selbstgemachtem zu den Festtagen zu überraschen und so stand für mich fest, als meine Tochter im passenden Alter war: Puppe und Herd mache ich selbst! Die alte Liebe zur Puppenmacherei wiederentdeckt, folgten noch weitere Puppen, bis ich mich 2013 entschloss, diese auch gewerblich herzustellen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Handarbeitskurse für Kinder zu veranstalten?
Im Grunde kamen die Handarbeitskurse zu mir. In der kleinen Grundschule meiner Tochter, in der AGs auch von Eltern geleitet werden, bat mich die Lernbegleiterin eines Tages, den Kindern zu zeigen, wie man einen Knopf annäht, mit dem Hinweis, wir seien dann bestimmt eine Stunde beschäftigt. Von da an wollte ich nicht mehr auf die Arbeit mit Kindern verzichten und gab an dieser Schule mehrere Jahre Handarbeitskurse für jeweils zehn Kinder zwischen 5 und 8 Jahren.

Bitte erzähle ein bisschen von deinen Kinderkursen.
Meine Kurse gebe ich mittlerweile in der gemütlichen Werkstatt von Frau Wolle, in der auch meine Puppennähkurse stattfinden. Die wöchentlichen Handarbeitskurse biete ich für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren an, ebenso Nähmaschinenkurse für Kinder ab 9 Jahren in kleinen fortlaufenden Gruppen mit bis zu acht Kindern. Die Eltern sind dabei nicht anwesend und wurden bisher auch nicht vermisst. Eine Kursstunde dauert 90 Minuten, dadurch bleibt genügend Zeit zum Ankommen und für eine vielgeliebte Teepause mit Keksen zwischendurch. Den Kindern tut die Pause gut und sie hält die Aufmerksamkeit wach. Das spüren die Kinder mitunter selbst und auch dafür ist Raum: Die Jüngeren malen nach einer Pause manchmal einfach nur noch ein Bild, andere gehen nach der Kekspause mit neuer Frische ans Werk. Aufeinander aufbauend  vermittle ich an kleinen, anfangs sehr einfachen Projekten klassische Techniken: Wie kann ich Filzfasern zupfen, wie eine Kugel filzen, wie diese Kugel besticken. Mehrere Projekte mit einem Werkstoff schaffen einen Überblick. Die Wahl der Projekte findet gemeinsam mit den Kindern statt, das Interesse der Kinder ist unglaublich breit gefächert. Plötzlich ist alles möglich. Ein tolles Gefühl und zwar für jedes einzelne Kind! Bevor wir beginnen, erläutere ich kurz, was wir wie herstellen und womit gearbeitet wird und binde die Kinder durch kleine Fragen ein. Die jeweiligen Arbeitsschritte führe zunächst ich aus und die Kinder lernen durch Nachahmung. Ihrem individuellen Gestaltungswillen möchte ich möglichst freien Lauf lassen. An diesem Punkt unterstütze ich die Kinder durch kleine Hilfen und Ermutigung. Ich ermuntere die Kinder auch, sich gegenseitig zu helfen. Das geht manchmal auch gar nicht anders, da ich sowieso ständig in Bewegung bin. So lernen sie ganz nebenbei, die eigene Arbeit und die der anderen zu achten. Je nach Gruppe ist es möglich, an Projekten zu arbeiten, die sich über mehrere Termine erstrecken. In den altersheterogenen Gruppen versuche ich, komplexeres Vorgehen einzubauen, um den Aufwand der Arbeit an die Kinder anzupassen.

Was gefällt dir am besten an der Arbeit mit Kindern? Und was ist die größte Herausforderung?
In jeder Stunde wird gelacht! Kinder sind direkt, unverfälscht. Gemeinsam wird geschaffen und unverhohlener Stolz gezeigt. Diese Arbeitsatmosphäre ist wirklich etwas ganz Besonderes. Die spontane und freie Herangehensweise von Kindern an das Element mag ich auch sehr, sie motiviert ungemein. Gleichzeitig eine Herausforderung: Kinder haben eine Idee im Kopf und wollen es genauso haben, jetzt und sofort. Sich mit Zeit und allen Sinnen auf das sorgfältig ausgesuchte Material einzulassen, aber auch die eigene Fortschritte zu sehen, ist eine Übungssache. Die Kinder bekommen ein Gefühl für den jeweiligen Werkstoff, üben ihre Handgeschicklichkeit und Geduld. Dieses Wissen lassen sie nicht wieder los. Wie durch Zauberhand entsteht unter den Händen der Kinder ihr eigenes Ding. Dabei sein zu dürfen, ist ein Geschenk. Die meisten Kinder in meinem jetzigen Handarbeitskurs gehen auf staatliche Schulen und haben dort keinen Handarbeitsunterricht. Manche Kinder sagen mir, dass sie sich die ganze Woche auf die Zeit in der Werkstatt gefreut haben. Das sind Sätze, die beflügeln! Es gibt Kinder, die unglaublich sorgfältig jeden Arbeitsschritt absolvieren, und es gibt die schnell arbeitenden Kinder, die einfach fertigstellen wollen. Zwischen diesen beiden Arbeitsweisen zu vermitteln, jeden sein eigenes Tempo finden zu lassen und die eigene Arbeit wertzuschätzen, ist mitunter nicht leicht. Wenn die Kinder zu mir in die Werkstatt kommen, liegt meist schon ein langer Schultag hinter ihnen. Manchmal ist es eine große Herausforderung, allen Geschichten und Ideen ein Ohr zu schenken.

Was würdest du Menschen empfehlen, die Kreativ-Kurse mit Kindern veranstalten möchten? Hast du ein paar Tipps?

Wichtige Sicherheitsregeln regelmäßig kurz am Anfang der jeweiligen Stunde besprechen und von den Kindern wiederholen lassen, bis sie verinnerlicht sind. Gute natürliche Materialien halte ich für wichtig. Ist der Rohstoff hochwertig, begegnet man ihm und seinem eigenen Werk mit Respekt. Feines Material schafft wertvolle haptische Erfahrungen und Lust auf Verarbeitung. Man sollte für sich klären, wie frei die Kinder ein Projekt umsetzten können oder ob alle das Gleiche machen. Niemals darf die Arbeit der Kinder gewertet werden. Begeisterung zu zeigen und besondere Geduld, Anstrengung etc. anzuerkennen, sind ebenso wichtig. Für jüngere Kinder sind kleine Geschichten hilfreich, die als Einleitung oder während des ruhigen Arbeitens erzählt werden können. Kurze einfache Sätze. Häufige Wiederholungen.

Merci, liebe Evi, für deine Antworten und weiterhin viel Freude mit den Kindern in deinen Kursen!

Mehr zum Thema Puppennähen mit Kindern findet ihr hier.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


7. März 2016

FKK mit Zupfkuchen und Klebepünktchen

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Gut ein Jahr ist es jetzt her, dass meine Freundin Laura von 1000Rehe und ich so richtig in unser gemeinsames Projekt eingestiegen sind. Zuerst war da die Idee, zusammen einen Kreativ-Kurs zu veranstalten. Um gefilzte Puppenköpfe sollte es gehen und um ein neues Kurskonzept, eine Einladung an Menschen, die ihre Puppenmacherei weiterentwickeln und etwas Neues ausprobieren wollen. Schnell spannen wir den Faden weiter und so entstand noch vor dem allerersten Kurs im Sommer 2015 ein E-Book mit Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung unserer Filzkopfpuppe Charlie Bo.

Auch nach dem intensiven ersten Jahr unserer Zusammenarbeit erweist sich unser Doppel als echtes Dreamteam. Laura und ich ergänzen uns nicht nur hervorragend, auch ist es eine tolle Abwechslung, neben all den Kursen, die ich allein meistere, mit einer Freundin und Kollegin zusammenzuarbeiten. Was mir an Laura gefällt, sind ihre magische Hände, ihre entspannte Gelassenheit, ihre Erzählkunst und ihre Gabe, herrlich gemütliche Räume und ein wohliges Gefühl von Rundum-Willkommen-Sein zu zaubern. Laura wiederum sagt, sie schätze meinen klaren Kopf, mein Talent für Zahlen und Struktur und meine Lust am Konzipieren und Organisieren. Es passt also gut mit uns beiden.

Deshalb laden wir auch in diesem Jahr wieder herzlich zu unserem Filzkopfkurs im Berliner Friedrichshain ein. Der erste Termin fand vorletzten Samstag statt. Wieder reisten Frauen aus ganz Deutschland und sogar Österreich an. Aus dieser Vielfalt entstand im vergangenen Jahr schon die Idee, jede Teilnehmerin sich mit ihrem Wohnort auf einer großen Deutschlandkarte verewigen zu lassen. Irgendwann werden dort hoffentlich viele, viele bunte Klebepunkte zu sehen sein.

Laura und ich staunen immer wieder über das große Interesse an unserem Kurs und darüber, dass die Frauen teilweise wirklich weite Wege auf sich nehmen, um dabei zu sein. Auch freuen wir uns auch sehr, dass jedes Mal professionelle Puppenmacherinnen dabei sind, die wir sonst nur aus dem Internet kennen. Ebenfalls toll: Meist bringen die Frauen Puppen oder andere Wesen aus ihren Händen mit, die sich dann auf unserem grünen Samtsofa tümmeln und immer wieder für Gespräche, Streicheleinheiten, Liebesbekundungen und sogar die ein oder andere Bestellung zwischendurch sorgen.

Kunterbunt und fröhlich sind sie, unsere Runden im Theater am Schlachthof, der vielleicht kleinsten Off-Bühne der Stadt mit dem wohl am vielseitigsten genutzten Raum. Wir füllen ihn gern mit Leben und Lachen, Fadenresten und Wollmäusen, Stöhnen und Staunen, abgebrochenen Filznadeln und Kuchenkrümeln, Schnattern und Schweigen, Nähmaschinensurren und Rischrischrisch und vor allem vielen Ohs und Ahs für all die wunderbaren, liebenswerten und eigensinnigen Filzköpfe, die in stundenlanger Hingabe unter den Händen unserer abenteuerlustigen und furchtlosen Teilnehmerinnen entstehen.

Mehr zu unserem Filzkopfpuppenprojekt findet ihr hier, das Charlie Bo E-Book zur Herstellung unserer Filzkopfpuppe hier. Unser nächster und auch letzter Filzkopfkurs in diesem Jahr findet am Samstag, den 24. September statt. Details hier, Anmeldungen an hello@mariengold.net.


2. März 2016

Kids Kurs #2: Eine Puppe für die Kinder

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Meine Puppennäh-AG an einer Schule in Berlin schreitet voran. Seit Anfang Januar stelle ich mit sechs Mädchen und zwei Jungen einer 6. Klasse einfache Stoffpuppen her. Meine ersten Eindrücke dazu findet ihr hier.

Mittlerweile sind die Puppen fertig genäht. Wow! Dafür brauchte es sechs Freitagnachmittage à 1,5 Stunden, vier große Tüten Studentenfutter, unzählige „Maria, ist es richtig so?“, einen klitzekleinen Tiefpunkt meinerseits Mitte Februar, vor allem aber ganz viel Freude am gemeinsamen Werkeln mit Nadel und Faden, Stopfwolle und Trikotstoff, Puppenhaargarn und Buntstiften.

Bevor es morgen mit der Herstellung der Kleidung weitergeht, möchte ich euch heute ein bisschen von der speziellen Puppe erzählen, die ich mit den Kindern genäht habe.

Da ich überhaupt nicht wusste, welche Fähigkeiten die Mädchen und Jungen mitbringen, worauf sie Lust haben, wie hoch ihre Aufmerksamkeit am Freitag Nachmittag ist und was sie sich selbst zutrauen, war das größte Fragezeichen in der Planung natürlich die Puppe. Wie sollte sie aussehen? Wie groß sollte sie sein? Welche Techniken sollten zum Einsatz kommen? Soweit wie möglich vereinfachen oder nicht?

Einerseits wollte ich es den Kindern und mir so leicht wie möglich machen, andererseits wollte ich sie und auch mich ein bisschen herausfordern. Sie sollten Gelegenheit bekommen, etwas Neues zu lernen und ein bisschen über sich hinauszuwachsen. Dasselbe galt für mich: Ich wollte meine Komfortzone verlassen und neue Erfahrungen machen.

Schließlich entschied ich mich, die Puppe Pip aus meinem Portfolio als Grundlage für den neuen Entwurf zu verwenden. Pip ist eine ganz einfache Puppe. Sie hat einen klassisch gestalteten Kopf nach Waldorfart. Ihr Körper besteht aus einem Stück, wobei die Arme und Beine abgesteppt sind, damit sie gut beweglich sind und die Puppe auch sitzen kann. Hände und Füße sind gut ausgeprägt, andere Körperformen dagegen nur angedeutet. Alles so einfach wie möglich eben.

Aber es ging noch einfacher. Entsprechende Änderungen nahm ich an Schnitt, Technik und Herstellungsweise vor. Zum Beispiel reduzierte ich die Zahl der Abbindefäden am Kopf, ließ den Rumpf nicht so prall stopfen, damit die Kinder es leichter hatten beim Schließen der letzten Nähte, und zeigte ihnen, wie sie Augen und Mund ganz einfach mit Aquarellbuntstiften aufmalen konnten.

So entstanden Woche um Woche acht schlichte und einfache Puppen, deren einzelne Arbeitsschritte sich gut auf unsere anderthalbstündigen Termine aufteilen ließen. Manches fiel leichter als gedacht (der Matratzenstich, die Hals- und Schulternähte), anderes stellte sich als mittelgroße Herausforderung dar (das Absteppen der Arme und Beine). Manche Kinder benötigten viel Unterstützung und Ermutigung, andere arbeiteten selbständig und ohne viel Anleitung. Manche überraschten mich mit ihrer Hingabe und Ausdauer, Genauigkeit und Sorgfalt, wieder andere bewunderte ich für ihre Leichtigkeit und das Fehlen jeglichen Perfektionismus. Alle waren auf ihre ganz eigene Art und Weise dabei, frisch und fröhlich am Werkeln und rundum glücklich mit ihren Puppen am Entstehen und schließlich letzten Freitag in der Vollendung.

Einige Beobachtungen:

Von Anfang fanden die Kinder den Bauch der Puppe, die ich immer zur Anschauung dabei hatte, zu dick. Als es schließlich ans Füllen des Rumpfes ging, waren alle sehr zurückhaltend und formten eher schmale Bäuche.

Details wie ein Bauchnabel oder Ohren waren den Kindern nicht so wichtig. Die kleinen Näschen dagegen lösten größtes Entzücken aus.

Das Wort „Schwänzchen“ (im Sinne von Fadenende) ging gar nicht und löste bei den 11- bis 12-Jährigen jedes Mal unglaubliche Kicheranfälle aus. Meine Tochter, die auch in der AG dabei ist, bat mich irgendwann sogar ausdrücklich, es lieber nicht mehr zu verwenden.

Die Kinder sind begeistert (und auch ein bisschen stolz, glaube ich), dass ich auf meinem Blog über unseren Kurs schreibe. Allerdings wollen sie alle nicht, dass Fotos von ihnen im Internet veröffentlicht werden.

Zwei verschiedene Haarfarben waren der Hit bei den Kindern. Am besten gefällt mir die Kombination von Rosa und Pippi-Langstrumpf-Rot, die M. für die Puppe für ihre kleine Cousine auswählte.

Genauso experimentierfreundig waren sie bei der Gestaltung von Augen und Mund. Ganz anders als die Erwachsenen in meinen anderen Kurse schienen die Kinder überhaupt kein Muffensausen vor diesem Arbeitsschritt zu haben. Stattdessen griffen sie beherzt zu den Stiften und legten ohne Zögern los. Manche holten sogar ihr Mäppchen raus und malten die Gesichtsmerkmale mit Filzstiften auf.

Von der ersten bis zur letzten Naht hatten die Kinder Herzchen in den Augen. Jeden Freitag gibt es viele Liebesbekundungen, Pläne für die Puppenkleidung und die Verwendung oder Verschenkung der kleinen Goldstücke sowie aufgeregte Fragen nach weiteren Kursen. Was wiederum mein Herz zum Überquellen bringt.

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder lieben es, Stoffe einzukaufen, zu sortieren und sich vorzustellen, was alles aus den Schätzchen entstehen könnte. (Ein bisschen Bammel habe ich allerdings schon vor der Puppenkleiderschneiderei im Klassenzimmer.)

Die Arbeit mit den Kindern ist eine große Bereicherung. Ich habe immer geglaubt, nicht besonders gut mit Kindern umgehen zu können. Aber das stimmt nicht. Und das macht mich gerade ganz glücklich.

Es geht auch anders. Ich habe es sehr genossen, den Fokus nicht auf Meisterschaft, sondern Machbarkeit für die Kinder zu legen. Puppen müssen nicht wahnsinnig fest gestopft sein. Und es ist ok, wenn eine Naht schief sitzt oder ein Faden nicht sauber vernäht ist. Die Kinder haben ihre Puppen auch so sehr, sehr lieb. Einfach weil sie sie mit ihren eigenen Händen angefertigt und dabei aus ihren Herzen geschöpft haben.

Mehr über das Puppennähen mit Kindern findet ihr hier.