12. September 2023

Fundstücke im September

1 Für viele war sie Vorbild und Inspiration: Die Puppenmacherin Anne Kohlschmidt ist gestorben. Sanne von Allerleipuppen hat einen liebevollen Nachruf auf ihre Freundin geschrieben. Ich kannte Frau Kohlschmidt von einer kurzen, beeindruckenden Begegnung in 2014, ein paar Worte zum Abschied von mir findet ihr hier.

2 Die US-Firma Mattel hat erstmals eine Barbie-Puppe mit Down-Syndrom auf den Markt gebracht und wie der Tagesspiegel berichtet, feiert es die Welt nach Figuren mit Rollstühlen, Hörgeräten oder Prothesen als weiteren Schritt in Richtung Diversität.

3 Aus ausgedienten Strickstücken, z. B. Rippenbündchen von Pullovern, lassen sich ganz einfach Zipfelmützen für die Puppen machen. Das nennt man Upcycling (aufwertende Wiederverwertung), wie es geht, findet ihr hier bei Fig & Me.

4 Mit der Einführung der Social-Media-Plattform Instagram im Jahr 2010 begann auch das Ende der Blogs. Bilder wurden immer wichtiger, Texte dagegen kürzer und kürzer. Dieser Trend hält bis heute an. Aber zu jedem Trend gibt es auch einen Gegentrend und ich meine, schon länger eine Rückkehr zu mehr Text und Tiefe beobachten zu können. Wie es um die Ware „Content“ aktuell steht, lest ihr in diesem klugen Beitrag von Kea von Garnier.

5 Podcasts sind eine wunderbare Möglichkeit, allen möglichen Themen, seien sie noch so klein und speziell, Raum zu geben. Deshalb freue ich mich über Check Your Thread, den Podcast von Zoe Edwards über nachhaltiges Nähen, denn ja: Nähen kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt zu reduzieren. Ich empfehle Folge #55 „The Challenges of Zero Wase Sewing Design with Brigitta Helmersson“, denn ich mag die Designerin sehr.

6 Beim Filzen von Puppenköpfen ist die Nase eine große Herausforderung. Joanna von Yayapan, eine Meisterin ihres Fachs, teilt dazu Tipps und Tricks.

7 Wer das Gedicht „Enfant Terrible“ von Mascha Kaléko mag, wird diese Vertonung als Chanson lieben.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.


30. Mai 2023

Fundstücke im Mai

1 Was im Winter Mützen sind, sind Haarbänder im Sommer – auch für die Puppen. Bei Yayapan gibt’s eine einfache Nähanleitung für Kind und Puppe im Partnerlook.

2 Sie mögen winzig sein, können aber mächtig stören: Kleine Löchlein bzw. aufgedehnte Maschen, die Steck- oder Nähnadeln im Trikotstoff hinterlassen. Solange der Stoff nicht beschädigt ist, können sie mit einem supereinfachen Trick beseitigt werden, den ihr hier findet.

3 In dem alten russischen Märchen „Vasalisa, die Weise“ spielt ein kleines Püppchen eine wichtige Rolle, das symbolisch für die innere Stimme der Heldin steht und ihr dabei hilft, alle Prüfungen zu bestehen und in die Selbstwirksamkeit zu kommen. Wie aktuell das Thema ist, zeigt sich auch daran, dass das Märchen regelmäßig auf die Bühne gebracht wird, wie zum Beispiel von dem Ensemble Schweizer Nicole & Martin, Termine und Details hier. (Laura und ich haben zu Vasalisa und dem Symbol der Puppe auch eine Podcast-Episode gemacht, die zu unseren beliebtesten gehört.)

4 Gonca von Loulabee hat zwei beeindruckende Stoffpuppen für das Figurenstück „Knusper Knusper“ vom mobilen Theater Malinka angefertigt. Die nächsten Aufführungen finden im Dezember 2023 an verschiedenen Schauplätzen in Berlin statt, Termine hier.

5 Lauschen und Handarbeit passen wunderbar zusammen. Deshalb freue ich mich über jeden Podcast, den ich euch hier empfehlen kann. Dieses Mal Haptic & Hue aus England, in dem Textilien und Geschichte(n) im wahrsten Sinne des Wortes miteinander verwoben werden. Zuletzt hat mir die Folge 37 „Is The Needle Mightier than The Sword?: What Ancient Textiles and Tools Tell Us About Ourselves“ gut gefallen.

6 Gerade stehen die Mohnblumen wunderschön. Aus den Blüten kann man mit ein paar Handgriffen hübsche Mohnfeen für die Vase zaubern. Wie es geht, findet ihr hier bei Hannah von @naturnest.

7 Deutschlandfunk berichtet: In Lissabon gibt es ein fast 200 Jahre altes Krankenhaus für Puppen, in denen Kindheitslieblinge aus der ganzen Welt repariert, aufgearbeitet oder komplett rekonsturiert werden. Warum es heutzutage noch immer Bedarf für einen solchen Ort gibt, erklärt Inhaberin Manuela Cutileiro:

„Das Geschäft läuft deshalb immer noch ganz gut, weil wir Portugiesen für unsere Sehnsucht bekannt sind. Wir haben den Fado und den Begriff der Saudade geprägt. Und wir halten an alten Dingen fest, die wir vielleicht von unseren Großmüttern geerbt haben oder die aus den Dörfern sind, aus denen wir ursprünglich stammen. Die Puppen symbolisieren das, und sie stehen gleichzeitig für unsere Kindheit, nach der wir uns sehnen. Und deshalb halten die Leute an dieser Tradition fest. Wir trennen uns einfach nicht so gerne von den schönen Dingen.“

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.


22. Mai 2023

Enfant Terrible

von Mascha Kaléko

Ich

habe eine

Ich habe eine Puppe

Gestohlen.

Die ich mir wünschte

Bekam ich nie.

Drei Geburtstage lang

Und dann die mit Tintenaugen

Und Haaren aus Zelluloid.

Beinah ist oft schlimmer als Nein.

Nun habe ich eine.

(Gestohlen.)

 


22. März 2023

Fundstücke im März

1 Eine Lehrerin aus Melbourne in Australien hat Plüschtiere nach den Zeichnungen ihrer Schüler*innen genäht. Eine großartige Idee! Hier sehr ihr die fantastischen Kreaturen.

2 Reparieren ist ein wichtiges Thema für eine nachhaltige Zukunft für unsere Kinder und Kindeskinder. Es gibt zwar schon vielfältige Angebote, aber noch kein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Reparatur, wie die taz in diesem Artikel herausarbeitet. (Laura und ich wollen unseren Beitrag leisten und laden regelmäßig zu Puppenreparatur-Runden ein, die nächste am 18. November, Details und Anmeldung hier.

3 Handarbeit im Allgemeinen und Puppenmachen im Speziellen sind bei aller Freude auch eine Belastung für die Hände und Handgelenke. Eine gezielte Yogapraxis kann hier Abhilfe schaffen, z. B. mit diesen Tipps und Sequenzen von YogaEasy und Nivata.

4 Wieder ein wunderschönes Häkelprojekt von Frau Apfelkern: Narzissenkinder im Blumenzwiebel-Beutelchen. Hier entlang zur Anleitung.

5 „Seit Klaras Eltern geschieden sind, hat sie alles doppelt, einmal bei Mama, einmal bei Papa. Nur ihre Puppe Bella nicht, die ist fast so alt wie sie und einmalig. Doch gestern hat Klara ihre Puppe auf der Bank im Park vergessen.“ Darum geht es im Hörspiel Bellas Briefe von Kakadu, dem Kinder-Podcast von Deutschlandfunk Kultur. (Leider ist es wohl justament ins Archiv gewandert und aktuell nicht verfügbar, vielleicht bei der Redaktion anfragen?)

6 Eine der Fragen, die mir in meinen Kursen am häufigsten gestellt wird, ist, ob es auch männliche Puppenmacher gibt. Bisher musste ich nach bestem Wissen verneinen, jetzt aber weiß ich, dass es mindestens einen da draußen gibt und zwar Lee Pryke in England a.k.a. Mr Pickles. Mit seinem Team stellt er Puppen und Tiere aus Leinenstoff her und verkauft sie in „high street shops worldwide“.

7 Mit den Figuren des preisgekrönten Tititi-Fingerpuppen-Sets lässt die Designerin Tereza Talichová das Theater der Commedia dell’arte wiederaufleben. Die Puppen werden in Handarbeit in Prag gefertigt und sind kleine Kunstwerke zum Spielen oder als Dekoration.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.


1. März 2023

the hands that heal us

spoken word by Eno Mfon

in the morning,
as the sun sets off for work,
as a chorus of birds begin their daily duty,
your two hands stand, steady,
stretched and ready to turn dreams into reality,
weaving between the stories they carry,
and the ones found in a favorite book,
in a conversation, in myths buried long ago,
only to grow from the earth again.

your hands have sown together distant friends,
built bonds between strangers,
and tied a thousand thoughts together in knots,
a reminder to those who forgot,
that we are not as different as we think,
your fingers tread lightly over fabric,
with a needle and thread, your draw maps
tracing back to the past, turning history into art.

and when it starts to get dark,
when your two hands are tired,
and your palms ache from the weight of time and tools,
when wool feels as heavy as wood,
your hands can hold onto the friends,
the strangers, the builders and makers,
hold onto the hands that heal us,
the stories beneath us, found hidden in the earth,
your hands can search for the sun that sets,
and they can find rest,
ready for the morning.