11. Juni 2025

Klatschmohn, Hühner und Puppenmagie (Landpartie 2025)

Das war unsere siebte Landpartie für Puppennähverliebte, 2017 fand sie zum ersten Mal statt. Das ist eine lange Zeit, in der Laura und ich regelmäßig diesen besonderen Raum öffnen und gestalten und mit jeweils zehn Frauen ein großes Puppefest im Grünen feiern. Das verflixte siebte Mal also. Für uns war es magisch.

Da war zum Beispiel eine Teilnehmerin, die vor zwei Jahren schon einmal dabei war und in der Vorstellungsrunde mit leuchtenden Augen erzählte, wie sehr sich ihr Leben seitdem verändert hat und dass sie sich endlich einen kleinen Platz nur für sich selbst in der Familienwohnung geschaffen hat, an dem sie ungestört ihren Dingen nachgehen kann.

Oder der Klatschmohn vor dem Fenster unseres Seminarraums. Jedes, wirklich jedes Jahr geht er während unserer Anwesenheit dort auf. Es ist wie ein Durchbruch ins volle, knallrote Erblühen, das wir auch mit der Gruppe erleben, wenn alle angekommen und miteinander vertraut sind und sich so richtig schön ins Puppenmachen hineinsinken lassen. Wenn der Mohn blüht, meist am Nachmittag des zweiten Tages, tut es auch die Landpartie, und der Puppensommer ist da.

Und der Sommer ist herrlich im Refugium Hoher Fläming, wo unsere Landpartie zu Hause ist, ein wildschönes Anwesen mit einem großen alten Obstbaumgarten, kniehohen Gräsern und Blumen, verwunschenen kleinen Ruheorten, Wiesenpfaden und Naturkunst zum Bestaunen, einem einhunderjährigen Walnussbaum und einem Gemüsegarten, aus dem viel Gutes für die Küche kommt. Dieses Mal wurde die ganze Pracht von fünf freilaufenden Hühnern aufgemischt, die uns jeden Tag weiße und hellblaue Frühstückseier schenkten, neugierig unser Puppentreiben verfolgten und mit ihrem Hühnertreiben wiederum uns köstlich unterhielten.

Hühner sind auch Krafttiere und als solche stehen sie vor allem für Fruchtbarkeit. So kamen wahrscheinlich auch die fast 30 Puppen zustande, welche die Frauen an den vier Tagen erschafften. Das war schon auch magisch. Denn in unserer Erinnerung war es immer schon eine große Anstrengung, allein die angestrebten zwei Puppen pro Person zu begleiten und dieses Mal war es so leicht und fließend, dass wir nur staunen konnten.

Und so kam es, dass Laura und ich am letzten Tag nachmittags auf der Hollywoodschaukel saßen, gegenüber vom Seminarraum, dessen Bodenfenster weit geöffnet waren, so dass wir einen guten Blick auf das Schaffen drinnen hatten. Irgendwann fragte ich Laura, ob es nicht komisch sei, dass wir hier so gemütlich hin und her schwangen, während die Frauen drinnen emsig werkelten. Darauf entgegnete sie trocken: „Ist doch schön, wenn die Kinder selbständig spielen, lassen wir sie doch.“

Es war wirklich eine ganz wunderbare Spielzeit, eine Traumzeit auch, die wir wie im Rausch erlebten. Außenstehende können es meist gar nicht glauben: vier Tage Puppenmachen bis in die Puppen, unterbrochen nur von Schlaf und feinen Speisen. Für die Anwesenden ist es das Schönste, das sie sich vorstellen können und so viel mehr als nur Puppenmachen. Auch wir können kaum in Worte fassen, was da geschieht, deshalb immer wieder die Rede von der Magie.

Für mich ist es ein Raum der Begegnung von Menschen mit einem kräftig schlagendem Herzen in der Brust, die den Mut zu und Freude an gemeinsamen Erlebnissen und echten Verbindungen haben. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr und dafür halten Laura und ich seit Jahren die Fahne hoch (auch wenn uns dabei selbst manchmal das Herz bis zum Hals schlägt). Miteinander sein, kreativ sein, lachen, weinen, zuhören, sich mitteilen, heilen, das macht uns Menschen aus. Die Puppen können dabei wunderbare Brücken bauen.

Die Landpartie ist im Wandel und wir wissen noch nicht, wann und wie sie das nächste Mal stattfinden wird. Wenn ihr grundsätzlich Interesse an dieser Veranstaltung habt, schickt eine kurze Mail an hello@mariengold.net, dann erfahrt ihr als Erste, wie es weitergeht.

Alle Details findet ihr hier, Einblicke in die Landpartien der letzten Jahre hier.

© Bilder Laura Erceg-Simon und Maria Ribbeck


15. April 2025

Puppenkurswoche im Ländle (Wollknoll 2025)

Mittlerweile ein fester Termin in meinem Jahreskalender und großes Highlight: die Puppenkurswoche bei Wollknoll in Oberrot. Seit 2019 bin ich einmal im Jahr dort, um zwei große Kurse zu geben. Mit groß meine ich zehn Teilnehmerinnen pro Kurs. Das ist mehr als sonst, mehr Aufwand in der Vorbereitung, mehr Arbeit vor Ort, mehr Kraft und Nerven, die es braucht, aber auch mehr Freude, mehr Vielfalt und natürlich auch mehr Puppen.

Ich freue mich dann immer besonders auf den Abschluss, wenn wir sie draußen auf der Bank fotografieren. Zehn Puppen – dieses Mal waren es einmal sogar zwölf – in einer Reihe, das ist schon eindrucksvoll und bewegend. Denn jede dieser Puppen hat eine Schöpferin mit einer ganz eigenen Geschichte, die immer auch Teil der Puppe ist. Manche Geschichten werden freiheraus in großer Runde erzählt, andere teilen sich leise zwischen den Zeilen mit, für wieder andere braucht es keine Worte. Als Kursleiterin bin ich da, halte Kurs, und begleite liebevoll, was unter den Händen der Frauen entstehen möchte.

Diese Prozesse empfinde ich als echt und lebendig und ich bin jedes Mal zutiefst dankbar für alles, was ich dabei erfahren darf. Denn diese Kurse, jede einzelne Frau, jede Geschichte, jede Puppe sind immer auch ein Spiegel für mich selbst. Sie zeigen mir meine eigenen Themen und bringen genau die Erfahrungen, Einsichten und Geschenke, die ich gerade in meinem Leben brauche. So ist es ein fließendes Geben und Nehmen im Raum, egal an welchem Platz man sich befindet, ob als Teilnehmerin oder Dozentin. Und das finde ich immer wieder aufs Neue magisch und ergreifend. Nächstes Jahr komme ich wieder!

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und die Puppenmagie!


27. Januar 2025

Puppe mit Hals oder nicht?

Ob einem Puppen mit oder ohne Hals besser gefallen, ist Geschmackssacke. Da gibt es kein Richtig oder Falsch, kein Besser oder Schlechter. Bei den Mariengold Puppen ist es seit ungefähr zehn Jahren so, dass die älteren Puppenkinder einen Hals haben und die Babypuppen nicht. Bis dahin war es ein langer Weg mit viel Ausprobieren, Tüfteln und Verwerfen, bis ich herausgefunden habe, was ich passend und schön für meine Puppen finde.

Jede Puppenmacherin entscheidet selbst, wie sie ihre Puppen gestaltet, worauf sie Wert legt und was sie weglässt. Zu diesen künstlerischen Entscheidungen zu kommen, ist ein spannender Prozess, bei dem man genau hinschauen und hinfühlen darf. Es geht um Wirkung, Schönheitsempfinden und was einem selbst wichtig ist. Und das ist natürlich höchst individuell. Nicht zuletzt spielen auch technisches Knowhow, geeignetes Material und Geschicklichkeit eine Rolle.

Einen Puppenhals gut hinzubekommen, braucht viel Geduld und Übung. Für die allererste Puppe ist das wahrscheinlich nichts. Aber es ist eine gute Möglichkeit, sich von Puppe zu Puppe weiterzuentwickeln und seinen ganz eigenen Ausdruck zu finden. Wenn ihr darauf Lust habt, habe ich zwei Angebote für euch:

1. Selbständig mit meiner DIY-Anleitung: In meinem Details eBook findet ihr viele Details zur Individualisierung, Verfeinerung und Verschönerung eurer Puppen, darunter auch eine Anleitung für den Hals, wie ich ihn seit vielen Jahren mache, ausführlich erklärt mit vielen Bildern und Beschreibungen. Damit könnt ihr es in aller Ruhe ausprobieren und eure Fähigkeiten in eurem Tempo erweitern. Das eBook gibt es für 20 Euro hier in meinem Shop und ist eine wunderbare Ergänzung zu meinen anderen Puppenmach-Anleitungen.

2. Zusammen mit mir im Workshop: Oder kommt in meinen Puppenkopf-mit-Hals-Workshop nach Berlin, wo wir einen klassischen Kopf nach Waldorfart mit der Besonderheit Hals anfertigen, der die Puppe verfeinert und das Gesicht schön zur Geltung bringt. Wir tauschen uns ausgiebig über die Wirkung aus und ich teile alle Tricks und Kniffe mit euch, die ich mir über die Jahre dazu angeeignet habe. Professionelle Puppenmacherinnen sind ausdrücklich willkommen! Kosten 90 Euro inkl. Material und Handout, Termine und Details hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich wünsche euch viel Freude auf dieser Entdeckungreise und gute Ergebnisse und freue mich auf euch im Shop oder Workshop! 


24. April 2024

Puppenkurswoche im Ländle (Wollknoll 2024)

Die Welt ist um 20 wundervolle Puppenkinder reicher! So viele Puppen sind letzte Woche in meinen zwei Kursen bei Wollknoll in Oberrot entstanden. Seit 2019 fahre ich einmal im Jahr „ins Ländle“ zu meinem Hauptlieferanten, um mit handarbeitsverliebten Frauen größtenteils aus Baden-Württemberg und Bayern Puppen zu machen. Eine Riesenfreude ist das immer, weil ich jedes Mal so herzlich erwartet und empfangen werde, mich vor Ort um nichts weiter kümmern muss und neben der Arbeit Ruhe und Natur genießen kann, wie ich es aus der Großstadt nicht kenne.

Dieses Mal waren es wieder zehn Frauen pro Kurs, also zwei relativ große Gruppen mit geballter Puppenmach-Power, guter Laune und Schaffenskraft. Für mich als Dozentin bedeutet das höchste Konzentration, volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt und immer auch die ein oder andere Lektion, manchmal lustig, manchmal schmerzhaft und immer lehrreich. Wenn die Frauen mit leuchtenden Augen ihr Materialpäckchen öffnen, das Anleitungsheft loben, das sie als Handout von mir bekommen, kleine, feine Details in der Raumgestaltung wahrnehmen, ihre Puppe bereits im halbfertigen Zustand ans Herz drücken und mich am Ende wissen lassen, dass es einer der besten Kurse war, den sie je besucht haben, sage ich immer, dass ich aus einem Erfahrungsschatz von über 15 Jahren Kursarbeit schöpfe und diese Qualität nach und nach aufgebaut habe. Dazu gehört auch, Fehler zu machen, zu stolpern und dazuzulernen.

Auch dieses Jahr gab es wieder Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde, und dafür bin ich dankbar, denn nur so kann ich lernen, meine Kurse stetig verbessern und als Mensch wachsen. Vor allem aber bin ich stolz und glücklich, was wir geschafft haben. Schaut euch nur diese wunderschönen Puppen an, alle mit Liebe und Herzblut gemacht und mit der ganz eigenen Handschrift ihrer Schöpferin versehen!

Ich kann nur immer wieder staunen, welch Wunder sich entfaltet, wenn Menschen zusammenkommen, sich aufeinander, das kreative Tun und die damit verbundenen inneren Prozesse einlassen und das Abenteuer Puppe wagen. Daran teilhaben zu dürfen ist mein größtes Glück als Puppenmacherin.

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung – auch für die Warteliste – an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und das Puppenwunder!


22. November 2023

Ein Nachmittag für unverdrossene Herzen (Puppen Repair Circle 2023)

Seit Laura und ich vor bald zwei Jahren unsere Podcast-Folge über Reparaturen gemacht haben, hatte ich große Lust auf einen Repair Circle für Puppen und Stofftiere in Berlin. In der Zwischenzeit besuchte ich selbst Workshops, lernte und übte, reparierte zahlreiche Puppen für Kundinnen und die Vorfreude wuchs stetig, auch weil es ein neues Format und eine willkommene Abwechslung zu meinen regulären Kursen war.

Am Samstag war es soweit, Laura begleitete mich, und im Dämmerlicht des Berliner Novembers öffneten wir Tür und Herz für unsere Teilnehmerinnen mit ihren kleinen Patient*innen. Mit meinem Handwerkszeug, Büchern, Knowhow und Material für alle möglichen Reparaturvorhaben war ich gut ausgestattet und vorbereitet. Worauf ich dagegen nicht wirklich gefasst war: wie nah einem diese Arbeit gehen kann, auch und gerade in einer Gruppe von Gleichgesinnten.

Denn Puppen zu reparieren und aufzuarbeiten, ist etwas völlig anderes als sie frisch anzufertigen. Beides tut gut, löst Gefühle aus, und ist erfüllend, aber so ein zerliebtes Wesen mit Löchern und Falten, losen Gelenken und Wackelkopf, Narben und dünn gewordener Haut, müden Knochen und schütterem Haar ist schon ganz schön nah an der menschlichen Realität dran und schleicht sich direkt in den Winkel des Herzens, der Schmerz, Verletzlichkeit und tiefes Mitgefühl mit den Verwundungen des Lebens kennt.

Was in Erinnerung bleiben wird:

Der Korb mit bedürftigen Puppen aus der Community, die zu reparieren sich zwei Teilnehmerinnen, die ohne eigene Projekte gekommen waren, bereit erklärt hatten. Am Ende waren alle Puppen rundum versorgt, aufgehübscht und mit Liebe bedacht und konnten zwei Tage später zu ihren Familien zurückkehren. Danke, liebe Elke und liebe Katrin!

Der Teddy, handgenäht von der Uroma aus Originalstoffen von Steiff, der an der Tür unserer temporären Reparaturwerkstatt abgegeben und wieder abgeholt wurde, weil sein Kind ihm keine Reise im Paket zumuten wollte.

Das wunderschöne Püppchen mit Kakaoschnute, das Katrin in einer Kiste mit aussortiertem Spielzeug auf der Straße gefunden hatte. Sie brachte es bereits gewaschen mit, wir arbeiteten es auf und überlegten in der Runde, wie es mit ihm weitergehen sollte. Schließlich fand es ein neues Zuhause in einem Kindergarten, der es trotz der Kakaoschnuten-Flecken aufnehmen wollte.

Heidi, die die Zeit nutzte, um ihren vor Jahren in Lauras und meinem Filzkopfkurs angefertigten Kopf zu einer vollständigen Puppe zu vervollkommnen.

Mutter und Kind, die unangemeldet in der Tür standen, einen fadenscheinigen Bären im Gepäck, der vor vielen Jahren ebenfalls ein Straßenfundstück (in Budapest!) gewesen war und jetzt der liebste Freund des kleinen Jungen. Laura nahm sich beherzt der Sache an und zu dritt fanden sie eine Lösung, das Leben des Bären um Jahre zu verlängern, hier schreibt sie über diese Begegnung.

Annette hatte auch ihr Kind dabei sowie die Puppe Gretel, die sie vor über zehn Jahren bei mir im Kurs gemacht hatte. Nach all den Jahren und großer Tochterliebe war das Gesicht mit vielen kleinen Löchern übersät, aber es durfte nichts groß Veränderndes daran gemacht werden (darauf passte die Tochter auf). Was aber ging, waren Stoffflicken auf den Wangen, die Gretel einen einzigartigen Look verliehen.

Kathrins Kindheitspuppe, die nach fast 40 Jahren einen neuen Haarschopf bekam. Die zerschmusten Hände der Puppe zeugten davon, wie wichtig sie einmal für Kathrin gewesen war. Mit dem neuen Haar darf sie jetzt mit ihren Kindern weiterspielen.

Es war ein besonderer Nachmittag, der noch immer nachklingt, ein offener, warmer Raum für Begegnung und Wertschätzung, für Puppen- und Menschenliebe. Nächstes Jahr möchte ich ihn wieder anbieten, Termin folgt demnächst. Wenn ihr jetzt schon Lust und Interesse habt, konnt ihr euch mit einer kurzen Mail an hello@mariengold.net bereits unverbindlich vormerken lassen.

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, mein Reparaturangebot hier, Einblicke in meine Puppenreparaturwerkstatt hier.