25. Juni 2018

Gastbeitrag von „Kleinstkinder“ über die Bedeutung von Puppen

Anfang des Jahres wurde ich von Ramona Noll, Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit und Autorin der Zeitschrift „Kleinstkinder in Kita und Tagespflege“ um ein kurzes Interview für einen Artikel gebeten, in dem es um Puppen gehen sollte. Dieser ist nun in der aktuellen Ausgabe erschienen und die Redaktion hat mir freundlicherweiser erlaubt, ihn hier als Gastbeitrag zu veröffentlichen:

Puppen – Zur Bedeutung eines zeitlosen Spielzeugs

Freundin, Trösterin, Geheimniswahrerin – in einer Puppe finden viele Kinder eine ideale Begleiterin für den aufregenden Weg ihrer Entwicklung.

Die Puppe gehört zu den ältesten und beliebtesten Spielzeugen der Welt. In zahllosen Varianten bevölkert sie Kinderzimmer und Kitas. Für die kindliche Entwicklung spielt sie eine sehr wichtige Rolle: Sie kann nicht nur die beste Freundin des Kindes sein, sondern auch Trösterin, Spielgefährtin, Beschützerin, Geheimniswahrerin, Seelenverwandte, Beraterin und Begleiterin in allen Lebenslagen.

Der besondere Reiz der Puppe: Die menschlichen Züge machen es Kindern leicht, sich mit ihr zu identifizieren, Erlebtes in sie hineinzuprojizieren oder Situationen mit ihr gemeinsam zu erleben. Dafür muss die Puppe nicht technisiert sein und auf Knopfdruck lachen, weinen oder Pipi machen können. Dem Kind ist es stattdessen am wichtigsten, die eine richtige Puppe für sich zu finden. Idealerweise ist sie vielseitig bespielbar und wandelbar. Die Puppenkleidung sollte leicht an- und auszuziehen sein – hier reicht oft eine kleine Auswahl. Solange ein Kind feinmotorisch noch nicht dazu in der Lage ist, mit den kleinen Puppenkleidern zu hantieren, können diese auch ganz fehlen. Hat die Puppe einen neutralen Gesichtsausdruck, kann sie im Spiel des Kindes dennoch alles sein: traurig, wütend, fröhlich, ängstlich. In den ersten Lebensjahren lernt das Kind diese Gefühle kennen, lernt, sie auszuhalten, zu verbalisieren und später auch zu regulieren. Die Puppe ist ihm dabei ein Spiegel und hält die Wucht seiner Emotionen aus: Das Kind kann sie so fest drücken, wie es will, oder zornig auf den Boden werfen – der Puppe macht es nichts aus.

„Erst Hände waschen“

Zunächst wird auch eine Puppe wie ein Gegenstand behandelt und als solcher exploriert. Etwa ab einem Alter von 1,5 Jahren entwickelt das Kind im Spiel mit der Puppe nicht nur Empathie und Fürsorglichkeit, sondern lernt auch, erste Verantwortung zu übernehmen. Dabei spielt die Imagination und Kreativität eine große Rolle: So spricht das Kind seiner Puppe besondere Fähigkeiten zu, lässt sie etwas können, das es sich selbst noch nicht traut, und lässt die Puppe durch die eigene Stimme sprechen.

Spielend kann das Kind mit seiner Puppe Erlebtes wiederholen – z. B. den Arztbesuch, das Einkaufen im Supermarkt oder die strenge Ermahnung der Mutter – und üben, darauf zu reagieren. So verinnerlicht es im Rollenspiel mit der Puppe soziale Handlungsmöglichkeiten und Verhaltensmuster. Dann ertönen aus der Puppenecke schon mal vertraute Sätze wie: „Erst Hände waschen!“

Durch das Gespräch mit der Puppe wird auch die Sprachentwicklung gefördert. Gegenüber der Puppe spricht das Kind oft sehr frei und erfährt sie als geduldige Zuhörerin.

Auch kann die Puppe symbolisch für die Mutter oder eine andere Bindungsperson stehen und so dem Kind über deren Abwesenheit hinweghelfen. Als vertrautes Objekt erleichtert sie dem Kind das Zurechtfinden in unbekannten Situationen und die Bewältigung von Übergängen – sie fungiert als sog. „Übergangsobjekt“ (s. Ausgabe 01/2017, S. 28).

Nur für Mädchen?

Lange Zeit galt die Puppe als Mädchenspielzeug: Durch sie sollten Mädchen früher lernen, eine gute Ehefrau und Mutter zu werden. Dieser Gedanke ist zwar nicht mehr zeitgemäß, doch die Überzeugung, dass nur Mädchen mit Puppen spielen, herrscht auch heute noch weitläufig vor. Dabei spielen auch Jungen gern mit Puppen: Sie entwickeln im Spiel mit ihnen einen natürlichen Beschützerinstinkt, sind genauso empathisch mit ihrem Schützling wie Mädchen und spielen mit ihm den Alltag nach. So hilft die Puppe auch Jungen bei der Identitätsentwicklung. Oft entscheidet die Verfügbarkeit darüber, ob Jungen zur Puppe greifen oder nicht. Daher sollten auch ihnen Puppen bereitgestellt und sie im Spiel mit denselben unterstützt werden.

Kuscheln, tragen, baden

In der Kita sollte den Kindern eine große Vielfalt an Puppen angeboten werden. So sollten Babypuppen genauso vorhanden sein wie jene, die älteren Kindern ähneln. Letztere sollten unterschiedliche Haar- und Hautfarben haben. Geschlechtsmerkmale sind für ein Kleinkind noch nicht wichtig. Sein eigenes Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht entwickelt sich erst; es muss sich daher nicht festlegen, ob das Puppenbaby ein Junge oder ein Mädchen ist. Je jünger das Kind ist, desto einfacher sollte auch die Puppe gestaltet sein. Die Fantasie reicht aus, um der Puppe Leben einzuhauchen. (Eine zu realistische Puppe kann Kindern Angst machen.) Ein weicher Puppenkörper lädt zum Kuscheln ein, eine Plastikpuppe lässt sich gut anfassen und reinigen, außerdem kann sie in Wasserspiele einbezogen oder gebadet werden.

Besonders wichtig ist, dass Sie als Fachkraft das Puppenspiel ernst nehmen. Die Puppe ist für ein Kind oft mehr als nur ein beliebiges Spielzeug – sie hat einen hohen immateriellen Wert, und nicht selten hat das Kind eine enge Bindung zu ihr. Sie ist daher nicht mal eben ersetzbar. Sortieren Sie auch eine kaputte Puppe nicht einfach aus, denn für das Kind verliert sie durch den Schaden nicht ihren Wert. Behandeln Sie die Puppe genauso liebevoll wie die Puppenmama oder der Puppenpapa und greifen Sie nicht ermahnend ins Spiel ein.

Interview mit der Puppenmacherin Maria Ribbeck

Sie sind Puppenmacherin – worin liegt für Sie der besondere Reiz dieser Arbeit?
An meiner Arbeit reizt mich besonders, dass in Puppen und ihrer Herstellung so viel Potenzial für Freude und Heilung im wahrsten Sinne des Wortes verpuppt ist. Es ist wunderbar, tagtäglich zu erleben, welche Schmetterlinge aus diesem Kokon schlüpfen können.

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach bei einer guten Puppe für unter dreijährige Kinder an?
Puppen für Kleinkinder sollten möglichst einfach und stabil gestaltet sein, aus natürlichen Materialien bestehen und den gesetzlichen Vorgaben für Spielzeugsicherheit entsprechen. Kleidung brauchen diese Puppen in der Regel nicht, und wenn, dann nur Teile, die für kleine Hände leicht an- und ausziehbar sind. Besonders wichtig finde ich persönlich einen dezenten, aber freundlichen Gesichtsausdruck.

Hat sich die Nachfrage nach Puppen in den letzten Jahren gewandelt?
Für mich ist die auffälligste Veränderung der letzten Jahre, dass die einst so schlichten Stoffpuppen allmählich detailreicher werden. Nase, Ohren, Hals, Popo, sogar Geschlechtsmerkmale werden jetzt häufig nachgefragt. Außerdem nehme ich wahr, dass es immer selbstverständlicher wird, dass auch Jungs eine Puppe zum Spielen bekommen.

Gibt es ein besonders schönes Erlebnis, das Sie als Puppenmacherin einmal hatten?
Seit über zehn Jahren verkaufe ich meine Puppen in die ganze Welt. Doch nur einmal habe ich eine Puppe aus meiner Werkstatt wiederentdeckt, und zwar in meiner direkten Nachbarschaft: in den Armen eines kleinen Mädchens, das fröhlich hinten auf dem Fahrrad seiner Mama saß und leider viel zu schnell an mir vorbeifuhr. Die Puppe erkannte ich sofort an ihrem fliederfarbenen Schal. Diesen kostbaren Moment habe ich ganz fest in mein Herz geschlossen.

aus: Kleinstkinder in Kita und Tagespflege, Ausgabe 04/2018, S. 22-23


5. Juli 2017

PuppenMITmacherei 2017: Ideensammlung

Hello and welcome to the very first meeting of the PuppenMITmacherei 2017, a doll-making initiative by NATURKINDER and Mariengold. Today it is all about inspiration and ideas. Therefor I present you some helpful questions to find out everything about the doll of your heart and talk a little bit about the healing power of doll-making. In the end there is a reminder for the current special price campaign in my webshops and I make a forecast on our next virtual meeting in August. If you take part in the PuppenMITmacherei and write about it on your blog or other social media, don’t forget to link your contribution at NATURKINDER today. An online translator can be found here, more details about the initiative here. Wishing you great joy in searching and finding inspiration for your doll!

Herzlich Willkommen beim ersten Treffen der PuppenMITmacherei 2017 von NATURKINDER und Mariengold!

Noch einmal zur Erinnerung: Die PuppenMITmacherei ist eine Aktion im Internet, bei der wir (also ihr und Caro und ich) gemeinsam Puppen nähen und darüber auf unseren Blogs und in den sozialen Netzwerken berichten. Wir machen keinen Online-Kurs, vielmehr bringen alle ihre Ideen mit, arbeiten mit selbst gewählten Anleitungen, Schnittmustern und Materialien an ihren eigenen Puppen und tauschen sich bei sechs thematischen Online-Dates mit den anderen PuppenMITmacherinnen und PuppenMITmachern im Internet aus. Alles klar?

Die Muse wachküssen

Am Anfang steht immer der Funke, die zündende Idee, die euer Leitstern für die kommenden sechs Monate ist und euch richtig Lust macht, diesen Weg mit uns zu gehen. Alles ist möglich. Das ist das magische Moment zu Beginn eines jeden Projektes, das die Hände kribbeln und das Herz vor Freude höher hüpfen lässt.

Dabei geht es noch nicht so sehr um Machbarkeit, Schönheit oder Sinnhaftsein, sondern erst einmal nur um eure ganz persönliche Herzensangelegenheit. Was wollt ihr wirklich? Was ist euer tiefster Wunsch für die Herstellung dieser Puppe?

Vielleicht habt ihr schon ein genaues Bild vor Augen, wie sie aussehen soll. Vielleicht ist auch noch alles offen. Um eurer Vorstellung näher zu kommen und herauszufinden, was für ein Wesen ihr erschaffen möchtet (und auch warum), habe ich vor zwei Jahren zu Beginn der allerersten PuppenMITmacherei ein paar Fragen formuliert, die ich immer noch hilfreich und nützlich finde, weshalb ich mich auch jetzt gern wieder auf sie beziehe:

Was interessiert mich an der Puppenmacherei? Was möchte ich dabei lernen, erfahren, neu ausprobieren? Wie möchte ich mich dabei fühlen?

Was ist mir bei einer Puppe wichtig? Was macht eine Puppe für mich schön? Welche Puppen gefallen mir besonders gut?

Für wen möchte ich eine Puppe nähen? Was für eine Puppe braucht dieser Mensch? Wie stelle ich mir diese Puppe vor?

Möchte ich mit eigenen Schnittmustern und Techniken arbeiten oder eine professionelle Anleitung nutzen?

Welche Materialien und Arbeitsutensilien brauche ich, um meine Puppe zu nähen? Was habe ich vorrätig? Was muss ich besorgen? Wo finde ich, was ich suche?

Wie ihr mit den Fragen arbeiten könnt (und natürlich auch ein paar Antworten), findet ihr hier in meinem Beitrag von 2015.

Im Jahr darauf folgten weitere Anregungen, wie z. B. die Gestaltung von Moodboards und Mindmaps, das Studium des Gesamtwerkes einer Künstlerin oder eines Künstlers, die Beflügelung des Geistes durch Lektüre, den Besuch von kulturellen Veranstaltung oder sich selbst bewusst Zeit und Zuwendung zu schenken. Lust auf mehr? Dann geht es hier weiter.

Puppen und Heilung

Dieses Jahr möchte ich einen Aspekt ergänzen, der mir persönlich besonders am Herzen liegt. Puppenmacherei kann so viel mehr sein als Idee, Material, Arbeitsutensilien, Handwerk. Natürlich ist es in Ordnung, die Sache rein technisch und ergebnisorientiert anzugehen. Genau so habe ich vor zwölf Jahren auch angefangen, als es mir im Grunde nur um eine schöne, stabile Puppe für meine Tochter ging, weil ich so etwas im Spielzeuggeschäft nicht finden konnte.

Ich spürte aber ganz schnell, dass der Prozess der Puppenherstellung sehr tief ging und ein Riesenpotenzial für Heilung und Entwicklung in sich barg. Das hat mich brennend interessiert und bis heute nicht mehr losgelassen. Vermutlich war das auch der wichtigste Grund für die Entscheidung, mich mit den Puppen selbständig zu machen. Und auch wenn es alles andere als leicht ist, von dieser Arbeit zu leben, genieße ich dieses Experimentier- und Spielfeld sehr und bin unheimlich dankbar für alles, was ich bisher lernen, erfahren und heilen durfte.

Es mag eine gewagte These sein und sie wird von nichts weiter getragen als meiner eigenen Erfahrung und den Geschichten von Menschen, die Puppen/macherei genauso lieben und brauchen wie ich: Wer Puppen näht (und damit meine ich mehr als eine, zwei oder drei), kümmert sich vor allem um sein inneres Kind. Das Kind, das früher nicht gesehen, nicht gehalten, nicht bedingungslos geliebt, vielleicht sogar sehr verletzt wurde. Und das sich immer noch von Herzen wünscht, ganz in seinem Sein angenommen zu werden. Diese Liebe können wir uns heute als Erwachsene nur selbst geben. Damit Heilung geschehen kann, braucht es vor allem Kontakt zu dem Kind, das wir einmal waren und das noch immer Teil von uns ist. Diese Verbindung kann durch die Herstellung von und Beschäftigung mit Puppen entstehen, die quasi stellvertretend für das innere Kind stehen. Den Anfang können zwei einfache Fragen machen:

Wie geht es dir heute, mein Kleines? Was kann ich für dich tun?

Habt keine Angst vor der Antwort. Vielleicht kommt ganz viel Traurigkeit hoch. Vielleicht Wut oder das Gefühl, allein und verlassen zu sein. Vielleicht Tränen. Vielleicht aber auch eine unbändige Lust zu spielen und zu erzählen. Was immer es ist, erlaubt ihm, einfach nur da zu sein. Nehmt es an. Atmet. Und dann – wenn ihr mögt – lasst eure Hände die Verbindung zu eurem Herzen sein und die Magie der Puppenmacherei sich entfalten.

Caro und ich freuen uns riesig auf eure Ideen und die erste Blogtour zur PuppenMITmacherei 2017. Denkt also daran, eure Beiträge zum heutigen Thema hier zu verlinken.

Wie es weitergeht

Wenn ihr noch auf der Suche nach Anleitungen und Material seid, lasst euch die laufende Sonderpreisaktion nicht entgehen. Bis Sonntag sind alle meine E-Books mit Anleitungen und Schnittmustern für Puppen und Kleidung zum Preis von 20 Euro statt 35 Euro erhältlich.

Auch das passende Material bekommt ihr bei mir, im Juli und August sogar mit einer sommerlichen kleinen Überraschung.

Die Anleitungen und Materialkits für eure Puppe könnt ihr in meinen Webshops bei Dawanda und Etsy oder direkt bei mir via E-Mail an hello@mariengold.net bestellen.

Achtung: Vom 18. Juli bis 8. August sind meine Shops wegen Urlaubs geschlossen. Wenn ihr also Material für die PuppenMITmacherei bestellen möchtet, macht das am besten in den nächsten Tagen.

Das nächste Online-Treffen findet am Mittwoch, den 2. August statt. Anleitung, Schnittmuster und Materialien für eure Puppe liegen dann bereit und es geht los mit den ersten praktischen Arbeitsschritten.

Mariengold ist dann ausnahmsweise nicht dabei, denn im Sommer mache ich wie immer eine längere Blogpause. Zur Inspiration könnt ihr dann aber hier und hier nachlesen, was ich in den letzten beiden Jahren zum Thema Vorbereitungen geschrieben habe. Im September gibt es dafür einen extralangen Beitrag zu meinem Projekt. Dann erzähle ich euch endlich auch, was für eine Puppe ich dieses Jahr herstellen möchte.

Mehr zu PuppenMITmacherei findet ihr hier.


13. Juni 2016

Puppen und Schmetterlinge (und ein Sommer-Give-Away für euch)

Origami-Schmetterling Blog

An Puppen mag ich einfach alles: ihre handwerkliche Herstellung und die künstlerische Gestaltung, ihren unschätzbaren Wert als Spielzeug für Kinder oder Seligkeitsding, das auch Erwachsene gern in ihrer Nähe haben, die Gefühle, die sie zu wecken vermögen, die Herzenserinnerungen, die fast alle Menschen mit ihnen verbinden. Ich mag aber auch das Wort selbst.

Geheimnis Puppe

Das Wort Puppe kommt von dem lateinischen pup(p)a für „(Spiel-)Puppe, kleines Mädchen“. Es hat drei Bedeutungen: 1. die Nachbildung der Figur eines Menschen, 2. eine Larve oder Raupe im letzten Entwicklungsstadium sowie 3. zu einer bestimmten Form zum Trocknen zusammengestellte Getreidegarben in der traditionellen Landwirtschaft.

Was diese drei in erster Linie gemeinsam haben, ist ihre Form. Ich sehe aber auch eine schöne symbolische Verbindung zwischen der Puppe als Spielzeug und der Puppe in der Zoologie.

Puppen für Kinder sind Nachbildungen der menschlichen Gestalt. Sie sind Bilder des Menschen und das macht sie so wertvoll als Spielzeug. Sie können Partner im Rollenspiel, kleine Freunde und Vertraute und manchmal sogar lebenslange Begleiter sein, die Gefühle und ganz viel Liebe freizusetzen vermögen. In den Puppen sind also im wahrsten Sinne des Wortes Möglichkeiten für Spiel und Beziehung verpuppt wie in einem Kokon, aus dem durch die Zuwendung und Phantasie der Kinder Spielgefährten schlüpfen wie Schmetterlinge.

Wunderwesen Schmetterling

Schmetterlinge sind ganz bemerkenswerte kleine Wesen, denn sie durchlaufen im Laufe ihres Lebens eine vollständige Verwandlung: Aus dem winzig kleinen Schmetterlingsei schlüpft zunächst eine Raupe. Diese futtert sich dick und rund, bis sie voll entwickelt ist und genügend Nährstoffe für den nächsten Entwicklungsschritt gespeichert hat. Dann sucht sie sich einen ruhigen, geschützten Ort, um sich zu verpuppen. Von außen betrachtet geschieht in diesem Stadium nicht viel. Innen aber vollzieht sich eine wundersame Verwandlung. Dabei werden die ursprünglichen Organe der Raupe komplett abgebaut und dieses Material sowie die Speicherstoffe dazu benutzt, den gesamten Körper des fertigen Falters aufzubauen. Ist der Schmetterling voll entwickelt,  sprengt er den Kokon auf und streckt sich in seine neue Freiheit. Er sammelt neue Kraft, pumpt sich zu seiner letztendlichen Gestalt auf und hebt schließlich zu seinem ersten Flug ab.

Vor dem Hintergrund dieser erstaunlichen Metamorphose wird verständlich, dass der Schmetterling überall auf der Welt als Symbol für Veränderung gilt. Wann immer er uns im Traum, in der Meditation oder auf außergewöhnliche Weise in der materiellen Welt begegnet, kündigt er eine Verwandlung auf seelischer Ebene an.

Dann sind wir meist schon länger auf dem Weg, haben uns spirituell geöffnet und möchten uns bewusst weiterentwickeln. Der Schmetterling ist ein Zeichen dafür, dass sich nun etwas grundlegend ändern wird. Dann ist ein bestimmter Aspekt unserer Persönlichkeit so reif, dass wir ihn hinter uns lassen können. Er wird für immer umgewandelt und auf eine neue höhere Stufe gehoben. Perfektionismus wird dann zum Beispiel zu Gelassenheit, Selbstausbeutung zur Fähigkeit, gut für sich zu sorgen. Das Alte wird losgelassen und wir sind wieder einen Schritt weiter in unserer Entwicklung.

In der griechischen Mythologie ist der Schmetterling auch ein Bild für die Seele. In diesem Sinne durchlaufen wir in unserem Leben innerlich immer wieder die Stadien von der Raupe zur Puppe zum Falter und wieder von vorne, bis unsere Seele nach dem Tod aus dem Körper emporsteigt – gleich einem wunderschönen Falter.

Dieses Bild hat mir in meinem Leben schon oft Kraft und Halt gegeben, mich getröstet und zum Lächeln gebracht. Und es inspiriert von Beginn an meine Arbeit als Puppenmacherin. Heute weiß ich, dass meine Seele sich ganz bewusst die Puppen als Spielfeld ausgesucht hat. Um im Bild zu bleiben, dort stehen sie als Symbol für die Vielzahl an Möglichkeiten, das Leben zu gestalten, den unendlich großen Raum für Entwicklung, der uns umgibt und einlädt, und auch für das Überraschungsmoment, was sich wohl zeigt, wenn der Panzer geknackt ist und der Blick auf das Innere, auf das Herz frei wird.

1000 Schmetterlinge für euch

Ich finde, Schmetterlinge kann es gar nicht genug geben. Sie erinnern uns daran, unbeschwert und neugierig durch das Leben zu gehen, aber auch den Mut zu haben, uns immer weiterzuentwickeln.

Deshalb falte ich sie gern aus Papier und schicke sie in die Welt hinaus (z. B. hierhin). Ihr kennt sicher die alte japanische Legende, nach der die Götter demjenigen einen Wunsch erfüllen, der 1000 Kraniche faltet? Mit Schmetterlingen geht das bestimmt auch.

Faltet mit! Für euer Schmetterlingsglück schenke ich euch eine Anleitung, die kein Geheimnis und keine große Kunst ist, aber mit viel Liebe und guten Gedanken für euch von Mariengold gestaltet wurde. Hier könnt ihr die Vorlage herunterladen, ausdrucken und loslegen.

Noch eine kleine Anmerkung zum Material: Für diese Faltkunst verwendet ihr am besten spezielles Origami-Papier, das besonders reißfest und flexibel ist. In Berlin bekommt man besonders hübsches bei ting oder Modulor. Gut geeignet ist auch Papier von Magazinen und Zeitschriften, das dann noch quadratisch zugeschnitten werden muss. Am schönsten wirken die Schmetterlinge übrigens, wenn sie in bunten Schwärmen und vielen verschiedenen Größen an Wänden oder Fenstern flattern dürfen.

Viel Freude beim Falten und einen Sommer voller Leichtigkeit und Furchtlosigkeit für euch!

Weitere Downloads und Give-Aways findet ihr hier in dem neu eingerichteten Bereich in der Seitenleiste.


20. November 2013

Interview: „Es ist nie zu spät für eine liebevolle Kindheit“

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Puppen sind nicht nur wertvolle Spielzeuge für Kinder, sondern sie können auch bedeutsame Begleiter für Erwachsene sein. So werden Puppen z. B. in der Psychotherapie bei Heilungsanliegen eingesetzt, die das „Innere Kind“ betreffen.

Das „Innere Kind“, das sind die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Seit den 1990er Jahren haben sich in der Psychotherapie verschiedene Ansätze und Verfahren entwickelt, die mit der Vorstellung des „Inneren Kindes“ arbeiten, um seelische Wunden aus der Vergangenheit und Gegenwart zu heilen, falsche oder dysfunktionale Glaubens- und Lebensmuster zu erkennen, Probleme selbstverantwortlich zu lösen sowie einen liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen zu bewirken.

In diesem Prozess wird die Verbindung zwischen dem „Inneren Kind“ und dem Erwachsenen machmal auch mittels einer Puppe hergestellt, die das „Innere Kind“ darstellt und so zum Medium der Begegnung und Heilung wird.

Viele solcher Heilungspuppen, wie ich sie nenne, haben in den letzten Jahren meine Werkstatt verlassen. Was sie denn jetzt mit der Puppe machen sollen, fragen meine Kunden häufig. Ein paar Anregungen gebe ich dann immer gern mit auf den Weg. Aber eigentlich betrachte ich meine Arbeit mit Vollendung der Puppen als abgeschlossen. Schließlich bin ich keine Psychotherapeutin. Trotzdem bleibt manchmal das Gefühl, dass da noch etwas offen ist.

Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich vor einigen Wochen auf ein kleines Buch mit dem Titel „Es ist nie zu spät für eine liebevolle Kindheit“ aufmerksam geworden bin. Es stammt aus der Feder der Autorin und Grafik-Designerin Irmi Riedl, die sich mit ihrem Label Lina-Art auf sanfte, humorvolle und kreative Weise Fragen des Glücks, der Familie und der Kindheit widmet.

Das Büchlein läd mit vielen Fragen und Raum für Gedanken und Erinnerungen auf eine Reise zurück in die eigene Kindheit ein, bei der man schreibend und rückblickend in Verbindung mit seinem „Inneren Kind“ kommt. Auf diese Weise werden wertvolle Ressourcen für das Leben im Hier und Jetzt wieder aufgedeckt.

Das macht das Büchlein zu einem guten Begleiter auf solchen Heilungs- und Entwicklungswegen und natürlich auch zu einer Empfehlung meinerseits für die Arbeit mit einer Puppe als Unterstützung, um in Zwiesprache mit der eigenen Seele zu kommen.

Um euch das Büchlein vorzustellen, habe ich Irmi ein paar Fragen gestellt:

Wie bist du auf die Idee zu dem Büchlein gekommen?
Eines Tages machte mich ein Freund auf ein Foto aufmerksam mit den Worten: „Sieh mal, wie deine Mutter auf dem Foto lieb schaut.“ Wie bitte? Meine Mutter? Ich nahm das Foto sofort genauer unter die Lupe. Zu meiner Überraschung, ja! Ihr Gesicht hatte einen sehr liebevollen Ausdruck. Wieso ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Warum hatte ich ihr freundliches Gesicht nicht bemerkt? Wollte oder konnte ich es nicht sehen?

Es beschäftigte mich und ich stellte mir die Frage, ob es nicht doch auch ein Stück weit an mir liegen könnte, dass ich meine Kindheit als nicht besonders schön in Erinnerung behalten habe. Stimmt es, war meine Kindheit wirklich nur anstrengend? Oder kann es sein, dass es sehr wohl auch Geborgenheit, Wärme, Fürsorge, usw. gab? Aber warum erinnert man sich so wenig daran? Wiegen die unangenehmen Erlebnisse doch schwerer und haben deshalb die guten Erinnerungen weniger Chancen, im Gedächtnis zu bleiben?

Gestern sah ich einen Film über eine Frau, die wirklich Allerschlimmstes in ihrer Kindheit durchmachen musste. Trotzdem erwähnte sie im Interview, sie hätte auch gute Tage erlebt, die sie auf keinen Fall vergessen möchte.

Also, nun galt es, die schöneren, helleren, liebevolleren Momente aufzustöbern. Vielleicht hatte ich es sogar auch selber satt, mich immer nur an das Unangenehme in meiner Kindheit zu erinnern und mich im Kreis zu drehen. Und so war die Idee zu diesem Büchlein geboren.

Für wen hast du das Büchlein gemacht?
Für Frauen und Männer, die den Blick auf das Positive in ihrer Kindheit teils verloren haben. Für alle, die sich mit dem Thema „Inneres Kind“ und Heilung beschäftigen.

Aber auch für alle, die Lust haben, sich an all die Momente zu erinnern, in denen sie sich stark, erfolgreich, verträumt, unschlagbar, verliebt, satt, künstlerisch, musikalisch, entzückt, albern, experimentierfreudig, vergnügt, sportlich, energisch oder stolz gefühlt haben.

Also in einem Satz: Für alle, die ihrem kindlichen und gesunden Wesenskern wieder begegnen wollen.

Ich habe das Büchlein im Entstehungsprozess von einer „Inneren-Kind“-Therapeutin und einem Heilpraktiken testen lassen. Sie waren sehr davon angetan und empfehlen es an ihre Klienten weiter.

Welche ist deine Lieblingsseite?
Ich glaube, es würde mir nicht gelingen, nur eine zu nennen. Zu meinen Lieblingsseiten gehört aber auf jeden Fall das Titelbild, auf dem eine Frau ihr „Inneres Kind“ hält.

Diese Seite macht weich. Sein eigenes „Inneres Kind“ in der Vorstellung liebkosend zu halten, so wie man es sich damals als Kind gewünscht hätte, dies zu tun, dafür ist es auch im Nachhinein nie zu spät.

Wem es schwer fällt, nur mit der Vorstellung zu arbeiten, empfehle ich eine Puppe. Auch ich hatte für eine Weile eine süße Babypuppe, die ich nach meinen Vorstellungen und Wünschen liebevoll pflegte. Das hatte eine heilende Wirkung auf mich, denn die Liebe kommt dadurch wieder ins Fließen.

Was rätst du Menschen, die mit deinem Büchlein in Kontakt mit ihrem „Inneren Kind“ kommen möchten?
Das Büchlein habe ich bewußt so klein im Handtaschenformat gehalten, damit man es eine Weile bei sich tragen kann. Wer sich darauf einlässt, wird spielerisch und mit viel Feingefühl in die eigene Kindheit geführt.

Mit Fragen wie nach dem Lieblingsplatz von damals, an dem man Raum und Zeit vergessen konnte, lässt es sich gut an diese Welt anknüpfen. Mit vielen leichten, aber auch tiefgreifenden Übungen kommen vergessene, beglückende und herzerwärmende Erlebnisse zurück. Wiedererinnerte Menschen, die uns inspirierten, in Erfüllung gegangene Wünsche, berührende Momente – das alles sind Kraftquellen, die es aufzustöbern gilt.

Das Büchlein lädt dazu ein, mit neuem, offenem Blick auf die eigene Kindheit zu schauen, mit Fokus auf dem Positiven. Wenn man zu einigen Übungen keinen guten Kontakt hat, kann man sie einfach überspringen. Es soll sich immer leicht und freundlich anfühlen.

Auf den hinteren Seiten nähern wir uns schließlich wieder unserem heutigen Ich. Über weitere Übungen können wir erkennen, dass wir die weniger angenehmen Erlebnisse längst in gute Qualitäten oder Fähigkeiten transformiert haben. Sie lassen uns stärker und liebevoller erscheinen. Am Ende fühlen wir uns glücklicher und stärker. Wenn wir unser „Inneres Kind“ liebevoll pflegen und das Positive wieder zulassen, können wir wirklich erwachsen werden.

Was wünschst du dir für das Büchlein?
Es macht mich glücklich, wenn ich höre, dass Menschen durch das Büchlein wieder Kontakt zu ihrem zarten, gesunden Seelenanteil finden. Das Büchlein möchte Achtsamkeit und Sanftheit, aber auch Mut zur eigenen Sensibilität in die Seele pflanzen.

Ich bin voller Vertrauen, dass es den Menschen begegnen wird, die dafür bereit und offen sind. Verletzlichkeit oder Sensibilität zu zeigen, ist der Schlüssel zu einem aus ganzen Herzen erfüllten Leben. Sie ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke.

Übrigens: Als ich mein erstes Layout-Exemplar durchgelesen hatte, war ich selber sehr berührt, weich und beglückt. Ich ertappte mich sogar bei dem Gedanken: “Oh, so ein Büchlein will ich auch haben!“ Irgendwie empfand ich es als einen kleinen Schatz.

Vielen Dank, liebe Irmi, für das Interview und ganz viel Freude und Erfolg für dein Projekt!

Irmi und ich verlosen ein Exemplar ihres Büchleins „Es ist nie zu spät für eine liebevolle Kindheit“. Wenn ihr es gewinnen möchtet, schreibt bis Sonntag Nacht an hello@mariengold.net. Den Gewinner werde ich am Montag auslosen und benachrichten. Das Büchlein bekommt ihr dann von Irmi zugeschickt. Viel Glück!

„Es ist nie zu spät für eine liebevolle Kindheit. Notiz- und Date mit deinem kleinen Ich-Büchlein“ von Irmi Riedel, www.lina-art.de, erhältlich für 14.90 Euro hier oder direkt bei Irmi.

Vom Reportagemagazin Geo gibt es übrigens passend zum Thema gerade ein Heft mit dem Titel Mütter: Wie sie uns ein Leben lang prägen.

(Das Buch hat Sandra gewonnen.)

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)