Als ich im Frühjahr in der Verlagsvorschau von Freies Geistesleben das Buch „Fingerpüppchen häkeln & nähen“ von Jana Tröger entdeckte, machte meinen Herz einen großen Hüpfer. Zum einen, weil es eher selten vorkommt, dass ein neues, vielversprechendes Anleitungsbuch erscheint. Zum anderen, weil das Cover so fröhlich, leicht und verspielt daherkommt und auf einem Bild alles zusammenbringt, worum es mir beim Puppenmachen geht.
Man sieht darauf ein Kind mit offenem Blick und einem vergnüglichen Lächeln im Gesicht, das auf den Fingern seiner zum Spiel ausgestreckten Hand fünf Püppchen sitzen hat. Die Zwerge Pippa und Pelle sind dabei, unverkennbar Pippi Langstrumpf mit ihrem gelben Kleid und den roten Zöpfen sowie zwei weitere Charaktere, die mit nur einem Fingerknick zum Leben erweckt werden können. So einfach ist es, miteinander ins Spielen zu kommen. Und genauso einfach ist es im Grunde auch, diese Püppchen herzustellen.
Die Autorin Jana Tröger ist eine Meisterin ihres Fachs und macht mit dem liebevoll gestalteten Buch große Lust, eine kunterbunte Fingerpuppenwelt entstehen zu lassen. Dafür braucht es keine supertoll ausgestattete Werkstatt, sondern nur ein paar Basics wie Handarbeitsutensilien, Schafwolle und Puppentrikot und einen kleinen Schatz aus Stoffen und Garnen, Reste sind hier willkommen.
Das Buch enthält nicht nur genaue Text- und Bildanleitungen, Schnittmuster und Beispiele, sondern auch theoretisches Futter zur pädagogischen Bedeutung und den Möglichkeiten dieser kleinen Püppchen, Anregungen für Fingerpuppenspiele, Aufbewahrung und Dekoration sowie Reinigung und Reparatur.
Vorkenntnisse braucht es keine, auch nicht besonders viel Geschick oder Kunstfertigkeit. Denn eines macht dieses Buch ganz deutlich und deshalb berührt es mich auch so sehr: Beim Puppenmachen geht es nicht um das perfekte Ergebnis, sondern darum, aus dem Herzen für unsere Kinder, unsere Mitmenschen zu kreieren und Erfahrungen von Verbundenheit zu ermöglichen. Dafür sind diese kleinen, schlicht-und-einfachen Püppchen wunderbar geeignet. Mein Liebling ist übrigens der Marienkäfer Mary von Seite 84, der mein Erstlingswerk werden wird.
Nach ihren Lieblingen habe ich auch die Autorin gefragt. Hier ein kleines Interview, in dem ihr mehr über sie und ihr Schaffen erfahrt:
Was ist dein Hintergrund als Puppenmacherin? Wie bist du zu diesem Handwerk gekommen?
Bereits als kleines Kind beobachtete ich meine Mutter, wie sie Puppen herstellte, die sie später auf dem Herbstmarkt an unserer Waldorfschule verkaufte und die immer sehr beliebt waren. So wurde mehrmals im Jahr das Wohnzimmer für ein paar Tage in einen Werkraum umgewandelt. Überall lagen Stoffe, Schafwolle, Sisaldraht und fertige und unfertige Puppen herum. Ich wuchs also mit diesem Handwerk auf und lernte dabei schon früh, Puppen selbst herzustellen.
Was schätzt du besonders am Puppenmachen?
Ich arbeite grundsätzlich gerne mit meinen Händen. Beim Puppenmachen liebe ich es ganz besonders, wie ein kleines Wesen in meinen Händen entsteht, mich am Ende anblickt und zu sagen scheint: „Hallo, hier bin ich!“ Vor einigen Jahren entwickelte ich dann für unsere Familie die ersten Fingerpuppen und blieb an dieser Arbeit hängen. Ich mag es, dass sie so schnell gemacht sind und trotzdem so facettenreich ausgearbeitet werden können. Außerdem bin ich dabei ortsunabhängig, denn ich mache sie einfach überall – auf dem Spielplatz, auf dem Sofa, im Garten oder auch mal während einer längeren Zugfahrt.
Was macht das Fingerpüppchen für dich zu einem wertvollen Spielzeug?
Fingerpüppchen haben einen hohen Aufforderungscharakter. Ich beobachte immer wieder, wie sowohl Kinder als auch Erwachsene sich das Püppchen auf den Finger setzen und losspielen. Das sind meist keine Aufführungen, vielmehr entwickelt sich ein kleines gemeinsames Spielchen mit dem Kind und so entsteht schnell eine tiefe Verbundenheit. Ich finde, es ist auch etwas Besonderes, wenn das Fingerpüppchen selbst hergestellt wurde: Zuerst wird mit den eigenen Händen aus leblosem Material die kleine Figur erarbeitet und anschließend wird sie mit den eigenen Fingern zum Leben erweckt.
Welches Püppchen aus deiner Sammlung magst du am liebsten?
Oh, da gibt es einige! Aus dem Buch ist es zum Beispiel der Sandmann oder die Pippi Langstrumpf vom Coverbild. Aber auch die einfachen Figuren ohne aufwändige Details berühren mich sehr.
Bietest du deine Fingerpüppchen eigentlich auch zum Verkauf an? Und gibst du auch Kurse?
Ja, ich habe sie auch schon verkauft, vor allem auf Waldorfmärkten. Ich hoffe und freue mich, wenn diese wieder stattfinden können. Auch einen Kurs habe ich schon gegeben und es war eine sehr spannende Erfahrung. Das würde ich auch sehr gerne wieder machen.
Wie geht es nach dem Buch für dich weiter? Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ich stecke immer wieder voller Ideen. Als Mutter dreier Kinder und mit Job brauchen diese Ideen jedoch ihre Zeit, bis sie ausgereift bzw. verwirklicht sind. Aber unabhängig von meinen Zukunftsplänen würde mich sehr freuen, wenn das Buch viele Menschen erreicht und gefällt und bald viele kleine Fingerpüppchen die Welt bevölkern!
Liebe Jana, vielen Dank für das Interview. Ich bin mir sicher, dass die Fingerpüppchengemeinschaft wachsen und wachsen wird. Gratulation zu diesem wunderschönen Buch und alles Gute für dich und deine Arbeit!
Jana Tröger: Fingerpüppchen häkeln & nähen, Verlag Freies Geistesleben, ISBN: 978 3 7725 3135 4, 20 Euro.
Weitere Einblicke in Janas Arbeit gibt es auf ihrer Internetseite und bei Instagram unter @unikation.de.
© Bilder Jana Tröger und Lena Strohm (Autorin mit Kind)
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