13. Dezember 2021

12erinnerungsstücke2021: Oktober, November, Dezember

Als ich Anfang des Jahres die Kiste mit meinen Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen, heute zum letzten Mal:

Erinnerungsstück 10/12: Puppenmachen, das macht man eher allein. Die meiste Zeit ist das ok für mich, denn ich mag Stille und Zurückgezogenheit. Aber ich brauche auch Gemeinschaft und Gleichgesinnte. Deshalb gebe ich monatliche Kurse und mache den Echte-Puppen-Podcast mit meiner Freundin Laura von 1000 Rehe. Ein Versuch, regelmäßig in Gemeinschaft zu kommen, war auch unser Berliner Puppenmacherinnenkollektiv 8Hände, zu dem neben Laura und mir auch Anita von Lilla Kirrivi und Julia von Von Kowalke gehörten. Nach unserer Gründung 2013 trafen wir uns vier Jahre lang mehrmals im Jahr, um gemeinsam zu werkeln, uns auszutauschen, neue Techniken auszuprobieren, Ausstellungen zu besuchen, Kaffee zu trinken, zu quatschen. Einmal unternahmen wir sogar einen Ausflug zum Puppenfestival in Neustadt bei Coburg und krönender Abschluss war ein Besuch in Anitas neuem Zuhause in der Oberlausitz, wo wir ein herrliches langes Wochenende lang in nichts anderem schwelgten als Puppen/machen. Das war auch das vorletzte Mal, das wir uns in dieser Runde sahen. Es ging schließlich auseinander, als wir nicht mehr alle in derselben Stadt lebten. Was ich aus der Zeit mitnehme: Bei aller Freude, die wir miteinander hatten, ging es immer auch um etwas Größeres, um Verbindung über uns vier hinaus, und ich spürte jedes Mal, dass wir in Wirklichkeit nicht nur acht Hände waren, sondern viel, viel mehr, mindestens doppelt so viele, wie es Puppennähverliebte auf dieser Welt gibt.

Erinnerungsstück 11/12: 2013 und dann noch einmal 2017 hatte ich das große Vergnügen, mit Okka Rohd Puppen für ihre beiden Töchter zu nähen. Bis dahin kann ich sie nur von ihrem wunderbaren Blog Slomo, der bis heute mein absoluter Lieblingsblog ist, auch wenn er jetzt schon länger stillliegt. Okka kann unfassbar gut schreiben, sie hat einen liebevollen, ja poetischen Blick auf das Leben und eine verlässliche Spürnase für Bücher, Musik, Rezepte, Kleidung und alle möglichen interessanten Fundstücke aus dem Internet. Von ihr habe ich gelernt, wie man einen persönlichen Blog macht, ohne dabei allzu privat zu sein, und meiner eigenen Schreibstimme zu vertrauen. Wie ich das erste Mal mit meinem Handwerkszeug in ihrer Küche gelandet bin, weiß ich gar nicht mehr, aber es war das schönste Blind Date meiner Zeit als Puppenmacherin und wir mochten uns auf Anhieb. Als sie dann auf ihrem Blog über unseren Puppennähtag schrieb und die Überschrift „Der beste Tag, eine tolle Frau und eine Puppe“ lautet, hätte ich die ganze Welt umarmen können. Kurz darauf gab es noch einen Nachschlag dieses schönen Gefühls. Da entdeckte ich nämlich auf S. 68 ihres gerade erschienen Kochbuchs „Herdwärme“ den zerliebten Teddybären ihrer Tochter Fanny in der rot-hellblauen Kleidung, die ich ursprünglich für die Puppe angefertigt hatte. Da war sie wieder, die Poesie des Alltags, die zart-stürmische Berührung meines Herzens, für die ich Okka und Slomo so gern habe und die mir letztlich auch meine ganz eigene Welt des Schreiben und Teilens im Internet eröffnet haben.

Erinnerungsstück 12/12: Als im Dezember 2013 ein Beitrag über mich und Mariengold in der BRIGITTE erschien, war das eine große Sache für mich. In der Einleitung stand damals: „Sie sind Mutter und Unternehmerin – und schaffen sich ihre familienfreundlichen Jobs einfach selbst. Diese Frauen haben ihr Leben mit Kindern als Inspiration für den Neustart genutzt.“ Das stimmt und ist doch nur ein Teil der Wahrheit. Heute, acht Jahre später, würde ich die Geschichte anders erzählen. Denn je weiter ich komme auf diesem Weg, desto mehr verstehe ich mein Warum. Puppen sind faszinierend, ein schier unlösbares Rätsel, denn in ihrer Daseinsform zwischen toter Materie und beseelt wirkender Lebendigkeit sind sie kaum zu begreifen. Das Mysterium Puppe zu erforschen heißt auch, dieses wunderbare, rätselhafte Menschsein zu erforschen und zu lernen, lernen, lernen. Etwas Schöneres kann ich mir kaum vorstellen. Die Reise geht weiter.

Ganz lieben Dank an alle, die bei dieser Aktion mitgemacht haben!


7. Dezember 2021

DIY: Puppenreinigung mit Herz

Eine Frage, die in meinen Kursen immer kommt, ist, ob die Puppen auch gewaschen werden können. Die kurze Antwortet: Ja und zwar genauso, wie man Kleidung aus Wolle wäscht, nämlich von Hand oder im Wollwaschprogramm in der Maschine. Und hier die lange Antwort:

Grundsätzlich empfehle ich, Puppen nur dann zu waschen, wenn es unbedingt nötig ist. Anlass für eine Wäsche könnte z. B. sein, dass die Puppe stark verschmutzt ist, weil sie in eine Pfütze gefallen ist. Oder das Kind hat sich übergeben und die Puppe wurde in Mitleidenschaft gezogen. Oder eine Puppe soll von einem Kind zum anderen weitergereicht werden und es geht auch um eine energetische Reinigung. Oder ein Kind wünscht sich ausdrücklich, dass seine Puppe Bad nehmen soll. Die Gründe können vielfältig sein und es hängt natürlich auch vom eigenen Empfinden ab, wann man eine Puppe als dringend waschbedürftig empfindet.

Darüber hinaus gibt es Veränderungen, die alle Stoffpuppen mit der Zeit erleben, wenn sie viel geherzt und bespielt werden. Die Nase rubbelt sich ab, das Haar wird dünner und kann verfilzen, die Füllung schrumpft ein bisschen in sich zusammen, die Haut wird dunkler und etwas speckig. Das ist alles natürlich und gehört zu einem schönen, langen Puppenleben dazu. Für die meisten Kinder ist es gerade diese spezielle Patina, verbunden mit einem ganz eigenen Geruch, die ihre Puppe erst ausmacht. Die würde mit einer Wäsche weitgehend verschwinden, weshalb ich immer rate, das gut abzuwägen.

Wenn es dann wirklich eine einmal eine Wäsche sein soll, zeige ich es euch hier an der Puppe Molly, die meine Freundin Kristina vor Jahren bei mir im Kurs gemacht hat und die jetzt von ihrer älteren Tochter, die mittlerweile 14 Jahre alt ist, an die dreijährige Schwester gehen soll.

Ihr braucht

Waschschüssel, in die eure Puppe bequem hineinpasst

Milde Seife, für Wolle und Feines geeignet

Handtuch

Und so geht’s

Die Waschschüssel mit lauwarmem Wasser füllen und etwas von der Seife hineingeben, so dass es milchig-trüb wird. (Kleiner Einschub an dieser Stelle: Seife ist ein natürliches Tensid, das durch seine überfettete, pflegende Formel weniger schäumt als manch andere Waschmittel. Trotzdem reinigt sie und zwar mit dem mit dem Vorteil, dass sie dem Material nicht schadet.)

Die Puppe in das Wasser legen und ein bis zwei Stunde einweichen lassen.

Dann kräftig mit den Händen durchkneten, damit der Schmutz herausgehen kann. Grobe Verunreinigungen vorsichtig mit einer Bürste entfernen.

Anschließend gut mit klarem Wasser ausspülen und das Wasser ausdrücken.

Die Puppe in ein Handtuch wickeln, das Wasser nochmals ausdrücken und an einem warmen Ort trocknen lassen.

Grundsätzlich können die Puppen auch im Wollwaschgang bei niedriger Temperatur und geringer Schleuderzahl in der Maschine gewaschen werden, dann am besten in einem Kissenbezug oder Waschsack, damit sie nicht zu sehr strapaziert werden. Meiner Erfahrung nach werden die Puppen aber sauberer, wenn sie von Hand gewaschen werden.

Nach der Wäsche das Wangenrot auffrischen und das Haar aufbürsten oder mit dem „Fingerkamm“ frisieren.

Happy Badetag!

(Die Puppenseife auf dem ersten Bild ist nicht mehr in meinem Shop erhältlich, ihr könnt aber auch jede andere milde Seife verwenden.)


23. November 2021

Geschenkideen für Puppennähverliebte #12

1 Von der Begeisterung von Menschen mit einer Leidenschaft lässt man sich gern ansteckend. Dafür sorgen auch die Geschichten in dem kleinen, unabhängigen Magazin it’s a passion thing. In der aktuellen Ausgabe geht es u.a. um eine Bäckerei in Meran, ein Arthouse-Kino in Singapur und das Züchten von Pilzen. Einzelhefte und Pakete erhältlich ab 16 Euro im hauseigenen Shop.

2 Wenn eure Leidenschaft die Handarbeit ist, freuen sich eure Hände und Fingernägel sicher über eine wohltuende Maniküre zum Jahresende. Dafür gibt es von Gitty Concious Beauty ein wunderschönes veganes Rundum-sorglos-Paket bestehend aus Nagelöl, Nagelserum, Nagelhärter, Feuchtigkeitscreme und Nagelfeile. Aktuell zum Sonderpreis von 79,90 Euro direkt bei Gitty zu kaufen.

3 Bei Petite Knit gibt es eine tolle Idee zur Aufbewahrung von Rundstricknadeln: Einfach mehrere große Briefklemmer an der Wand befestigen und die Nadeln nach Größe sortiert einhängen. Kann man easy selbermachen oder für ca. 22 Euro bei Mette im Shop kaufen. Passende Sticker für die verschiedenen Größen gibt es dort auch.

4 Für unterwegs eignet sich zum Verstauen von Nadel, Schere und Co. dieses hübsche Klappetui aus Leder, das in einer kleinen Manufaktur in Leipzig hergestellt wird. Erhältlich in sieben verschiedenen Farben in speziellen Verkaufsslots bei Maschenfein, Preis 55 Euro.

5 Ein Produkt aus meinem eigenen Shop darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen. Dieses Mal lege ich euch meine Puppenliebe-Labels ans Herz, mit deinen ihr eure selbstgemachten Puppen individualisieren und personalisieren könnt. Wie das geht, zeige euch hier und hier und die Labels gibt’s für 20 Euro hier.

6 Ein guter Füllfederhalter gehört in jedes Puppenmacher*innenmäppchen, z. B. für handgeschriebene Grüße an die Kundschaft. Beim deutschen Traditionshersteller Kaweco findet ihr eine große Auswahl in vielen schönen (auch puppennähverliebten) Farben, ab 20,96 Euro.

7 Die dunkle Jahreszeit nimmt einem nicht nur das Licht zum Werkeln, sie kann auch auf die Stimmung schlagen. Eine sonnennahe Vollspektrum-Tageslichtlampe unterstützt das natürliche Sehen und die seelische Gesundheit. Solche Leuchten gibt es von verschiedenen Herstellern, z. B. das Homeoffice Set Arbeitsecke  von natur-nah bestehend aus LED-Panel und Lampe für derzeit reduzierte 246 Euro.

8 Für ein bisschen Sommer im Winter können auch Blumen sorgen. Bei Bloomon findet ihr herrliche frische Sträuße, Trockenblumen, ein flexibles Abo und natürlich Gutscheine zum Verschenken oder Euch-selbst-Beglücken.

9 Auch Bewegung ist jetzt essenziell für Körper und Seele. Online-Yoga ist eine wunderbare Möglichkeit, euch zu Hause etwas Gutes zu tun. Aus bekannten Gründen mittlerweile 20-monatiger eigener Erfahrung kann ich euch YogaEasy empfehlen. Da ist wirklich für jede*n etwas dabei: kurze und lange Sessions, alle Level, verschiedene Stile, auch komplette Programme. Mitgliedschaft ab ca. 11 Euro pro Monat.

10 Und wenn es mal wieder eine Reise sein darf, dann auf ins Salzburger Marionettentheater. Auf dem Spielplan stehen unter anderem Fidelio, Alice im Wunderland und Der Nussknacker. Karten gibt’s ab 30 Euro.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Die Geschenkideen der letzten Jahre findet ihr hier, weitere Fundstücke hier.


11. November 2021

Podcast-Episode #03: Was macht die Puppe in der Schürzentasche? Über das Symbol der Puppe im Märchen „Vasalisa, die Weise“

In unserer dritten Episode sprechen Laura und ich über das Märchen „Vasalisa, die Weise“ und gehen vor allem auf die Puppe ein, die Vasalisa in ihrer Schürzentasche trägt und die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.

Vasalisa wird von ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern gequält und schließlich in den sicheren Tod fortgeschickt. Erst in der Einsamkeit des Waldes besinnt sie sich auf ihre innere Stimme und lernt, Verantwortung für sich zu übernehmen.

Die innere Stimme kommt in dem Märchen als kleines Püppchen daher, das Vasalisa vor dem Tod der Mutter von ihr geschenkt bekommen hat und seitdem in ihrer Schürzentasche trägt.

Über diese hochinteressante Symbolik tauschen wir uns ausführlich aus und geben zum Abschluss Anregungen für ein kleines Heilungspüppchen für die eigene „Schürzentasche“.

Das Märchen selbst – eine von mir gelesene und mit Musik vertonte Aufnahme der Version von Clarissa Pinkola Estés aus ihrem Buch „Die Wolfsfrau“ – findet ihr als separates Audio in unserem Podcast-Feed und könnt es dort immer wieder anhören, unabhängig von dieser Besprechung.

Ihr findet unseren Podcast auf Spotify und bei Apple Podcasts. Folgt uns dort und verpasst keine neue Episode!

Oder ihr hört Märchen und Gespräch direkt hier, indem ihr auf die Player unten klickt.

Unsere nächste Folge im Dezember wird unsere erste Community-Folge, in der wir eure Fragen rund um Puppen/machen beantworten wollen. Wenn ihr dabei sein wollt, schreibt uns gern eure Fragen bis zum 19. November an hello@mariengold.net oder 1000rehe@gmx.de!

Weitere Episoden findet ihr hier.


5. November 2021

Ein bunter Reigen Massekopfpüppchen

Wahrscheinlich habt ihr es auf dem letzten Bild am Mittwoch bereits geahnt: Ich habe tatsächlich aus allen zehn Masseköpfen vollständige Puppen gemacht. Und was für eine Freude ich dabei hatte! Denn ich liebe Farben und habe es unendlich genossen, diesen kunterbunten Reigen für euch zu kreieren.

Die Puppen sind 20 cm groß und haben einen Kopf aus sogenannter Masse.

Ihr Körper ist an einem Stück, wobei die Arme und Beine abgesteppt sind, damit sie gut beweglich sind und auch sitzen können. Hände und Füße sind mit Granulat gefüllt, damit sie etwas schwerer sind und gut fallen. Der Kopf ist fest in den Körper eingebunden und beweglich, so dass sie auch zur Seite schauen können. Einen kleinen Bauchnabel gibt es auch, der Rest ist ganz einfach gehalten.

Die Puppen tragen einen Schlafsack-Overall aus weichem Baumwollnicki, ein Häubchen, ebenfalls aus Nickistoff, mit Blümchenbindeband und Mullwindeln mit Blockstreifen.

Erhältlich sind sie für je 75 Euro in meinem Etsy-Shop oder via eMail an hello@mariengold.net direkt bei mir, dann beträgt der Preis 5 Euro weniger.

Mehr zur Geschichte der Puppen findet ihr in meinen Beiträgen zur diesjährigen PuppenMITmacherei.