15. September 2022

Podcast #10: Teddybären: Puppen mit Schnauze, Schwanz und Tatzen?

In unserer ersten Folge nach der Sommerpause sprechen wir über ein Thema, das uns in unserer Arbeit als Puppenmacherinnen immer wieder begegnet, etwa wenn es heißt: „Mein Kind braucht eigentlich keine Puppe, denn es hat schon einen Teddybären.“

Unsere Beobachtung ist, dass Kuscheltiere immer beliebter und in diesem Zusammenhang Puppen immer seltener in Kinderzimmern werden. Daraus ergibt sich für uns die Frage, ob Puppen und Stofftiere – ins besondere Bären – die gleiche Funktion und die gleiche Bedeutung für Kinder haben, was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind und ob das eine das andere ersetzen kann.

In dieser Episode beschäftigen wir uns also mit dem Bären als Krafttier, wie der Bär zum Spielzeug wurde und wie Teddybären und Puppen Kindern auf unterschiedliche Art und Weise gut tun.

Ihr findet unseren Podcast auf Spotify und bei Apple Podcasts. Abonniert uns dort und verpasst keine neue Episode!

Oder ihr hört uns direkt hier, indem ihr auf den Player unten klickt.

Im Dezember wollen wir wieder eine Community-Folge machen, in der wir eure Fragen beantworten, zu Puppen und Puppenmachen natürlich, aber auch zu anderen Themen, die ihr mit uns in Verbindung bringt und was euch interessiert.

Deshalb schreibt uns schon jetzt zahlreich an hello@mariengold.net oder 1000rehe@gmx.de, damit es eine lebendige, buntgemischte und abwechslungsreiche Episode wird!

Über finanziellen Support für das Hosting würden wir uns auch sehr freuen. Das geht am besten über Paypal.

Weitere Episoden findet ihr hier.


6. September 2022

Fundstücke #32

1 Schon alle Kleidungsstücke von Mariengold genäht? Dann findet ihr bei Klimperklein ein kostenfreies eBook mit Anleitungen und Schnittmuster für fünf einfache Projekte für eure Puppen.

2 Was Menschen, die diesen Blog lesen, schon lange wissen, zeigt eine Studie von Mattel jetzt schwarz auf weiß: Das Spielen mit Puppen hilft Kindern, Empathie und Fähigkeiten der sozialen Informationsverarbeitung zu entwickeln.

3 Der Herbst steht vor der Tür und alles mit Plüschfutter ist fortan Willkommen, so auch dieser sehr einfach zu nähende Puppenschlafsack, Anleitung hier.

4 Während deutschsprachige Podcasts über Handarbeit noch eine Seltenheit sind, findet man im englischsprachigen Bereich viel Hörenswertes über alle möglichen Themen, z. B. The Woven Road über Geschichte und Traditionen textiler Handwerkskünste auf der ganzen Welt.

5 Wissen und Erfahrung weitergeben und teilen oder nicht? Diese Frage stellt sich nicht zwangsweise, nur weil man sich öffentlich mit dem zeigt, was man kann und macht, denn: „Not every artist desires to be a teacher and therefore is not obligated to share their process.“ Das ganze kluge Statement von Sara Buscaglia von Farm & Folk von findet ihr hier.  

6 Filzen ist mittlerweile eine gängige und beliebte Technik beim Puppenmachen. Hier gibt es einen Überblick über Werkzeuge und Hilfsmittel und hier Tipps zum Modellieren von Puppengesichtern.

7 Die Aktion #dollsforukraine, bei der im März diesen Jahres Puppen aus der ganzen Welt zugunsten der Nothilfe in der Ukraine versteigert wurden, war ein voller Erfolg. Sabine von Bienchen & Blümchen schaffte es damit sogar in die lokale Presse. Der Artikel befindet sich zwar hinter einer Paywall, aber auch ohne ausführliche Lektüre ist es einfach großartig, dass unser Lieblingshandwerk auf diesem Weg einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.


22. August 2022

Wo die Seele baumeln kann

Kann es in diesen Zeiten überhaupt noch echte Auszeiten geben? Einen Hochsommer, in dem die Tage zu einem einzigen guten Gefühl verschmelzen und das Wesentliche mit all seiner Schönheit spürbar wird? Angesichts der äußeren Bedrängnisse der letzten 2,5 Jahre glaubte ich es ehrlich gesagt nicht mehr, bis ich es bei unserem alljährlichen Bergsommer an unserem Familienkraftort doch wieder erleben durfte.

Ich bin unendlich dankbar für diese langen drei Wochen, in denen ich alle Sorgen loslassen und zu neuen körperlichen und seelischen Kräften kommen konnte. In dieser Zeit veränderte und verbesserte sich zwar nichts im Außen, aber sie machte mir das Geschenk der Zuversicht, dass es immer einen Gestaltungsspielraum in meinem Herzen gibt, der jede Zeit zu einer guten Zeit machen kann, verbunden mit allem, was mir wichtig und wesentlich ist.

Mehr Eindrücke von unterwegs findet ihr hier.


24. Juni 2022

Zoe – Eine Lieblingspuppe aus 2022

Zoe ist 40 cm groß und hat beigebraune Haut, braunes Haar mit geflochtenen Zöpfchen und braune Augen.

Sie trägt ein magentapinkes Hosenkleid mit Bindebändern, ein eng anliegendes hellrosa Shirt und eine Mütze im Farbverlauf Pink, Gelb, Hellrosa.

Die Puppe ist für 215 Euro in meinem Etsy-Shop oder via eMail an hello@mariengold.net direkt bei mir erhältlich, dann beträgt der Preis 5 Euro weniger. Weitere Puppen für den Sofortkauf, sofern gerade vorrätig, findet ihr hier, mein Portfolio hier und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen hier.

Eine Puppe wie diese könnt ihr mit meinen Books zur Herstellung von Puppen und Puppenkleidern auch selbst herstellen. Mehr dazu hier. Die eBooks sind in meinem Etsy-Shop erhältlich.

Puppenbestellungen an hello@mariengold.net. Preise und Details hier.

Mariengold Puppen werden von Hand mit großer Aufmerksamkeit und viel Liebe aus natürlichen Materialien und nach eigenen Entwürfen hergestellt. Sie haben einen kleinen Hals (die Babys und Minis jedoch nicht), einen einfachen Po, sehr gut bewegliche Arme und Beine, ein kleines Näschen und einen Bauchnabel, manchmal auch Ohren und Grübchen an Ellenbogen und Knien. Das Haar ist aus einer gehäkelten Perücke aus Mohair-Schurwoll-Garn mit eingeknüpften Haarsträhnen. Die Körperteile sind aus hochwertigem Schweizer Trikotstoff mit einem besonders reißfestem Garn genäht und sehr, sehr fest mit Schafwolle gestopft. Das Gesicht ist sorgfältig aufgestickt und die Wangen sind mit roter Bienenwachskreide eingefärbt. Die Kleidung ist aus Stoffen und Garnen aus Naturfasern. Puppen und Kleidung können von Hand mit lauwarmem Wasser und einem milden Waschmittel gereinigt werden.



22. Juni 2022

18 Jahre

Heute wird meine Tochter 18 Jahre alt. Es ist gewissermaßen auch mein 18. Geburtstag, als Mutter, aber auch als Puppenmacherin. Denn ohne mein Kind wäre ich keine Puppenmacherin geworden.

Als ich schwanger wurde, war ich noch im Studium und hatte andere vage Pläne für meinen beruflichen Weg. Ich studierte gerade im achten Semester Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin. Dort war ich gelandet, weil mir zur Verwirklichung meines eigentliches Wunsches, nämlich Kunsttherapeutin zu werden, der Mut und das Vertrauen fehlten. Ich hatte ein supergutes Abitur, mit dem ich alles hätte machen können, träumte aber, ohne dass ich es je laut vor meinen Eltern, Freund*innen oder mir selbst ausgesprochen hätte, von einer künstlerischen Ausbildung. Jedoch glaubte ich nicht an mich selbst und räumte mir nicht den Hauch einer Chance ein, je die künstlerische Eignung für ein solches Studium nachweisen zu können. Deshalb versuchte ich es gar nicht erst. Dafür fand ich diesen Studiengang mit der langen Bezeichnung, unter dem ich mir eigentlich nichts vorstellen konnte, aber immerhin war er an einer Kunsthochschule angesiedelt und mit meinem Notendurchschnitt brauchte ich mich quasi nur einzuschreiben. Ich wusste vom ersten Semester an, dass ich hier eigentlich nicht richtig war, aber ich zog es durch, machte Praktika in verschiedenen Agenturen, schrieb Hausarbeiten und Klausuren und legte Prüfungen ab, die letzten schwanger mit meiner Tochter, da war ich 23.

Heute weiß ich, dass mir die relativ frühe, ungeplante Mutterschaft vor allem die Möglichkeit eröffnete, mich noch einmal vollkommen neu auszurichten. Ich freute mich auf mein Kind und ehrlicherweise auch, dass dadurch erst einmal die Pausetaste in meiner beruflichen Entwicklung gedrückt wurde. In den folgenden zwei Jahren lernte ich mit meinem Partner und unserer Tochter das Leben noch einmal neu kennen und entdeckte auch mich selbst komplett neu. Vor allem lernte ich die Liebe kennen und was aus Liebe entstehen kann. Gleichzeitig waren es schwierige Jahre, denn wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten und in dieser Hinsicht hatte ich viel zu durchleuchten und zu verarbeiten.

In dieser Zeit kamen auch die Puppen in mein Leben. Genau erinnern kann ich mich nicht und es war auch nicht so, dass ich nicht vorher schon Puppen kannte, aber mit den Stoffpuppen nach Waldorfart war es Liebe auf den ersten Blick. Ihre Magie berührte mich zutiefst im Herzen und das ist bis heute so geblieben. Meine allererste selbstgemachte Puppe war natürlich für meine Tochter und sie ist mir nach all den Jahren noch immer die liebste, die ich nie vergessen werde. Es folgten hunderte, tausende Puppen, die ich für den Verkauf anfertigte, der Aufbau eines Shops mit Anleitungen und Materialpackungen zum Selbermachen, ein vielgelesener Blog, auf dem zu Hochzeiten bis zu vier Beiträge pro Woche erschienen, die Kursarbeit mit zahlreichen Veranstaltungen in Berlin und anderswo inklusive der Landpartie für Puppennähverliebte zusammen mit meiner Freundin Laura von 1000 Rehe, Community-Events wie die PuppenMITmacherei mit Caro von NATURKINDER oder Puppen&Packen, nach langem Zögern der Einstieg bei Instagram und zuletzt der Podcast „Echte Puppen“ ebenfalls zusammen mit Laura.

Erst kürzlich wurde ich gefragt, ob ich mit Mariengold mein Hobby zum Beruf gemacht hätte. Nein, ganz klar nicht. Puppen waren nie mein Hobby und schon die zweite, die ich nach der für meine Tochter angefertigt hatte, verkaufte ich ganz offiziell. Bei aller Liebe habe ich mir das Puppenmachen ganz bewusst als Erwerbsarbeit ausgesucht. Ich wollte selbständig sein, etwas mit meinen Händen machen und ein Produkt herstellen, für das es theoretisch immer eine Nachfrage gibt. Das war eine mindestens ebenso rationale wie emotionale Entscheidung. Wohlgemerkt war ich damals Mitte 20 und noch grün genug hinter den Ohren, um es einfach auszuprobieren. Dass es gelang, lag sicher auch an meinem Studium. Ich war ja Kommunikationswirtin und kannte mich aus mit Marketingkommunikation, wusste, wie man eine Verbindung zu seinen Kund*innen aufbaut. So söhnte ich mich schließlich auch mit meiner akademischen Ausbildung aus.

Der Gedanke an die Kunsttherapie aber blieb. Vor allem in meinen Kursen spürte ich die heilsame Kraft des Puppenmachens und erlebte immer wieder, wie gut es den Menschen tut. Das ist für mich der Teil meiner Arbeit, der mir am meisten bedeutet und warum ich immer noch mit Leidenschaft dabei bin und diese Tätigkeit für wichtig und zutiefst sinnvoll, aber auch hochinteressant und unglaublich vielseitig halte. In all den Jahren gab es natürlich viele Höhen und Tiefen und ich hatte zwei, drei ernsthafte Krisen, zuletzt bedingt durch die Coronapandemie, in denen ich ein Weitermachen in Frage stellte. Ehrlich gesagt hatte ich sogar lange die Vorstellung, dass ich nur so lange Puppen machen würde, wie meine Tochter ein Kind ist, quasi als dauerhafte Übergangslösung, bis – ja, bis was eigentlich?

Heute an ihrem 18. Geburtstag ist ihre Kindheit formell vorbei und ich bin immer noch Puppenmacherin. Einerseits blicke ich stolz und erfüllt auf das, was ich mir aufgebaut habe und wo ich jetzt stehe, nicht nur mit meiner Arbeit, sondern als ganzer Mensch. Andererseits sehe ich auch, was in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben ist, wo ich es mir vielleicht zu leicht gemacht habe und ein bisschen bequem war, aber auch wo ich mich selbst kleingehalten und mir meine Träume nicht erlaubt habe. Bittersüß fühlt sich das an.

Jetzt bin ich 41, habe eine volljährige Tochter, die demnächst das Nest verlassen wird, und stehe definitiv am Beginn einer neuen Lebensphase. Ich bin von ganzem Herzen Puppenmacherin und hoffe trotzdem, dass es das noch nicht gewesen ist. Ich liebe meine Arbeit und zweifle trotzdem regelmäßig an dem, was ich mache. Ich bin glücklich mit dem, was ist, und wünsche mir trotzdem manchmal brennend etwas Neues. Das ist wahrscheinlich ganz normal und nicht zu wissen, wie diese, meine Geschichte weitergeht, durchströmt mich mit Freude, Dankbarkeit und Liebe für die Geheimnisse des Lebens.