29. August 2016

Bücher: „The Making of a Rag Doll“ von Jess Brown

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Wenn ich die Bücher für meine Buchvorstellungen fotografiere, suche ich mir immer meine Lieblingsseiten aus. Bei den Werken von Jess Brown ist das schwierig, denn ihre Bücher stecken voller Lieblingsseiten. Das habe ich schon letztes Jahr festgestellt, als ich mich für ein paar Seiten aus „Lulu & Pip“ entscheiden musste. Erinnert ihr euch? In dem Buch geht es um Lulu und ihre Puppe Pip, um ihren Sommer auf dem Land, um Freundschaft und Freiheit und das gute, einfache Leben. Die Puppe Pip ist eine original Jess Brown Rag Doll, eine einfache Puppe aus Leinenstoff. Nicht besonders schön, aber sehr geliebt. Das sieht man, das spürt man und das macht sie zu einem echten Herzensding in einer federleichten Geschichte mit grandiosen Bildern.

Entworfen hat die Puppe die amerikanische Designerin Jess Brown. Sie folgt damit einer langen Tradition von Rag Dolls, zu Deutsch „Stoffpuppen“, die sie auch als Modern Heirlooms bezeichnet, also „zeitgemäße Erbstücke“, denn diese handgemachten Lieblinge werden von Generation zu Generation weitergegeben. Anders als in den USA ist diese Puppenart in Deutschland nicht so sehr bekannt, was vielleicht an dem starken Einfluss der Waldorfpädagogik auf die hiesige Stoffpuppenmacherei liegen könnte. Mein Eindruck ist, dass sich das gerade ändert. Nicht nur ist in den letzten Jahren aus der typischen Waldorfpuppe eine frei gestaltete Künstlerinnenpuppe aus den gleichen Materialien, aber mit neuen Techniken und Ausdrucksformen für mehr Detailreichtum und wirklichkeitsnahe Darstellung hervorgegangen. Auch erscheinen mehr und mehr andere Stoffpuppenarten, die in ihrer Erscheinung eher vom Grafischen, von der Illustration herkommen und mit dem Abstrakten, Skizzenhaften, Comicartigen spielen. Dazu gehören für mich auch die Rag Dolls von Jess Brown.

Auf den ersten Blick sehen sie ganz einfach aus. Sie werden aus nur wenigen Materialien, mit simplen Techniken und ohne viel Zeitaufwand angefertigt. Dafür braucht man kein perfektes Händchen, sondern das gelingt auch ohne Vorkenntnisse und besonderes Geschick. Diese Schlichtheit aber dient der Designerin als Spielfläche, um in den Details aus jeder einzelnen Puppe eine eigene kleine Persönlichkeit zu machen. Mit einfachen Mitteln – mal ist es ein antiker Leinenstoff mit einer besonderen Struktur für den Körper, mal ein Malerhut aus Zeitungspapier oder Haar aus fuchsrotem Kaschmirstrick – erschafft sie individuelle Charaktere, die zu entdecken – und ganz bestimmt auch mit denen zu spielen – viel Freude macht.

Jess Brown stellt diese Puppen nicht nur selbst her, sondern sie hat auch ein Buch darüber geschrieben. „The Making of a Rag Doll“ gehört zum Schönsten, was mein Bücherregal zu bieten hat: Hochwertiges Design, wundervolle Bilder, übersichtliches Layout, harmonische Gestaltung, schlichte Illustrationen, gut verständliche Texte – eine ganz feine, entspannte Anmutung, die bestens zu den Puppen passt. Es gibt eine Einführung über die Entstehung der Jess Brown Rag Dolls, Hinweise zu Material, Arbeitsutensilien und Techniken, eine ausführliche Begriffsübersicht für das Nähen, eine kleine Stoffkunde mit Tipps für die Schatzsuche auf dem Flohmarkt und natürlich eine Vielzahl an Projekten, darunter nicht nur die Puppe selbst, sondern auch Kleidung und Accessoires. Jess Brown mag es, wenn den Dingen anzusehen ist, dass sie von Hand gemacht wurden. Dabei wirkt aber nichts nachlässig, sondern immer sorgfältig durchdacht und ausgeführt. Das schlägt sich auch in den Anleitungen und Schnittmustern nieder. Alles ist ganz einfach und sehr gut auch für Anfängerinnen und Anfänger geeignet.

Seit „Lulu & Pip“ habe ich mich riesig darauf gefreut, irgendwann selbst eine Jess Brown Rag Doll anzufertigen. Im Juli an unserem Wochenende unter Puppenmacherinnen habe ich es endlich getan und es war so gut, einmal eine ganz andere Art von Puppe zu nähen. Spannend war für mich im Vorfeld auch die gedankliche Auseinandersetzung mit dieser Puppe, warum sie mich so anspricht und was mir das über meine eigene Arbeit erzählt. Dabei habe ich viel über Mariengold gelernt.

Und ich möchte noch so eine Puppe nähen und zwar in der laufenden PuppenMITmacherei. Meine Partnerin Caro von NATURKINDER hat sich spontan angeschlossen und verlost aktuell auch das Buch auf ihrem Blog. Bis zu unserem nächsten Treffen am 7. September könnt ihr hier an dem Gewinnspiel teilnehmen. Dann geht es nach meiner Pause im August auch für mich los mit den ersten praktischen Arbeitsschritten und der zweiten Runde Jess-Brown-Rag-Doll-Nähglück.

Jess Brown: The Making of a Rag Doll. Design & Sew Modern Heirlooms, Chronicle Books, ISBN: 1452119511, ca. 22,00 Euro.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


24. August 2016

Fundstücke #11

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1 Die Zeit der strengen Zöpfe ist zum Glück vorbei. Puppenfrisuren sind heute viel kreativer und wilder. Wie ihr einen schönen Knoten ins Haar bekommt, findet ihr hier.

2 In ihrer Serie „Design made in GDR“ schreibt M i MA über Design in der DDR. Besonders interessant ist der Beitrag „Spielzeug zwischen Kunst und Industrie“, in dem es auch um Renate Müller geht, die es mit ihren Entwürfen sogar bis ins MoMA New York geschafft hat.

3 Dieses Jahr fand zum ersten Mal das European Waldorf Doll Seminar statt, ein Get-Together für Puppennähverliebte in den Niederlanden, veranstaltet von Kamrin’s Poppenatelier. Maike von Feinslieb war dort und fand’s super. Hier geht es zu ihrem Bericht.

4 Sandra von Junikate kann nicht nur Puppen, sondern auch Fotografie. In ihrer neuen Reihe „Knipserei“ teilt sie ihr Wissen in kleinen, gut gemachten und leicht verständlichen Tutorials.

5 Michèle Brunnmeier ist zurück. Mit ihrer „Puppenwiege“ war sie vor 10, 15 Jahren eine der ersten sichtbaren Puppenmacherinnen im Internet. Mittlerweile hat sie sich der Fotografie zugewendet. Puppen macht sie ab und zu auch noch, wie z. B. das Prinzesschen Penelope, inspiriert von einer Geschichte von Daniela Drescher, auf deren wunderhübschen Blog ich an dieser Stelle ebenfalls hinweisen möchte.

6 Immer mehr Puppenmacherinnen geben ihrer Arbeit im wörtlichen Sinne mehr und mehr Raum. Da werden Werkstätten eingerichtet, Ateliers gemietet und Läden eröffnet, z. B. hier, hier und hier. Eine schöne und wichtige Entwicklung, die zeigt, wohin die berufliche Selbständigkeit mit Puppenmacherei gehen kann.

7 Für mehr Ordnung im Puppenschrank, fndet ihr hier ein DIY für Kleiderbügel.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für diese Reihe habt, schickt sie gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


22. August 2016

Ritorno All’Alpe

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Wildsommer im Tessin. Drei Wochen Wir. An einem Ort, in dem für uns das ganze Glück des Sommers steckt. Hier duftet es nach wildem Thymian und Ziegen, nach Sonne und Erde, nach frischem Zitronenmelissentee und Tagen, die man draußen verbringt.

Seit sechs Jahren kommen wir hierher. Mittlerweile kennen wir den Berg und seine Menschen gut, fühlen uns zu Hause. Hier fließen die Tage zärtlich ineinander, ohne große Sensationen, dafür mit dem Zauber, der in den kleinen Momenten liegt.

Ich mag es, dass Jahr für Jahr auf dem Höhepunkt des Sommers, an den Tagen um meinen Geburtstag das Leben langsamer und stiller wird. So kann ich mich stärken und aus der Ruhe und Tiefe mein Inneres neu ausrichten.

Seit zwei Wochen bin ich zurück in Berlin, auch in meinem Atelier. Es ist schön, wieder hier zu werkeln und Puppen und Ideen in die Welt zu bringen. Ich lasse es ruhig angehen. Das Leben ist kurz und es gibt nichts zu erreichen, außer im gegenwärtigen Moment zu sein. Das wünsche ich mir für den Sommerausklang: Aus der Klarheit und Kraft meines Herzens heraus zu tun, was richtig ist, und im Hier und Jetzt zu leben.