5. April 2016

Büber: „Das Herz der Puppe“ von Rafik Schami

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Es war an einem Sonntag im Frühjahr 2012, ich weiß es noch ganz genau, als ich bei einem Bummel in der Akazienstraße in Berlin-Schöneberg das Buch „Das Herz der Puppe“ von Rafik Schami entdeckte. Weil es Sonntag war, blieb mir nichts anderes übrig, als meine Nase am Schaufenster des Buchladens plattzudrücken, um mir, so gut es eben ging, ein Bild zu machen. Bei dem Titel schlug mein Herz schlug gleich ein paar Takte schneller und allein beim Anblick des Titelbildes aus der Ferne spürte ich, dass es ein gutes Buch ist und dass es ganz viel mit meiner Arbeit als Puppenmacherin zu tun hat. Zwei Tage später begann ich mit der Lektüre.

Das Buch handelt von Nina und ihrer Puppe Widu, die sie auf dem Flohmarkt gefunden hat. Widu ist schon viele Kinderleben alt und hat bereits eine Menge gesehen und erlebt. Nina hat vor allem gerade einen Umzug erlebt und fühlt sich deshalb oft einsam und traurig. Da kommt Widu gerade recht. Sie kann sprechen, auf Ninas Zehen Flöte spielen, sie weiß ganz viel, kann Geschichten erzählen und Nina zum Lachen bringen. Aber das Beste ist, dass Widu Nina ihre Angst nehmen kann, wenn diese sie fest in den Arm nimmt. Mit Widu wird Nina endlich wieder fröhlich. Gemeinsam spielen sie die tollsten Sachen. Die Puppe erklärt Nina die Welt und steht ihr mit Rat und Tat, Humor und Liebe zur Seite. Nina und Widu haben sich sehr gern. So gern, dass Widu manchmal nachts, wenn Nina schon schläft, ganz nachdenklich wird und sich zu wünschen beginnt, selbst ein Mensch zu sein. Wie Nina. Mit einem Herzen. Puppen haben aber kein Herz und Widu glaubt, dass das auch gut so ist. Doch spätestens als Nina krank wird, entdeckt sie ihre Gefühle für das kleine Mädchen. Wird die Puppe sich nun doch für ein Herz entscheiden?

„Lag es an diesem besonders sympathischen Mädchen allein, oder lag es auch an ihr? Wünschte sie sich etwas, was sich noch keine Puppe zu wünschen gewagt hatte? Wünschte sie sich etwa – ein Herz? Um Himmels willen, was dachte sie da bloß? Widu lächelte über ihre eigenen Gedanken. Eine Puppe mit Herz? Nein, das kam überhaupt nicht in Frage! Dann würde sie ja älter werden müssen und am Ende noch sterben. Nein, ein Herz war Widu zu gefährlich. Aber vielleicht konnte eine Puppe ja auch ohne Herz fühlen? Ach, das wäre göttlich, dachte Widu, und bald darauf schlief sie lächelnd ein.“

Bestsellerautor Rafik Schami greift in diesem Buch die einfache und alte Frage nach der Seele von eigentlich leblosen Dingen wie Puppen und Kuscheltieren auf. Das Buch erzählt von der tiefen Freundschaft eines kleinen Mädchens zu seiner Puppe, von der Kraft der Liebe, von Angst und Mut, von Einsamkeit und Verlust, von Miteinander und Verbundenheit, von Krankheit und Tod. Die Geschichte wird in vielen kurzen, nicht zusammenhängenden Kapiteln erzählt, mal locker und humorvoll, mal berührend und ergreifend, mal philosophisch und tiefsinnig. Die Sprache des Autors ist poetisch und humorvoll, sensibel und klug, voller Bilder, Kraft und Wärme. Kinder und Erwachsene mit vielen Fragen an die Welt, das Leben und ihren Platz darin finden in diesem Buch ungewöhnliche Antworten, aber auch Halt und Trost sowie die Ermutigung, sich ganz lange das Kindsein zu bewahren.

„Solange du Raureif und Tau für ein Wunder hältst und jeden Vollmond anschaust, als stünde er zum ersten Mal am Himmel, solange du über jede Blume staunst und jeden Schmetterling und jeden Stern als einzigartiges Wunder betrachtest – so lange bleibst du ein Kind“, erklärte Widu.“

Die Frage nach dem Herzen der Puppen beschäftigt mich seit bald 10 Jahren. Aus diesem Grund hat mich wohl auch das Buch auf den ersten Blick angesprochen. Ich war sehr gespannt auf die Antworten des Autors. Diese passen ganz gut zu meiner eigenen Sichtweise und haben darüber hinaus den Raum für mich auch noch geweitet.

Das Puppenmachen sehe ich mittlerweile ganz pragmatisch. Zu Beginn meiner Arbeit als Puppenmacherin glaubte ich fest daran, dass ich ganz viel von mir selbst in die Puppen hineingebe, sie dadurch beseele oder zum Leben erwecke und dass vor allem das ihre Qualität ausmacht. Wie genau das funktionieren sollte, konnte ich mir selbst nie wirklich erklären, aber es machte dennoch Sinn und gab mir Halt.

Irgendwann stimmte das Bild nicht mehr für mich. Ich wollte nichts mehr von mir irgendwo hineingeben, weggeben. Meine Essenz, mein Inneres sollte bei mir bleiben. Ich wollte ganz bleiben. Es war gewissermaßen ein Schritt der Trennung. Ich bin ihn schon relativ früh gegangen und er hat mir und meiner Arbeit sehr gut getan.

Heute gebe ich mein Bestes, einfache, schöne, gut verarbeitete und stabile Puppen herzustellen, die Gefühle wecken und Freude machen. Denn ich weiß, dass nicht ich es bin, die die Puppen beseelt, sondern ihr Gegenüber, die Kinder. Puppen sind wie Spiegel. Im Spiel mit den Puppen finden die Kinder sich selbst, ihre eigene Seele und kommen in Kontakt mit ihren Herzen. Puppen selbst haben kein Herz. Es sind die Herzen der Kinder, die die Puppen zum Leben erwecken, sie am Leben erhalten und sie in diesem Sinne irgendwann einmal auch sterben lassen, wenn die Kindheit und die Zeit des Spielens vorbei ist.

„Das Herz der Puppe“ lässt kleine und große Leserinnen und Leser ein Gefühl für die eigene Kindheit und für ihre Nähe oder Entfernung zum Reich der Erwachsenen bekommen. Ganz gleich wo wir uns befinden, es ist gut so, wie es ist. Alles hat seine Zeit.

Rafik Schami: Das Herz der Puppe, Hanser, ISBN: 3446238964, 12,90 Euro.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


1. März 2016

„Tilda’s Toy Box“ jetzt auf Deutsch

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Im November habe ich es euch schon vorgestellt, das neue Buch von Tone Finnanger, der beliebten Designerin aus Norwegen, die mit ihrem Label Tilda eine einzigartige Kreativ-Welt erschaffen hat.

Heute erscheint es auf Deutsch unter dem Titel „Tildas Kinderwelt“ bei Droemer Knaur. Das Buch ist voller frischer Dekorations- und Nähideen für das Kinderzimmer, allen voran eine herzige Puppe – bollerig rund, charmant gekleidet, schlicht und einfach herzig -, die mein Herz im Sturm erobert hat. Typisch Tilda und doch irgendwie anders.

Eine ausführliche Rezension, die ich für die deutsche Ausgabe genauso verfassen würde, findet ihr hier.

Das englische Buch könnt ihr gewinnen, wenn ihr bis Donnerstag Nacht an hello@mariengold.net schreibt. Viel Glück!

Tone Finnanger: Tildas Kinderwelt. Skandinavische Stoff- und Dekoideen fürs Kinderzimmer, Knaur Kreativ, ISBN: 3426646501, 22,00 Euro.

(Das Buch gewonnen hat Martina.)

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


23. Februar 2016

Bücher: „Wärme“ von Edmond Schoorel

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Was mich schon immer an einfachen Stoffpuppen aus Naturmaterialien begeistert hat, ist ihre Füllung aus Schafwolle. Diese hat viele wunderbare Eigenschaften: sie ist ganz natürlich, atmungsaktiv, temperatur- und feuchtigkeitsregulierend, hypoallergen, nachhaltig, leichtgewichtig und füllig, umweltfreundlich, selbstreinigend, schwer entflammbar, formstabil und elastisch. An erster Stelle aber wärmt sie. Und Wärme tut einfach gut.

Wenn eine mit Wolle gefüllte Puppe in die Arme genommen und ans Herz gedrückt wird, nimmt sie die Körperwärme des Kindes auf, speichert sie und gibt sie nach und nach wieder ab. Was kann ein Spielzeug Schöneres tun? Ich glaube, dass genau in dieser von Wärme geprägten Atmosphäre eine lebendige Beziehung zwischen Kind und Puppe entsteht, in der es Selbstliebe und Fürsorge lernen kann, beides wichtige Fähigkeiten auf dem Weg zu einem heilen Erwachsenen.

Edmond Schoorel hat der Wärme und ihrer Bedeutung für das heranwachsende Kind ein ganzes Buch gewidmet. Zwar schreibt er darin nicht über Puppen, als ich es jedoch in der Verlagsvorschau entdeckte, stellte ich sofort eine Verbindung her und freute mich auf die Lektüre. Denn das Thema liegt mir auch persönlich sehr am Herzen.

Der Autor, ein Kinderarzt aus den Niederlanden, bezeichnet Wärme als einen der wichtigsten Aspekte in der Erziehung – und das nicht nur in Bezug auf die körperliche Wärme. Seine Beobachtung und These ist, dass Eltern, die ihr Kind mit Wärme, Achtsamkeit und Zuneigung erziehen, das Fundament für seine positive Entwicklung legen können, so dass es später sich selbst und seinem Umfeld ebenfalls achtsam und voller Zuneigung und Offenheit begegnen kann.

Wie dies gelingt, beschreibt er ausführlich in seinem Buch, das grob in die Bereiche Körperliche Wärme – Emotionale Wärme – Begegnungswärme, Die Rolle des Fiebers, Die Entwicklung des Wärmeorganismus, Die Haut, die Wärme und die Kleidung sowie Ernährung gegliedert ist. Entstanden aus der Praxis, bietet es einen umfassenden Überblick darüber, was Eltern täglich und ohne großen Aufwand für ihre Kinder tun können.

Mir wurde schon vom Lesen ganz warm, so einfühlsam, seelenvoll, ja, ganz einfach warm schreibt der Autor. Das Buch hat mir einmal mehr bewusst gemacht, welch wohltuende Kraft und Möglichkeiten in dem Thema stecken, nicht nur für mich und meine Familie, sondern auch in Bezug auf die Puppenmacherei. Besonders in Hinblick auf das Material für die Puppen und ihre Kleidung habe ich Bestätigung und Inspiration mitgenommen.

Wie immer könnt ihr mein Rezensionsexemplar gewinnen, das der Verlag Urachhaus mir freundlicherweise zugeschickt hat. Wenn ihr das Buch haben möchtet, schreibt bis Mittwoch Nacht an hello@mariengold.net. Viel Glück!

Edmond Schoorel: Wärme und ihre Bedeutung für das heranwachsende Kind, Urachhaus, ISBN: 3825179176, 12.90 Euro.

(Das Buch gewonnen hat Sabine.)

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25. November 2015

Bücher: „Tilda’s Toy Box“ von Tone Finnanger

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Wer gern näht und es Skandinavisch mag, kommt an Tilda nicht vorbei. Tilda, das ist die Kreativ-Welt von Tone Finnanger. Unter diesem Label gestaltet die junge Designerin aus Norwegen Produkte in ihrem ganz eigenen, unverwechselbaren, verspielten und zugleich schlichten Stil, entwirft passende Stoffe und schreibt Bücher mit Anleitungen zum Selbermachen. Ihre Kreationen werden auf der ganzen Welt wertgeschätzt, ihre Bücher millionenfach verkauft. Ganz bekannt sind „Tildas Haus“, „Tildas Sommergarten“ und „Tildas Winterwunderwelt“.

Dieses Jahr hat Tone Finnanger ein neues Buch herausgebracht, „Tilda’s Toy Box“, das wie gemacht ist für Puppennähverliebte. Echte Fans bemerken jetzt sicherlich, dass ich gar nicht so vertraut bin mit dieser Welt, denn tatsächlich spielen Puppen ja schon immer eine wichtige Rolle bei Tilda, aber sie sind eher zur Dekoration gedacht. Das neue Werk der beliebten Designerin dagegen widmet sich ausschließlich der Herstellung von Puppen zum Spielen für Kinder.

Mein allererstes Tilda-Buch und ich bin begeistert! Bücher über Puppenmacherei gelangen auf verschiedenen Weg zu Mariengold. In der Regel bekomme ich Rezensionsexemplare von den Verlagen zugeschickt, stelle sie auf meinem Blog vor und verlose sie anschließend. Dieses Mal war es anders. Als ich die Vorschau im Internet entdeckte, wusste ich gleich, dass ich das Buch gern in meinem Regal haben möchte. Wochenlang freute ich auf die Erscheinung und fragte mich, wie Tone Finnanger das Thema wohl umsetzt.

Anfang November war es soweit. Schon beim ersten Durchblättern machte mein Herz einen großen Hüpfer. Denn ich freue mich immer riesig, wenn ich ein gut gemachtes Buch über Puppenmacherei in den Händen halte.

Im neuesten Tilda-Titel geht es um die Ausstattung und Dekoration des Kinderzimmers mit Quilts, Stofftieren, Kissen und anderen hübschen, kleinen Dingen. Der Hauptrolle spielt aber eine Puppe. Und was für eine!

Bollerig rund ist sie, charmant gekleidet, schlicht und einfach herzig, typisch Tilda und doch irgendwie anders. Ich bin überrascht und angetan, wie gut es der Designerin gelungen ist, ihren einzigartigen Stil mit einem frischen Puppen-Look zu verbinden.

Das Design ist ziemlich simpel, aber mit einem hohen Wiedererkennungswert. Die Herstellungstechnik ist nichts Neues und doch gibt es mindestens ein überraschendes Detail, das ich so vorher noch nie gesehen habe (ich verrate nichts). Ach, ich bin jedes Mal erfreut, berührt, inspiriert, ermutigt, wenn ich etwas Schönes, Neuartiges in der Puppenmacherei sehe. Auch weil ich weiß, was für eine Herausforderung es manchmal ist, sich gestalterisch immer weiterzuentwickeln und dabei im Kern stets gleich zu bleiben.

Aber nicht nur die Puppe, auch die anderen Kreationen in dem Werk sind supersüß. Das Buch ist wunderschön und hochwertig gestaltet, die Bilder sind liebevoll komponiert, die Anleitungen und Illustrationen leicht verständlich und auch für Anfänger/innen ermutigend. „Tilda’s Toy Box“ ist die Fortsetzung einer erfolgreichen Geschichte über skandinavisches Design, eingebettet in Stoffe und Muster des Nordens, erzählt von einer talentierten Kreativen und ihrem smarten Team. Klar wird das wieder ein Bestseller – und ein hübscher, kleiner Schatz in meinem Bücherregal!

Diese Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe. Auf Deutsch erscheint das Buch unter dem Titel „Tildas Kinderwelt“ am 1. März 2016 bei Droemer Knaur und kann bereits vorbestellt werden.

Tone Finnanger: Tilda’s Toy Box, David & Charles Publishers, ISBN: 1446306151, ca. 20,00 Euro.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


19. November 2015

Interview: Nicht nur ein Handbuch, sondern ein Rundum-Sorglos-Hilfspaket

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Eine der größten Hürden, die angehende Puppenmacherinnen auf dem Weg zu ihrem Handmade Business nehmen müssen, ist das Thema Spielzeugsicherheit. Was es damit auf sich hat?

Spielzeug, das in der EU hergestellt und verkauft wird, muss bestimmten gesetzlichen Richtlinien und Normen entsprechen und das CE-Kennzeichen tragen. Dazu gehört, dass es aus geeignetem Material angefertigt wurde und bestimmten Sicherheitstests standhält.

Was zunächst verständlich und machbar klingt, stellt sich für Neulinge in der Praxis oft als riesengroße, kaum bewältigbare Aufgabe heraus, die manchmal sogar den Traum von der beruflichen Puppenmacherei zerplatzen lässt.

Ganz anders bei Maike von Feinslieb: Sie krempelte entschlossen die Ärmel hoch, setzte die Vorgaben Schritt für Schritt um und verfasste nebenbei ein Handbuch, das Puppen- und Stofftiermacherinnen ermutigen und diesen Weg so leicht wie möglich machen soll.

Maike und ich sind so etwas wie Schwestern im Geiste, denn uns verbinden nicht nur die Puppen, sondern wir haben auch denselben Studiengang an der Universität der Künste Berlin absolviert. Klar, dass wir über ihr neuestes Projekt ins Gespräch gekommen sind.

Liebe Maike, bitte stell dich und dein Label kurz vor.
Ich heiße Maike und bin eigentlich Autorin für audiovisuelle Medien, aktuell viel im Bereich „Transmedia Storytelling“, wo Geschichten über mehrere Medienkanäle hinweg erzählt werden. Diese Arbeit ist eine tolle Herausforderung für einen dauerschöpferischen Geist wie mich, aber auch sehr intellektuell und kraftraubend. Die Puppenmacherei ist daneben eine große Leidenschaft. Sie nährt eine tiefe Sehnsucht in mir und auch mein „inneres Kind“. Das Puppenmachen erfüllt mein Bedürfnis nach Schönheit und Ruhe, nach Gestaltung mit der Hand und mit den Sinnen. Jede Puppe gibt mir inneren Frieden und ein Stückchen Glück. Meine allererste Puppe habe ich mit 17 Jahren für eine liebe Freundin gemacht, ohne Vorgabe, ganz allein, aus einem alten Unterhemd von mir, gefüllt mit Watte und mit Kleidern aus Stoffresten. Vor ein paar Jahren bin ich dann in einem deiner Kurse wieder auf die Puppenmacherei gestoßen, als ich unter deiner Anleitung die erste große Puppe für meine ältere Tochter nähte. Und wir fanden heraus, dass wir zusammen studiert hatten! Durch den Kurs bei dir ist meine alte Liebe zur Handarbeit wieder erweckt worden, aber es hat noch eine zweite Schwangerschaft, noch ein weiteres Jahr und noch einen Puppennähkurs gedauert, bis ich wirklich „Feuer fing“, also zunächst Puppen für Freunde und Bekannte nähte, eigene Schnitte und Herstellungstechniken ausprobierte und mich langsam an das professionelle Puppenmachen herantastete. Meine Website ist erst seit ein paar Tagen online. Mein Plan ist es, nicht so viele Puppen zu machen, dafür aber ganz besondere. Außerdem möchte ich in der Zukunft einen Blog mit dem thematischen Fokus „Spielen/Kinderspiel“ schreiben.

Wie bist du auf die Idee für dein CE-Handbuch gekommen?
Da ich meine Puppen auch verkaufen möchte, habe ich bei Recherchen im Internet rasch festgestellt, dass es viele rechtliche Auflagen gibt – auch wenn man nur wenige Puppen im Monat oder Jahr verkauft. Dazu gehört eben die CE-Kennzeichnung. Wer Puppen in der EU verkauft, und sei es „nur“ über die eigene Website oder einen Dawanda-Shop, ist verpflichtet, sie mit dem CE-Kennzeichen zu labeln. Das darf man aber nur, wenn man bestimmte Sicherheitstests erfolgreich am Spielzeug durchgeführt hat und viele andere Auflagen erfüllt sowie dies auf ordnungsgemäße Weise dokumentiert. Ich bin dann Mitglied im Verein „Wir machen Spielzeug e.V.“ geworden. Mit den Informationen des Vereins ist die CE-Kennzeichnung zwar machbar, aber es erfordert zeitaufwändige Recherchen, Lektüre von mehreren hundertseitigen EU-Dokumenten in schwer verständlicher Amtssprache, Aussortieren von vielen irrelevanten Informationen, da die Spielzeugrichtlinie ja für alles in der EU verkaufte Spielzeug gilt, ganz viel Schreiberei, Anlegen von Dokumenten und vor allem eine riesengroße Disziplin, dranzubleiben. Die ganze Zeit habe ich mir so etwas wie mein CE-Handbuch gewünscht – also habe ich es selbst geschrieben.

Wie unterstützt dein Handbuch Puppenmacherinnen auf ihrem Weg zum CE-Kennzeichen?
Mein CE-Handbuch nimmt dir ganz viel Arbeit ab und unterstützt dich bestmöglich mit Anleitungen, Dokumentvorlagen und Material-Zertifikaten. Eigentlich ist es nicht nur ein Handbuch, sondern ein Rundum-Sorglos-Hilfspaket, das Folgendes beinhaltet:
1. Als Erstes eine clever aufgebaute Schritt-für Schritt-Anleitung, die sicher durch den ganzen Prozess führt – vom Anlegen von Ordnern über das Nähen von Testpuppen bis hin zur Gestaltung und Bestellung des CE-Etiketts. Viele der ersten Schritte bestehen einfach nur aus Lesen, damit du verstehst, was du da eigentlich machst. Bei verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten, helfe ich weiter. Ich gebe Tipps, wie du deine Puppe oder dein Stofftier sicher herstellst, wir bestellen gemeinsam alles erforderliche Material vom Druckerpapier bis zum Stabfeuerzeug, machen Fotos deiner Modellpuppe, ich erzähle dir, wie ich meine Sicherheitstests durchgeführt habe, wir widmen uns dem Thema „Material-Zertifikate“ und so weiter. Du kannst dich einfach Schritt für Schritt durch mein Handbuch arbeiten und dann sicher sein, alles ordentlich gemacht zu haben.
2. Dazu kommt eine Dokumentvorlage mit Beispieltexten und Ausfüllhinweisen. Zu den größten Aufgaben gehört ja die „Technische Dokumentation“ mit vielen Dokumenten, Listen und rechtlichen Formularen, die eine ganz bestimmte Form haben müssen. Mit meinem CE-Paket erhältst du eine komplette Vorlage mit Beispieltexten für die gesamte Technische Dokumentation. In Schritt 19 der Anleitung fügst du in diese Dokumentvorlage deine eigenen Angaben und Texte ein bzw. überarbeitest meine Beispieltexte so, dass es für dich passt. Dann brauchst du das Ganze nur noch auszudrucken und fertig.
3. Und für Puppenmacherinnen: Die wichtigsten Material-Zertifikate für Stoffpuppen nach Waldorfart sind auch dabei, außerdem die erforderlichen Grafiken für das CE-Etikett inklusive Waschsymbolen und anderes mehr, das deine Unterlagen vollständig macht.
Kurz: Mit dem Paket schaffst du die CE-Kennzeichnung in der kürzestmöglichen Zeit und sparst Nerven, Recherchearbeit und Unsicherheiten.

Was sind deiner Meinung nach die größten Stolpersteine in diesem Prozess und wie hilft dein Handbuch, sie aus dem Weg zu räumen?
Ich glaube, das Schwierigste ist das Durchhalten. Ich habe von einigen Puppenmacherinnen gehört, dass sie angefangen, aber wieder aufgegeben haben, weil sie sich von der Komplexität der Aufgabe erschlagen fühlten und nicht wussten, was sie zuerst machen sollten. Ja, diese Arbeit kann einen leicht überfordern. Ein Beispiel: Man hat sich irgendwann überwunden, das auf den Internetseiten der EU verfügbare „Technical Guidance Document“ zu lesen, in dem steht, welche Unterlagen für die Technische Dokumentation erforderlich sind und worauf man dabei zu achten hat. Erst ist man erleichtert und denkt „Hui, das geht ja, da steht, was ich machen muss!“ Aber dann kommt man zu der Stelle, wo es um das so genannte „Konformitätsbewertungsverfahren“ geht (ja, echt kafkaesk!), ein Dokument, das man sorgsam nach bestimmten Vorgaben erstellen muss. Und dort liest man dann einen Absatz wie diesen: „Gemäß Modul A wendet der Hersteller die im Amtsblatt angegebenen harmonisierten Normen, die alle einschlägigen Sicherheitsanforderungen abdecken, an. Diese Normen entsprechen den Normen, die in der Konformitätserklärung in Abschnitt 5.1.6 ‚Angabe der einschlägigen harmonisierten Normen, die zugrunde gelegt wurden, oder Angabe der Spezifikationen, für die die Konformität erklärt wird‘ genannt werden.“ – Da schnallt man doch ab! Ich habe mich aber durchgebissen, bei Experten nachgefragt, was ich nicht verstanden habe, und erkläre alles in einfachen Worten. Meine Anleitung ist so aufgebaut, dass du gut durch den Prozess kommst und motiviert bleibst. Mein Ziel ist es, dir die CE-Kennzeichnung so leicht wie möglich zu machen – und dir zwischendurch immer wieder aufmunternd auf die Schulter zu klopfen.

Die CE-Kennzeichnung ist für angehende Puppenmacherinnen eine große Herausforderung. Hast du ein paar Mutmachworte?
Ja, diese: Du schaffst das auch! Mit meinem Hilfspaket erledigst du die CE-Kennzeichnung in kurzer Zeit und bist motiviert, bis zum Ende durchzuhalten. Und: Man muss dafür keine ganze Puppe verbrennen, sondern wir nähen einen Dummy ohne Persönlichkeit. Ich verspreche dir: Wenn du damit durch bist, ist es ein großartiges Gefühl! Nicht nur, weil du etwas geschafft hast, das dir vielleicht wie ein unüberwindbarer Berg erschien, sondern auch, weil du rechtlich auf der sicheren Seite bist.

Was wünschst du dir für die Zukunft? Hast du Pläne für dein CE-Handbuch?
Ich plane eine Übersetzung und Übertragung ins Englische. Aber das ist eine große Herausforderung, weil ich dafür einiges recherchieren muss. Ich habe schon Anfragen aus anderen Ländern für das CE-Handbuch erhalten und möchte im Rahmen eines internationalen Puppenmacherinnen-Treffens nächstes Jahr einen kleinen Workshop zum Thema CE-Kennzeichnung geben. Das Ganze betrifft ja nicht nur uns in Deutschland! Für die Zukunft wünsche ich mir, dass mehr Hersteller/innen von Stoffen, Garnen und Puppenbastelmaterial ihre Produkte nach den geltenden Normen zertifizieren lassen. Denn nur solche Materialien dürfen wir professionellen Puppenmacherinnen verwenden – und das stellt oft ein Hindernis für die eigenen ästhetischen Vorstellungen dar. Außerdem wünsche ich mir, dass alle, die mit dem Thema Spielzeugsicherheit zu tun haben, an einem Strang ziehen.

Vielen Dank, liebe Maike, für das Interview und ganz viel Erfolg für dein CE-Handbuch!

„Schritt-für-Schritt-Anleitung zur CE-Zertifizierung für Puppen und Stofftiere“ von Maike Cölle, www.ce-handbuch.de, erhältlich für 75 Euro direkt bei Maike per E-Mail an maike@feinslieb.net.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)