13. Oktober 2020

Bücher: „Herzfaden“ von Thomas Hettche

Herzfaden. Als ich den Titel das erste Mal sah, wollte ich das Buch sofort lesen, so ansprechend fand ich ihn. Da wusste ich noch nicht einmal, dass es sich um einen Roman über die Augsburger Puppenkiste handelt. Und über die wusste ich herzlich wenig, wohl weil ich auf der anderen Seite des Landes aufgewachsen war. Dabei ist die Augsburger Puppenkiste, seit Jim Knopf 1953 auf den Fernsehbildschirmen erschien, auch ein Stück deutsche Geschichte. Dass das Buch auf der Shortlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis stand, machte mich einmal mehr neugierig.

Geschrieben wurde „Herzfaden“ von Thomas Hettche und laut Kiepenheuer&Witsch, dem veröffentlichenden Verlag, ist es „ein großer Roman über ein kleines Theater“.

Ein zwölfjähriges Mädchen gerät nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einen Dachboden, wo Prinzessin Li Si, der klappernde Tod, Kater Mikesch und ein sprechender Storch auf es warten. Vor allem aber trifft es auf jene Frau, die all diese Marionetten geschnitzt hat und nun ihre Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat.

Sie beginnt im Zweiten Weltkrieg, als Walter Oehmichen, ein Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, für seine kleinen Töchter eine Marionettenbühne baut. Die ersten Figuren fertigt er an der Front an, wo er neben all dem Leid und Schrecken auch die heilsame Kraft des Puppenspiels erfährt: „Es war ganz anders als im richtigen Theater. Ich hatte die Puppen aus allem zusammengebaut, was sich eben finden ließ, klapprige Dinger waren das, ganz unansehnlich, mit ein paar Stofffetzen behangen. Und doch waren sie lebendig. Und meine Kameraden, alles harte Kerle, die grauenvolle Dinge erlebt hatten, wurden plötzlich wieder zu Kindern. Es kam mir so vor, als wäre mir das als Schauspieler auf der Bühne niemals so gut gelungen.“

Über seine Erfahrungen im Krieg spricht er nicht, aber seine Vision ist geboren. Er will sich um die kriegsversehrten Seelen der Kinder und Erwachsenen kümmern, indem er Theater mit Puppen macht, die mit Hilfe von Fäden bewegt werden. Der wichtigste Faden dabei, so lehrt er seine Töchter, sei der Herzfaden: „Nicht sie wird mit ihm geführt, sondern mit ihm führt sie uns. Der Herzfaden einer Marionette macht uns glauben, sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht.“

Walter und seine Familie bauen zuerst eine erste kleine Bühne auf, den „Puppenschrein“, der in der Bombennacht, die 1944 Augsburg zerstört, zu Schutt und Asche verbrennt. Nach dem Krieg ist es vor allem seine jüngere Tochter Hannelore, genannt Hatü, die das Puppentheater wieder auferstehen lässt und all die bekannten Marionetten schnitzt. So wird der ehemalige Puppenschrein 1948 als „Augsburger Puppenkiste“ wiedereröffnet und die klassischen Märchen, die zunächst auf die Bühne gebracht werden, berühren die Menschen von Anfang an. Der endgültige Durchbruch gelingt 1951 mit „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, einem zeitgenössischen Stück, das mehr mit der Gegenwart des jungen Ensembles um Hatü zu tun hat.

Zwei Jahre später ist es wieder ein moderner Autor, Michael Ende, der den Stoff für die nächste Erfolgsgeschichte liefert, und am 21. Januar 1953, zwanzig Tage nach der ersten offiziellen Ausstrahlung des deutschen Fernsehens geht die Augsburger Puppenkiste mit „Jim Knopf“ auf Sendung.

Michael Ende ist es auch, der am Ende des Buches formuliert, warum wir Bücher, Geschichten und – ja – auch Puppen brauchen: „Wissen Sie: In jedem Menschen lebt ein Kind, ob wir neun Jahre alt sind oder neunzig. Und dieses Kind, das so verletzlich und ausgeliefert ist, das leidet und nach Trost verlangt und hofft, dieses Kind in uns bedeutet bis zu unserem letzten Lebenstag unsere Zukunft.“

Heute ist die Welt noch immer kein friedlicher Ort, die Seelen der Menschen sind nach wie vor geschunden. Was kann Puppentheater da schon bewirken?

Vielleicht kann es uns spüren lassen, dass wir diesen unverwundbaren Kern in uns haben, der an das Gute glaubt, das Gute will und zur Liebe strebt. Es mag nur ein dünner Faden sein. Aber er hält.

Thomas Hettche: Herzfaden. Roman der Augsburger Puppenkiste, Kiepenheuer&Witsch, ISBN: 978 3 462 05256 5, 24 Euro.

Mehr Bücher findet ihr hier.


25. August 2020

Bücher: „Aus und davon“ von Anna Katharina Hahn

„Der Pfannkuchen klebt an der Decke,“ so beginnt der erste Satz in „Aus und davon“ von Anna Katharina Hahn. Und so beginnt auch eine Rezension des Buches, die am 7. Juni im Tagesspiegel erschien, eine sehr gute (und gut geschriebene) Rezension, ohne die ich wohl nicht auf den Roman aufmerksam geworden wäre.

Es war aber nicht nur der fulminante Pfannkuchen-Beginn, der mich neugierig machte, sondern auch die kurze Erwähnung einer zweiten, fantastischen Ebene neben den realen Ereignissen, die aus der Sicht einer unscheinbaren, mit Linsen gefüllten Puppe erzählt wird, dem „Linsenmeier“, die denkt und fühlt wie ein Mensch.

Der Roman ist eine Familiengeschichte, die über vier Generationen reicht und mit einer völlig überforderten Elisabeth beginnt, die ihrer Tochter Cornelia einen Gefallen tun möchte, indem sie deren Kinder Bruno und Stella hütet, während diese sich auf Spurensuche in die USA begibt, um mehr über ihre Großmutter Gertrud (Elisabeths Mutter), genannt Trudele, herauszufinden, die in der Weltwirtschaftskrise Deutschland verlassen hatte, um bei entfernten Verwanden in Meadville, Pennsylvania als Hausmädchen zu arbeiten und Geld in die Heimat zu schicken. Beide Frauen, Elisabeth und Cornelia, haben eine kürzlich gescheiterte Ehe hinter sich, Bruno wird von seinen Mitschülern gemobbt und Stella befindet sich in den Verwirrungen der Teenagerzeit. Es geht um Trennung und Flucht, Alleinsein und Miteinander, Brüche und Aufbrüche. Was bedeutet Familie im 21. Jahrhundert und wie fängt man wieder neu an, wenn alles anders ist?

Der Linsenmeier kennt das Leben, das Glück und die Nöte dieser Familie sehr gut, seit Jahrzehnten begleitet er sie, war schon mit Trudele auf dem Schiff nach Amerika, tröstete sie in der Fremde, kehrte mit ihr nach Deutschland zurück, war der kleinen Elisabeth im strengen, tiefgläubigen Elternhaus ein liebevoller Gefährte und taucht viele Jahre später bei Bruno wieder auf, als dieser einen Freund braucht.

Die Puppe erzählt die Familiengeschichte, vor allem Trudeles Geschichte, die so prägend für die nachfolgenden Generationen war, aus ihrer ganz eigenen Perspektive. Sie verbindet die Familie über ein Jahrhundert, indem sie still beobachtet, mitfühlt und schlicht und einfach für die Menschen da ist: „Der Linsenmeier wusste kaum wie ihm geschah, so viele Tränen und so viel Nasenwasser flossen über ihn. Obwohl er Trudele nicht helfen konnte, war er doch glücklich, denn jetzt wurde er gebraucht.“

Am Ende mochte ich das Buch natürlich wegen der Puppe, aber auch weil die Autorin so lebendig und einfallsreich erzählt, dass es einem leicht ums Herz wird, egal wie schwer man manchmal an der eigenen Familie zu schlucken hat. Denn die haben wir wohl alle, eine Herkunftsgeschichte voller Geheimnisse, Verwerfungen und Verletzungen, aber auch Hoffnung und unendlich viel Liebe.

Anna Katharina Hahn: Aus und davon, Suhrkamp Verlag, ISBN: 978 3 518 42919 8, 24 Euro.

Mehr Bücher findet ihr hier.


16. Dezember 2019

Bücher: „Die Zeit und was sie heilt“ von Kit de Waal (und eine Verlosung)

Mona ist Künstlerin, seit 23 Jahren stellt sie Puppen her. Sie lebt in einem englischen Küstenort und hat ein kleinen Laden, in dem sie ihre Figuren verkauft. Immer wieder finden auch Frauen zu ihr, die nichts kaufen wollen, die still sind vor Trauer und Kummer, Mütter totgeborener Kinder. Mona weiß diesen Frauen zu helfen, denn auch sie hat schwere Verluste erlitten: der frühe Tod der Mutter in der irischen Heimat, der Abschied vom Vater und die Auswanderung nach England, eine große Liebe, die freudig begrüßte Schwangerschaft und dann eine einzige Nacht, in der sie alles verliert. Mit Hilfe der Puppen gelingt es Mona, den trauernden Frauen Wege aus dem Schmerz zu weisen. Doch was ist mit ihrem eigenen Leben, ihrer Liebe und ihrem Glück?

Mehr möchte ich nicht verraten, denn ich wünsche euch, dass ihr diese wunderbare, berührende Geschichte der britischen Autorin Kit de Waal selbst entdeckt.

Für mich war es ein großes Glück, dass mir dieses Buch von einer aufmerksamen Blogleserin und Kundin empfohlen wurde. Sonst wäre es mir möglicherweise nie begegnet und das hätte eine Lücke hinterlassen, eine unbekannte zwar, aber etwas hätte gefehlt. Beim Lesen gingen mir immer wieder die Worte „Das Gewicht des Lebens“ durch den Kopf und ich erinnerte mich an zahlreiche Begegnungen in meinen Kursen, in denen ich erleben durfte, wie heilsam Puppen und Puppenmachen sein können. Eindringliche Momente und Beobachtungen, die zu Herzen gingen, mir einen dicken Kloß im Hals bescherten und meine Augen feucht werden ließen. In diesen Kreisen der Frauen und Puppen nehme ich immer so viel Liebe, Wärme, Verbundenheit, Sensibilität, Sanftheit, aber auch Mut und Tapferkeit wahr, kurz: alles, was uns Menschen ausmacht, vor allem wenn uns das Leben schon einmal ordentlich durchgeschüttelt hat und wir Leid, Verlust und Trauer durchmachen mussten und das tun wir alle irgendwann. Wir alle spüren dann und wann das Gewicht des Lebens, wie schwer es uns manchmal in den Armen oder auf dem Herzen liegt oder wir es auf unseren Schultern herumschleppen.

Aus der Tiefe zu schöpfen, in unserem Innersten zu wühlen und mit den eigenen Händen, Blut und Schweiß etwas zu erschaffen, noch dazu etwas, das uns selbst so ähnlich ist wie eine Puppe, kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Es ist ein gewaltiger Schöpfungsakt, ein Akt der Selbstermächtigung, der uns bis in die Knochen spüren lässt, dass wir unser Leben selbst gestalten können, egal wie ausgeliefert wir uns den Umständen manchmal fühlen. Die Puppe ist dann nicht nur Erzeugnis, sondern euch Zeugin dieser Selbstermächtigung. In ihren Augen erkennen wir unser schöpferisches Selbst. Ihr Herz schlägt, weil wir sie zum Leben erweckt haben. Ihre Arme können Halt geben, weil wir uns in Zeiten größter Not selbst halten. Ihre Füße stehen fest auf dem Boden, trotz dass er unter unseren eigenen manchmal wegbricht. Das ist für mich das eigentliche Wesen von selbstgemachten Puppen und diese zutiefst menschliche, tröstliche und aufbauende Erfahrung zu ermöglichen, ist mir ein wichtiges Anliegen mit meinen Kursen.

Nicht zuletzt davon handelt auch „Die Zeit und was sie heilt“ – denn das tut sie nicht, die Zeit heilt keinen Wunden, aber wir können selbst etwas tun. Wir sind Mitschöpfer, wir können eingreifen, unser Leben aktiv und bewusst formen und ihm Ordnung, Tiefe und Lebendigkeit verleihen. Dieses Tun ist immer auch Ausdruck unserer Hoffnung auf ein gutes Leben. Das ist wahre Stärke, vielleicht die geheime Superkraft gebrochener Herzen.

Weil mir das Buch so gut gefallen hat, möchte ich ein Exemplar verlosen. Dazu lege ich noch ein paar Kleinigkeiten aus meinem Universum, die Goldene Postkarte natürlich, ein Würfelchen Rosen-Handbutter und etwas Feines aus meiner Weihnachtsküche. Wenn ihr gewinnen möchtet, schreibt bis Dienstag Nacht ein E-Mail an hello@mariengold.net.

Wenn ihr mögt, erzählt mir gern – wie letztes Jahr – von eurem schönsten Puppennäh-Moment in 2019 oder worauf ihr euch im kommenden Jahr freut. Die Gewinnerin wird am Mittwoch ausgelost und benachrichtigt und das Päckchen macht sich noch pünktlich zum Fest auf den Weg. Viel Glück euch allen!

(Die Gewinnerin des Buches ist Frauke.)

Kit de Waal: Die Zeit und was sie heilt, Rowohlt Buchverlag, ISBN: 3498074059, 22 Euro.


5. November 2019

Neuauflage: „Biegepüppchen selbst gemacht“ von Cristina Cevales-Labonde

Eins meiner Lieblingsbücher zum Puppenmachen ist „Biegepüppchen selbst gemacht“ von Cristina Cevales-Labonde, das ich vor sechs Jahren schon einmal ausführlich hier vorgestellt habe. Das Buch ist ein großer Erfolg und erschien vor Kurzem in einer erweiterten Neuauflage – und natürlich darf es nicht in meiner Sammlung fehlen!

Beim Durchblättern spürte ich gleich wieder, wie sehr mir das Buch mir am Herzen liegt. Die vielen stimmungsvollen Bilder, die ausführlichen Texte, die Geschichten und kleinen Details, das übersichtliche Layout, der warme Ton und die herzliche Ansprache der Leserinnen und Leser, alles ist liebevoll, sorgfältig und solide gestaltet. An Neuigkeiten gibt es mehr und bessere Abbildungen, weitere Figuren aus den Kulturen der Welt, Tiere, Accessoires und Zubehör sowie Ergänzungen zu den Reparaturen. Es wirkt wieder alles sehr rund und stimmig und lädt zum Träumen und Werkeln ein. Was mich besonders berührt, ist das neue Titelbild (obwohl ich das alte auch sehr mochte), da es die Schönheit und Bedeutung des friedlichen Miteinanders von Menschen in all ihrer Vielfalt ausdrückt. Dass Musik hier das verbindende Element darstellt, finde ich ebenfalls sehr gelungen.

Um mehr zu erfahren, stellte ich der Autorin ein paar Fragen:

Wie kam es zu dieser erweiterten Neuauflage?

Mein Lektor, Herr Martin Lintz vom Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus, kam auf mich zu.

Welche Ergänzungen waren Ihnen wichtig?

Abgesehen von vielen neuen und besseren Fotos, die sich aus der Arbeit in den letzten Jahren ergeben hatten, wollte ich in der neuen Auflage besonders auch einige Kulturen aufleben, sozusagen als Vertreter für die vielen Völker und Minderheiten auf der Erde. Von klein auf haben mich andere Völker immer fasziniert. Ihre Andersartigkeit fand ich spannend und dachte dabei oft an einen Strauß Blumen. Die Schönheit und Lebendigkeit entsteht ja gerade aus der Vielfalt und den Unterschieden heraus. Da für mich jede Blume einzigartig ist, konnte ich mir so eine Welt wünschen, in der die Menschen nebeneinander und miteinander leben, mit Toleranz und Respekt und ohne Bewertungen und Vorurteile. So gesehen sind meine Püppchen also ein politischer Beitrag.

Worin sehen Sie den besonderen Wert dieser kleinen Biegepüppchen?

Sich mit etwas zu verbinden, ist für mich die Basis für Vertrauen, Zuneigung und später für Verantwortung. In einer Zeit, in der wir oft überflutet werden mit Eindrücken, Infos und Materialien, ist die Liebe zu etwas der Anfang. So ist es für mich gar nicht so sehr wichtig, mit was sich die Kinder (und Erwachsenen) schlussendlich verbinden, ob es meine Püppchen sind oder etwas anderes. Wichtig ist der Anfang, dass wir uns überhaupt mit etwas beschäftigen, uns gemeinsam freuen und die Früchte der gemeinsamen Arbeit lieb gewinnen. Wie war die Stimmung miteinander? Was haben wir uns erzählt, worüber haben wir zusammen gelacht? Das finde ich wichtig. Und so ist es auch mit meinen Püppchen. Sie selbst herzustellen, sich mit dieser eigenen Puppe zu verbinden, kann viel Freude schenken. Es kann helfen, den Trubel um uns herum zu entschleunigen, weil wir uns Zeit nehmen für etwas, das wir selber herstellen, und eine Beziehung aufbauen.

Was schätzen Sie am Puppenmachen?

Wie verschieden die Puppen werden, finde ich spannend. Es sind wirklich alles kleine Unikate! Und wie kreativ wir sein können, wenn wir mit unterschiedlichen Stoffen und Haarfarbe usw. umgehen. Auch Kleinigkeiten, dass etwa nur ein winziger Stich an den Augen oder am Mund den ganzen Ausdruck verändern kann.

Welche Figur aus Ihrer Sammlung mögen Sie am meisten?

Zu Beginn meiner Beschäftigung mit den Puppen dachte ich, der feste Puppentrikot wäre praktischer. Dieser etwas dickere Stoff ist auch wirklich der einzige, der nie an den Händen und im Gesicht kaputt ging. Doch von Nahem betrachtet haben diese Puppen eine etwas grobere, aufdringliche Haut. So sind meine Lieblingspüppchen mehr die, deren Gesicht fein und fast glatt erscheint, wie etwa der Max auf Seite 18, die kleine Mila auf Seite 113 oder das Lieschen auf Seite 162. Der Nachteil ist allerdings, dass der weiche Trikotstoff empfindlicher ist. Von den Proportionen und vom Ausdruck her mag ich vor allem die kleinen Kindermodelle.

Bieten Sie Ihre Püppchen eigentlich auch zum Verkauf an? Und wie ist es mit Kursen?

Meistens entstehen die Puppen mit einem speziellen Auftrag. Dann planen wir zusammen den Stoff, die Farben und die Größe. Ich habe eigentlich nur selten welche da, die sozusagen übrig sind. Wir haben oft mit Eltern aus dem Kindergarten für Weihnachten, jeder für sich selbst privat oder für den Bazar, gebastelt. Kurse gebe ich auf Anfrage auch.

Vielen Dank, liebe Cristina, für dieses Interview und – von Puppenmacherin zu Puppenmacherein – weiterhin ganz viel Freude bei Ihrem Schaffen!

Cristina Cevales-Labonde: Biegepüppchen selbst gemacht, Verlag Freies Geistesleben, ISBN: 9783772529351, 26 Euro.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken,Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


10. Juli 2019

Bücher: „Das Alphabet der Kindheit“ von Helge-Ulrike Hyams

In einem Alphabet der Kindheit darf S wie Sommer eigentlich nicht fehlen. Genau wie G wie Geburtstag, H wie Hollywoodschaukel, J wie Johannisbeeren, S wie Schlauchboot, T wie Tagebuch und Z wie Zelten (um beim Sommer zu bleiben). Und doch tauchen diese Begriffe in dem gleichnamigen Buch von Helge-Ulrike Hyams nicht auf. Das zeigt, wie subjektiv die Auswahl der Themen für ein solches Werk nur sein kann und das ist auch richtig so. Denn jeder Mensch trägt sein eigenes, individuelles Wörterbuch der Kindheit in sich, das geprägt ist von ganz persönlichen Erinnerungen und Gefühlen. Und doch gibt es Schlagwörter, die zu jeder Kindheit gehören und mit denen die meisten Menschen etwas anfangen können, einfach weil wir alle die Erfahrung teilen, einmal Kind gewesen zu sein.

Dazu ein Auszug aus dem Klappentext: „Die leidenschaftliche Pädagogin Helge-Ulrike Hyams hat ein Hausbuch verfasst, zu dem man immer wieder greifen wird – sei es zu bestimmten Anlässen (Heimweh, Eifersucht, Krankheit, Schulschwänzen) oder einfach zum Nachdenken über die schönen (Schokolade, Glück, Kuscheltier) und weniger schönen (Lügen, Einsamkeit, Quälen, Strafen) Momente im Leben eines Kindes.“

Seit einigen Wochen lese ich immer wieder in dem Buch und bin so begeistert, dass ich es euch unbedingt noch vor meiner Sommerpause ans Herz legen möchte. Denn der Sommer und die damit verbundene lange Auszeit vom Alltag ist für mich wie keine andere Zeit des Jahres mit der Kindheit verbunden und ich freue mich schon sehr, sehr, sehr darauf, in ein paar Tagen wieder in diesen besonderen Lebensstrom einzutauchen und dabei auch liebe Erinnerungen aus meiner Kindheit zu streifen. Aber zurück zum Buch: Die Autorin hat tatsächlich eine umfassende, wunderbare, eigensinnige, inspirierende und auch berührende Auswahl an Begriffen getroffen, die wie eine Landkarte zurück in die Vergangenheit funktioniert. Trotz dass sie als Psychoanalytikerin, ehemalige Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Bremen und ehemalige Leiterin des Marburger Kindheitsmuseums durchaus den Hintergrund hat, ist das Buch ganz und gar nicht akademisch geschrieben, sondern im Gegenteil lebendig, warm und leicht und gleichzeitig voller Tiefgang, dass es die pure Freude ist und Herz und Horizont öffnet.

Zu jedem einzelnen Begriff stellt Helge-Ulrike Hyams ein meist poetisches Zitat, das den Folgetext einleitet. Besonders gut gefällt mir dieses von Astrid Lindgren zum Thema Lachen: „Ich liebe den Gesang der Vögel. Ich liebe die Musik aus meinen Silberpappeln. Aber mehr noch liebe ich es, meinem Sohn im Rosengarten lachen zu hören.“ (Übrigens nicht das einzige Zitat von Astrid Lindgren und natürlich gibt es auch einen eigenen Eintrag zu Pippi Langstrumpf.) Die eigentlichen Texte zu den Begriffen sind unterschiedlich lang und eine Mischung aus persönlichen Geschichten und Erinnerungen, stimmig verwobenen Fakten aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen, Erfahrungen aus ihrer Arbeit und als vierfacheMutter, Bezügen zu Literatur und Kunst, aber auch Lebensklugheit und vor allem einem unfassbar starken Einfühlungsvermögen in Kinder und die Welt, in die sie hineinwachsen.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass sie zum Thema Puppen natürlich auch etwas schreibt. Denn eine Kindheit ohne Puppen, kann es die überhaupt geben?

Helge-Ulrike Hyams: Das Alphabet der Kindheit. Von A wie Atmen bis Z wie Zaubern, Berenberg Verlag, ISBN: 946334210, 29 Euro.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)