10. Juli 2019

Bücher: „Das Alphabet der Kindheit“ von Helge-Ulrike Hyams

In einem Alphabet der Kindheit darf S wie Sommer eigentlich nicht fehlen. Genau wie G wie Geburtstag, H wie Hollywoodschaukel, J wie Johannisbeeren, S wie Schlauchboot, T wie Tagebuch und Z wie Zelten (um beim Sommer zu bleiben). Und doch tauchen diese Begriffe in dem gleichnamigen Buch von Helge-Ulrike Hyams nicht auf. Das zeigt, wie subjektiv die Auswahl der Themen für ein solches Werk nur sein kann und das ist auch richtig so. Denn jeder Mensch trägt sein eigenes, individuelles Wörterbuch der Kindheit in sich, das geprägt ist von ganz persönlichen Erinnerungen und Gefühlen. Und doch gibt es Schlagwörter, die zu jeder Kindheit gehören und mit denen die meisten Menschen etwas anfangen können, einfach weil wir alle die Erfahrung teilen, einmal Kind gewesen zu sein.

Dazu ein Auszug aus dem Klappentext: „Die leidenschaftliche Pädagogin Helge-Ulrike Hyams hat ein Hausbuch verfasst, zu dem man immer wieder greifen wird – sei es zu bestimmten Anlässen (Heimweh, Eifersucht, Krankheit, Schulschwänzen) oder einfach zum Nachdenken über die schönen (Schokolade, Glück, Kuscheltier) und weniger schönen (Lügen, Einsamkeit, Quälen, Strafen) Momente im Leben eines Kindes.“

Seit einigen Wochen lese ich immer wieder in dem Buch und bin so begeistert, dass ich es euch unbedingt noch vor meiner Sommerpause ans Herz legen möchte. Denn der Sommer und die damit verbundene lange Auszeit vom Alltag ist für mich wie keine andere Zeit des Jahres mit der Kindheit verbunden und ich freue mich schon sehr, sehr, sehr darauf, in ein paar Tagen wieder in diesen besonderen Lebensstrom einzutauchen und dabei auch liebe Erinnerungen aus meiner Kindheit zu streifen. Aber zurück zum Buch: Die Autorin hat tatsächlich eine umfassende, wunderbare, eigensinnige, inspirierende und auch berührende Auswahl an Begriffen getroffen, die wie eine Landkarte zurück in die Vergangenheit funktioniert. Trotz dass sie als Psychoanalytikerin, ehemalige Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Bremen und ehemalige Leiterin des Marburger Kindheitsmuseums durchaus den Hintergrund hat, ist das Buch ganz und gar nicht akademisch geschrieben, sondern im Gegenteil lebendig, warm und leicht und gleichzeitig voller Tiefgang, dass es die pure Freude ist und Herz und Horizont öffnet.

Zu jedem einzelnen Begriff stellt Helge-Ulrike Hyams ein meist poetisches Zitat, das den Folgetext einleitet. Besonders gut gefällt mir dieses von Astrid Lindgren zum Thema Lachen: „Ich liebe den Gesang der Vögel. Ich liebe die Musik aus meinen Silberpappeln. Aber mehr noch liebe ich es, meinem Sohn im Rosengarten lachen zu hören.“ (Übrigens nicht das einzige Zitat von Astrid Lindgren und natürlich gibt es auch einen eigenen Eintrag zu Pippi Langstrumpf.) Die eigentlichen Texte zu den Begriffen sind unterschiedlich lang und eine Mischung aus persönlichen Geschichten und Erinnerungen, stimmig verwobenen Fakten aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen, Erfahrungen aus ihrer Arbeit und als vierfacheMutter, Bezügen zu Literatur und Kunst, aber auch Lebensklugheit und vor allem einem unfassbar starken Einfühlungsvermögen in Kinder und die Welt, in die sie hineinwachsen.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass sie zum Thema Puppen natürlich auch etwas schreibt. Denn eine Kindheit ohne Puppen, kann es die überhaupt geben?

Helge-Ulrike Hyams: Das Alphabet der Kindheit. Von A wie Atmen bis Z wie Zaubern, Berenberg Verlag, ISBN: 946334210, 29 Euro.

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in: Bücher