13. April 2021

DIY: Neue Haare, neues Leben

Wenn Puppen, die vielleicht aus einer längst vergangenen Kindheit stammen, ein zweites Leben mit dem Nachwuchs bekommen sollen, werden oft neue Haare gewünscht. Gerade ältere, traditionell hergestellte Waldorfpuppen haben in der Regel einen bestickten Schopf, bei dem das Haar mit Wollgarn und langen Stichen direkt auf den Kopf genäht wurde. Mit der Zeit haben sich meist einzelne Stiche gelöst und das Haar ist dünn geworden und sieht zerzaust aus. Klar, dass der neue Lebensabschnitt dann mit einer neuer Frisur eingeläutet werden soll.

So kompliziert und unveränderlich so ein gestickter Haarschopf auf den ersten Blick anmuten mag, eine Erneuerung ist machbar und macht auch Spaß, so wie Typveränderungen eigentlich immer Spaß machen. Das neue Haar könnte man natürlich wieder sticken. Leichter und schneller aber geht es mit einer anderen Methode, die sich in den letzten Jahren durchgesetzt hat, nämlich das Häkelkäppchen mit eingeknüpften Strähnen, das übrigens genauso leicht und schnell ersetzt werden kann, sollte irgendwann wieder einmal eine Veränderung gewünscht werden.

Und so geht’s

Ihr benötigt eine Schere, am besten auch eine kleine Stickschere, eine Pinzette oder eine kleine Zange, Puppenhaargarn, farblich passendes Nähgarn, eine Häkelnadel, Stecknadeln und eine Nähnadel. Für das Haar empfehle ich euch das Mohairgarn aus meinem Shop, das dort als einzelne Knäuel in neun verschiedenen Farben erhältlich ist.

Zuerst den alten Haarschopf entfernen. Dafür die langen gestickten Stiche mit der Schere aufschneiden und die Fäden von Hand oder mit Hilfe der Pinzette oder Zange aus dem Kopf holen. Am Anfang, wenn das Haar noch recht dicht ist, geht das gar nicht so leicht und man muss ein bisschen probieren, wo man ziehen und zupfen muss, damit sich etwas bewegt. Besonders am Haaransatz finden sich manchmal recht kleine Stiche. Die bearbeitet man am besten mit einer kleinen, feinen Schere. Hier besonders vorsichtig arbeiten, um den Stoff nicht zu beschädigen.

Aus dem Puppenhaargarn ein einfaches Käppchen häkeln, das eng und eher knapp auf dem Kopf sitzt. Wie genau das geht, findet sich z. B. in meinem Mitzi eBook und Baby Twink eBook. Auch die folgenden Arbeitsschritte werden dort ganz ausführlich erklärt, hier die Kurzversion für alle Handarbeitsversierten und Wagemutigen:

Das Käppchen auf den Kopf setzen, mit Stecknadeln fixieren und mit kleinen Stichen entlange des Randes festnähen.

Haarsträhnen in der gewünschten Länge zuschneiden und mit der Häkelnadel in das Käppchen knüpfen. Zum Schluss die Strähnen mit der Schere zurechtstutzen, bei Bedarf einen Hauch Rot auf die Wangen geben und die Puppe in ihr neues frisch frisiertes Puppenleben entlassen.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.


23. März 2021

Streicheleinheiten für die Seele: ein Portrait über mich und meine Arbeit

In meinen Kursen begegnen mir viele tolle Frauen. Eine davon ist Rena, die 2016 eine Puppe bei mir nähte. Mit ihrem Hintergrund als Kunsttherapeutin, ihrem freundlichen Wesen und offenen Herzen hatten wir gleich eine Verbindung und begannen nach dem Kurs einen jahrelangen intensiven Austausch über die Möglichkeiten von Puppen/machen bei der inneren Heilung und Entwicklung.

Rena ist auch Journalistin und als sie vorschlug, ein Portrait über mich und meine Arbeit zu schreiben, war ich hocherfreut. So kam es, dass wir uns nach drei Jahren in Hamburg wiedersahen und an einem grau-verschneiten Tag im März in einem gemütlichen Café in Altona über meinen Werdegang und meine Erfahrungen als Puppenmacherin und Kursleiterin sprachen.

Das war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Wir hätten das Portrait gern in einem Magazin im Zeitschriftenladen gesehen, aber dazu kam es nicht. Dafür veröffentliche ich es jetzt hier auf meinem Blog und wünsche euch viel Freude damit.

Klickt auf diesen Link und ihr könnt es online lesen oder auch ausdrucken.

Vielen Dank, liebe Rena, für diesen mit Herzblut geschriebenen Artikel, die zahlreichen eMails, die in den vergangenen fünf Jahren zwischen Schwäbisch Gmünd und Berlin hin und her gingen sowie deine stetige Ermutigung und Inspiration für meine Arbeit!


16. März 2021

Geschenkideen für Puppennähverliebte #11 (Osternest-Ausgabe)

1 Frühlingserwachen für die Haut verspricht das Wonder Balm des deutschen Naturkosmetik-Labels The Glow. Es besteht ausschließlich aus natürlichen Zutaten und eignet sich als Hautcreme, Make-Up-Entferner, Lippenbalsam, Gesichtsmaske, Highlighter, Handcreme und vieles mehr. Der Effekt: zarte, strahlende Haut mit einem umwerfenden Glow. Erhältlich für 14 Euro direkt bei The Glow.

2 Ein kleines Wunder sind auch die Wonder Clips von Clover. Die bunten Stoffklammern sind eine super Alternative zu Stecknadeln und es lassen sich damit vor allem dickere Stoffe und mehrere Lagen ganz einfach und ohne Verrutschen zusammennähen. 10 Stück gibt’s für 7,90 Euro, z. B. hier.

3 Das Buch „Hände. Eine Kulturgeschichte“ von Jochen Hörisch ist unseren beiden Lieblingswerkzeugen gewidmet. Erhältlich im Buchhandel für 28 Euro.

4 Kleine feine Helferlein können viel Freude machen. Deshalb darf dieser hübsche rosarote Nadeleinfädler gern ins Osternest geflogen kommen. Gibt’s für 4,90 Euro von und bei Prym.

5 Ein Spielständer-Paar im Miniaturformat ist ein vielseitiges Möbelstück für die Puppenecke. Daraus kann z. B. eine kleine Küche, eine gemütliche Höhle oder ein Haus für ganz kleine Püppchen entstehen. Erhältlich auf Anfrage bei @spielholz.berlin oder mit etwas Glück in kleiner Auflage im Shop, Preis 70 Euro.

6 Ein Strauß Blumen auf dem Tisch hebt die Stimmung und bringt Farbe und Lebendigkeit. Wenn es nur ein paar sein sollen, ist diese Scheibe aus Kupfer zum Einsetzen in Vasen hilfreich und praktisch. Sie hat verschieden große Löcher, in denen einzelne Blumen wunderschön arrangiert werden können. Der Clou: Die Löcher sind wie Sternenbilder angegeordnet, entsprechend viele hat der Wassermann und wenige der Krebs. Erhältlich für 18,50 Euro direkt beim Hersteller in den Niederlanden. (Der Versand geht blitzschnell.)

7 Socken stricken sich das ganze Jahr gut weg. Bei MINUK gibt es eine handgefertigte Lederhülle für Nadelspiele, um Nadeln und Strickstück vor Maschenverlust oder verhedderten Nadelspitzen zu schützen. Preis 19 Euro.

8 Dazu würe diese elegante kleine Fadenschere passen, vollgeschmiedet und in bester deutscher Handwerkskunst hergestellt. Zu kaufen für 12,98 Euro direkt in der Manufaktur.

9 Nicht nur Farben, auch Düfte können unsere Stimmung heben. Besonders die drei aus „Duftendes Zitrusglück“ von Primavera. Grapefruit, Orange und Zitrone sind spritzig, schenken Lebensfreude und wirken anregend auf Körper, Geist und Seele. Einfach am Fläschchen riechen, mittels Diffusor im Raum verstäuben oder mit einem Trägeröl am Körper tragen. Das Set ist aktuell für 12,90 Euro in vielen Bioläden erhältlich oder online bei Primavera.

10 Wer Puppen näht, dessen Herz schlägt in der Regel auch für Schafe. Und dafür ist der Bloomy Sheep Pin von Wollen wie gemacht, Preis 10 Euro.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Die Geschenkideen der letzten Jahre findet ihr hier, weitere Fundstücke hier.


2. März 2021

12erinnerungsstücke2021: Januar, Februar, März

Als ich neulich wieder einmal die Kiste mit den Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen:

Erinnerungsstück 1/12: Meine allererste selbstgemachte Puppe hatte einen fliederfarbenen gestrickten Körper und war rundherum eingestrickt, weil Stricken damals die Handarbeitstechnik war, die ich am besten beherrschte. Kurz darauf, im Herbst 2005, machte ich Tilda, meine zweiterste, eigentlich-erste traditionelle Puppe nach Waldorfart, Herzenspuppe meiner Tochter und jahrelang festes Mitglied unserer Familie. Für immer und ewig werde ich sie für die schönste und wichtigste Puppe halten, die ich je gemacht habe. Den Anfängerinnengeist von damals kann ich noch immer spüren, vor allem wenn ich in meinen Kursen miterleben darf, wie Menschen unter meiner Anleitung wiederum ihre allererste Puppe nähen. Die Anfertigung von Tilda ging mir damals übrigens überhaupt nicht leicht von der Hand und wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich das mal beruflich machen würde, hätte ich ungläubig den Kopf geschüttelt. Heute ist das Puppenmachen mein unendliches Forschungsfeld und eine Einladung, mich dem Leben anzuvertrauen und in Beziehung zu gehen. Es ist nicht so, dass ich unbedingt Puppen machen muss, und möglicherweise ist es irgendwann genauso unverhofft vorbei, wie es begonnen hat, aber noch sind mein Herz und meine Hände immer wieder auf’s Neue neugierig auf das Leben, das dabei entsteht.

Erinnerungsstück 2/12: In dem Jahr, bevor ich mich mit den Puppen selbständig gemacht habe, las ich die Weitseher-Trilogie von Robin Hobb, empfohlen von einer damaligen Brieffreundin aus Finnland. Bis dahin hatte ich, trotz dass ich schon immer ein Buchwurm bin, noch keinen einzigen Fantasy-Roman gelesen – und auch danach nie wieder. Aber diese drei Bücher zu genau diesem Zeitpunkt waren meine Verbindung in das Reich der großen, phantastischen Geschichten, der Magie und Träume, die es brauchte, um die Tür zu meiner Kindheit wieder zu öffnen und mir selbst zu erlauben, groß zu träumen, meine Leidenschaft für das Puppenmachen auszuleben und schließlich einen gewagten beruflichen Weg einzuschlagen. Diese Trilogie ging mir ans Herz, aus Gründen, die ich teilweise erst heute, 15 Jahre später, verstehe und ich bin unendlich dankbar, dass ich mich damals so von der Geschichte, den Charakteren und Bildern habe berühren und verwandeln lassen.

Erinnerungsstück 3/12: Die einzige offensichtliche Verbindung zwischen meinem Studium und meiner Arbeit als Puppenmacherin ist meine (halbwegs) professionelle Marketingkommunikation. Studiert habe ich Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin, bin wenige Wochen nach meinem Abschluss Mutter geworden und habe mich drei Jahre später mit den Puppen selbständig gemacht. Dass daraus relativ schnell eine ernsthafte berufliche Perspektive wurde, lag sicher auch daran, dass ich ein gutes Händchen für Marketing habe – und auch Freude daran. Gerade anfangs hatte ich nur ein schmales Budget, aber ich habe immer mit tollen Menschen zusammengearbeitet, mit denen es gelang, das Selbstverständnis und die Werte meines Labels in sichtbare Gestaltung zu übersetzen. Wie mit Joy, die mir 2008 mein erstes Logo und meine erste Internetseite gestaltete. Dieser Stempel erinnert mich an meine Anfänge und an die wunderbare Möglichkeit, mit einem gut durchdachten und gut gemachten visuellen Erscheinungsbild mein tiefstes Herzensanliegen mit Mariengold nach außen zu tragen. Das ist eine große Chance und ein großes Glück, denn Marketing, so unbeliebt es unter Kreativen oft ist, schafft Verbindung, nicht nur zwischen Marken und Konsumenten, sondern vor allem zwischen Menschen.

Ihr seid übrigens herzlich eingeladen, euch der Aktion jederzeit mit dem Hashtag #12erinnerungsstücke2021 anzuschließen. Dabei könnt ihr euch auf ein bestimmtes Thema beziehen (so wie ich auf das Puppenmachen) oder Monat für Monat frei entscheiden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dabei seid und eure liebsten Erinnerungsstücke teilt!


24. Februar 2021

PuppenMITmacherei 2021: Save the Date!

Nach drei Jahren Pause freue ich mich sehr, euch mitteilen zu können, dass es dieses Jahr wieder eine PuppenMITmacherei mit NATURKINDER und Mariengold geben wird.

Falls ihr ganz neu hier seid und euch fragt, was das ist, hier die wichtigsten Details:

Die PuppenMITmacherei ist eine Community-Aktion im Internet, bei der wir (also ihr und Caro und ich) gemeinsam Puppen nähen und darüber auf unseren Blogs und auf Instagram berichten.

Das Ganze ist allerdings kein Online-Kurs, das heißt, wir Veranstalterinnen leiten die Puppenherstellung nicht Schritt für Schritt an und wir werkeln auch nicht an den gleichen Puppen. Vielmehr bringen alle ihre Ideen mit, arbeiten mit selbst gewählten Anleitungen, Schnittmustern und Materialien an ihren eigenen Puppen und tauschen sich (optional) bei sechs thematischen Online-Dates mit den anderen PuppenMITmacherinnen im Internet aus.

Wie das 2015, 2016 und 2017 abgelaufen ist, könnt ihr hier nachlesen und anschauen und euch hoffentlich Lust und Laune holen, dabei zu sein.

Dieses Jahr starten wir bereits im Mai und die Aktion läuft bis November, also auch perfekt getimet für Puppen, die unter dem Weihnachtsbaum liegen sollen.

Alle Details und die genauen Termine für unsere monatlichen Treffen folgen im April.

Vielleicht erinnert ihr euch auch, dass ich mir jedes Jahr ein besonderes Projekt für die PuppenMITmacherei habe einfallen lassen. 2015 war es die Herstellung einer Mitzi von Mariengold (hier der Beitrag zum großen Finale), 2016 eine Rag Doll von Jess Brown und 2017 drehte es sich um die Vollendung eines vor Jahren selbstgeschnitzten Holzköpfchens zu einer kompletten Puppe.

Daher meine Frage an euch: Was würdet ihr dieses Jahr gern von mir sehen und miterleben? Habt ihr Vorschläge, Wünsche, was ich ausprobieren könnte? Schreibt eure Ideen sehr gern an hello@mariengold.net.

Ich freue mich riesig auf das gemeinsame Puppennähen und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Caro bedanken, dass sie mich immer wieder angestupst hat und unsere PuppenMITmacherei jetzt tatsächlich in die nächste Runde geht.