7. Juni 2023

Kleine Gruppe, große Gefühle (Landpartie 2023)

Die gute Nachricht vorab: Das war doch nicht unsere letzte Landpartie. Wir werden weitermachen und zwar genau an diesem wunderschönen, wildromantischen Ort, der uns so sehr ans Herz gewachsen ist und der nach sieben Jahren untrennbar mit unserem Puppennnähworkshop verbunden ist. Und das ist, finde ich, das größte Kompliment, das wir diesen vier Tagen im Grünen und vor allem unseren sechs großartigen Teilnehmerinnen machen können.

Ja, es war wieder schwierig mit den Anmeldungen (und auf zehn, wie in den Jahren vor Corona sind wir wieder nicht gekommen) und zugegeben, ein bisschen ging uns dabei die Freude flöten, so dass wir uns irgendwann nicht mehr vorstellen konnten, in Zukunft weiterzumachen. Aber kaum saßen wir fröhlich plaudernd im vollgepackten Auto Richtung Leipzig, kaum standen wir inmitten des prächtig blühenden Gartens des Refugiums Hoher Fläming, kaum hatten wir unseren Raum eingerichtet und kaum waren die Frauen freudig begrüßt worden, wussten wir, dass wir hier und jetzt genau richtig waren und etwas richtig Gutes vor uns lag.

Von dem Moment an, als die Gruppe das erste Mal zusammenkam und wir Herzen für die Puppen filzten, war ein Zauber zu spüren, eine Offenheit und ein Miteinander-Fließen, dass es die reine Freude war, jede Einzelne in ihrem Sein zu entdecken und im gleichen Maße zu spüren, wie über die Hinwendung zum gemeinsamen Tun und Erleben in kürzester Zeit eine wunderbare Gemeinschaft entstand. So etwas lässt sich nicht planen oder bewusst herstellen, sondern es ist immer etwas Magisches beteiligt, eine höhere Macht, ein guter Geist, nennt es, wie ihr wollt.

Darum ging es auch in dem Zitat von Musikproduzent Rick Rubin, das wir zum Einstieg vorlasen, weil es perfekt zum Puppenmachen passte, aber auch zu vielen anderen rätselhaften und wunderbaren Dingen im Leben. In einem Interview im ZEIT Magazin im April antwortete er auf die Frage, ob er erklären könne, warum man Kreativität nicht ohne das Spirituelle begreifen kann:

„Weil wir mit Nichts anfangen, und aus dem Nichts manifestiert sich etwas Konkretes. Vieles an diesem Prozess entzieht sich unserer Kontrolle. Ich habe so oft erlebt, wie man an etwas arbeitet und nichts klappt, und dann passiert etwas Ungreifbares, und plötzlich verändert sich die ganze Stimmung, es entsteht etwas Wundervolles – und kein einziger der Beteiligten versteht, warum. Wir haben womöglich Ideen, mit denen wir losziehen, die wir ausprobieren wollen. Aber ob das gut geht oder nicht, entzieht sich unserem Willen komplett. Da ist noch etwas jenseits von uns selbst im Spiel.“

Diese Magie zog sich durch den gesamten Workshop. Alles war leicht und weich und verbunden und so ganz anders als die Wochen und Monate zuvor, in denen ich mich oft gefragt hatte, ob die Menschen überhaupt noch Puppen und Räume zum Puppenmachen brauchten und wünschten. Die Nachfrage nach beidem mag zwar gesunken sein und es mag auch noch dauern, bis wieder bessere Zeiten für kleine Kreativ-Labels kommen, aber diese vier Tage haben mir gezeigt, dass ich selbst entscheiden darf, worauf ich mich konzentriere: darauf, was gerade alles nicht geht, oder auf das, was da ist.

Und das war bei der Landpartie ganz schön viel: herrlichstes Maiwetter, nicht zu warm, nicht zu kalt, der üppigste, saftigste Garten, den man sich nur vorstellen kann, grüner Spargel, der vorwitzig aus dem Beet sprießte (und später auf unseren Tellern landete), pompöse Mohnblütenknospen kurz vor dem Aufplatzen, verschlungene Wiesenpfade, um sich darin zu verlieren, ein Haus und zwei Gastgeberinnen, die uns mit offenen Armen empfingen, liebevoll zubereitete Speisen, selbstgebackenes Brot mit einer unvergesslichen Gewürzmischung, warmer Haferbrei, der morgens vorzüglich den Bauch wärmte, unsere sechs Puppennähverliebten natürlich, eine davon weit aus der Schweiz angereist und eine andere, die uns das Geschenk machte, bei ihrem allerersten Mal Puppenmachen dabei sein zu dürfen, große Handarbeitsliebe an unserem Werkeltisch, Schwelgen in Gemeinschaftsglück, Lachen und Staunen, Schweigen und Genießen, Gespräche in einer Art Geheimsprache, von denen Außenstehende besser nichts mitbekamen, zwei Katzen, die immer im richtigen Moment auftauchten, um uns zu zeigen, wie herrlich man in der Sonne entspannen konnte, Häkelsessions unter freiem Himmel, zum Abschluss ein Mandala aus 15 einzigartigen Puppen, Abschiedsworte aus dem Herzen, feste Umarmungen und Tränen der Freude und des Berührtseins und nicht zu vergessen, Laura, mit der zusammen das alles doppelt so schön ist.

Ich bin unfassbar dankbar für diese vier Tage, denn sie haben mir den Glauben an kreative Get-Togethers wie die Landpartie zurückgegeben. Seit über drei Jahren ist nichts mehr, wie es war und es wird wohl auch nicht mehr werden wird, wie es war. Aber ich halte daran fest, dass uns eines immer bleiben wird: Dass wir Menschen mit einem Herzen in der Brust sind, die einander anheben und das Licht im Anderen zum Strahlen bringen können. Dafür braucht es ein Ja zu Miteinander, gemeinsamen Erlebnissen und echter Begegnung. Den Raum dafür erschaffen Laura und ich Jahr für Jahr mit der Landpartie, das ist unser Anliegen, unsere Mission. Das Wunderbare ist, dass es ganz gleich ist, wie viele Menschen in diesem Raum sind, das Licht strahlt immer gleich hell. Und wie es strahlte!

Die nächste Landpartie findet im Mai 2025 statt. Bis dahin ist es noch ein Weilchen hin. Wenn ihr jetzt schon Lust und Interesse habt, schickt ein kurzes Mail an hello@mariengold.net. Dann erfahrt ihr den genauen Termin, bevor es offiziell wird, und könnt euch unverbindlich für die Teilnahme vormerken lassen.

Alle Details findet ihr hier, Einblicke in die Landpartien der letzten Jahre hier.

© Bilder Laura Erceg-Simon und Maria Ribbeck


8. Mai 2023

Mit Mariengold gemacht #33

1 Dieses Jar feierte der Großteil meiner eBooks zur Herstellung von Puppen und Kleidern zehnjähriges Jubiläum und ich freue mich riesig über das positive Feedback, dass ich stetig dafür erhalte. Für dieses Jahr ist übrigens noch ein Neuzugang geplant!

2 Ein Evergreen ist mittlerweile auch meine 2018 veröffentlichte, kostenfreie Strickanleitung für Ringelstrümpfe. Und wie ihr sehen könnt, machen die Strümpfe sich auch einfarbig ganz hervorragend wie hier bei Petra: „Die wohl kleinsten Wollsocken, die ich je gestrickt habe, aber auch die, die am schnellstern fertig waren.“

3 Im Februar war Henrike bei mir im Kurs und steckte sich erfolgreich mit dem Puppennähfieber an. Dieses schlichte Püppchen ist eines von mehreren, das sie danach noch in Eigenregie anfertigte.

4 Dass nicht nur Puppen, sondern auch Puppenkleidung ein emotionales Thema sein kann, erfuhr ich durch diese Rückmeldung von meiner lieben ehemaligen Kursteilnehmerin Ariete: „Als ich gestern bei Instagram dieses hübsche Hosenkleid an deinen Puppen sah, war ich sofort berührt. Meiner Erinnerung nach hatte ich als Kind und Jugendliche wenig neue Kleidung. Ich bekam abgetragene Sachen vom Cousin oder später, als Jugendliche, von Kolleginnen meiner Mutter, die diese aussortiert hatten. Manchmal strickte meine Mutter etwas für mich und meine Schwester, aber die Wolle musste günstig sein, kratze daher sehr und war farblich nie mit uns abgestimmt. Kleidung musste überwiegend zweckmäßig und günstig sein. Heute bedauere ich es sehr, dass es meiner Mutter emotional und finanziell nicht möglich war, meine Bedürfnisse, meinen Geschmack und Stil zu berücksichtigen, wenn ich neue Kleidung benötigt habe. Daher hat dein Puppen-Hosenkleid mein inneres Mädchen sofort berührt. So hübsch wäre ich gern eingekleidet worden. Nun habe ich der Puppe, die ich damals bei dir im Kurs gemacht habe, dieses schöne Hosenkleid genäht und in meinem Herz fühlt sich ein inneres Kind sehr gesehen und geliebt. Danke für dieses Geschenk!“ (Schnittmuster und Anleitung findet ihr in diesem eBook.)

5 Die Puppenbastelmaterialpackungen, die ich in meinem Shop verkaufe, packe ich mit viel Liebe und Sorgfalt zusammen und freue mich immer auch über Feedback zu diesen kleinen Details, die im Alltag oft untergehen.

6 Auch die kostenfreie Anleitung für die Latzhose mit Taschen kommt seit 2016 supergut bei euch an und ich habe schon so viele schöne Versionen gesehen wie diese aus Breitcord von @frau_mondschaf.

7 Rückmeldungen wie diese sind Goldlicht für mein Puppenmacherinnenherz: „Diese Puppe habe ich mit dem Materialset aus deinem Shop gemacht, für meine Tochter zum ersten Geburtstag. Sie ist jetzt 16 Monate alt und liebt sie immer noch wie am ersten Tag. Sie trägt sie die ganze Zeit durch die Wohnung, füttert sie, umarmt sie, legt sie in die Hängematte und schaukelt sie an, kämmt sie, tobt mit ihr, wäscht ihr den Mund ab und manchmal frage ich mich, ob sie sie stillt.“

Wenn ihr auch einmal Teil dieser Reihe sein möchtet, schickt eure Bilder gern an hello@mariengold.net. Mein DIY-Angebot zur Herstellung von Puppen findet ihr in meinem Etsy-Shop, mein Kursangebot hier, alle Beiträge dieser Reihe hier.


11. April 2023

Puppennähfrühling im Ländle (und die Termine bis zur Sommerpause)

Ende März war ich wieder für meine alljährlichen zwei Puppennähkurse zu Gast bei Wollknoll in Oberrot bei Schwäbisch Hall. Dieses Mal gab es zwei Besonderheiten, welche die Grundstimmung ausmachten.

Da war zum einen die Jahreszeit: Frühling auf dem Land, die erwachende Natur, das wachsende Licht, all das ist für mich als Großstadtmensch schlicht beeindruckend und wirkt immer auch in die Kurse hinein, denn viel mehr als Natur und Wetter umgibt uns dort nicht und ist deshalb umso deutlicher spürbar. Wir hatten sogar noch einmal kräftig Schnee und dabei fühlte sich das Puppenmachen herrlich gemütlich an.

Die zweite Besonderheit war die Gruppenstärke. Während ich in Berlin seit Corona immer noch um jede Teilnehmerin kämpfen muss, sind die Anmeldungen bei Wollknoll stabil hoch, ohne viel Zutun meinerseits. Dieses Mal waren es im ersten Kurs zehn Teilnehmerinnen und im zweiten neun. Das waren richtig viele Puppennähfreundinnen, aber auch richtig viel Arbeit. Vor allem aber war es das pure, pralle Leben. Denn 19 Frauen mit ihren persönlichen Erfahrungen und Geschichten und ihrer ganzen Vielfalt bringen die Energie und Herzen zum Schwingen und machen einfach gute Laune.

Gerade bei so großen Gruppen finde ich es immer wieder magisch, wie verlässlich aus jeder noch so ungleichartigen Runde irgendwann eine Gemeinschaft wird, in der zusammen gelacht und gewerkelt, sich ausgetauscht und wild durcheinandergeredet wird. Eben weil man das Gemeinsame findet und feiert und das ist hier die Freude an der Arbeit mit den Händen, am kreativen Miteinander und natürlich an den Puppen.

Das darf ich jedes Mal wieder erleben, egal ob in großen oder kleinen Kursen, mit zwei Frauen oder zehn, und dafür bin ich von Herzen dankbar. Denn es ist meine größte Freude, diese besonderen Räume zu erschaffen, in denen Menschen über das Puppenmachen mit sich selbst und anderen in Verbindung kommen, die Seele baumeln lassen und neue Kraft für den Alltag tanken können.

Ich freue mich jetzt schon darauf, nächstes Jahr wieder für zwei Kurse bei Wollknoll zu sein und diese wunderschöne Erfahrung bereits zum fünften Mal zu wiederholen. Bis dahin findet ihr mich mit meinem Handwerkszeit in meiner Heimatstadt Berlin und Umgebung, hier die Termine bis zur Sommerpause:

29./30. April Wochenend-Puppennähkurs in Berlin – 1 Platz frei geworden

24. bis 28. Mai Landpartie für Puppennähverliebte im Hohen Fläming (Details hier)

10./11. Juni Wochenend-Puppennähkurs in Berlin

15./16. Juli Wochenend-Puppennähkurs in Berlin

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und die Puppen!


22. Februar 2023

Mit Mariengold gemacht #32

1 In einem meiner Kurse bei Wollknoll letztes Jahr war eine Frau mit vielen Kindern, Pflegekindern und Enkeln, die, einmal mit dem Puppennähfieber angesteckt und die Grundlagen erlernt, anschließend ein Großprojekt von sieben Puppen in Angriff nahm. Hier sehr ihr die Anfänge, ob die Puppen tatsächlich bis Weihnachten fertig wurden, habe ich noch nicht erfahren. (Im März gebe ich wieder zwei Kurse im Ländle, den ersten am Montag und Dienstag, den 27. und 28. März, den zweiten am Mittwoch und Donnerstag, den 29. und 30. März, Details hier, Anmeldung direkt bei Wollknoll.)

2 Mein Nasenreparatur-DIY gehört zu den meistgelesenen Beiträgen hier auf dem Blog. In diesem kleinen Video gibt es das Ganze in Bewegtbild, inklusive Reinigung und Fresh-Up. Falls ihr euch nicht selbst rantraut, könnt ihr auch bei mir anfragen, alle Infos zu Reparaturen (auch immer mit Fresh-Up) findet ihr hier.

3 Das Kursgeschäft erholt sich nur langsam von Corona und die Nachfrage ist noch nicht wieder auf dem Niveau von 2019, was manchmal ganz schön frustrierend ist. Umso mehr freue ich mich über wertschätzendes Feedback der Teilnehmerinnen wie hier von Julia.

4 Meine Kundin Franziska ließ mich ein wenig am Entstehungsprozess ihrer Puppe nach meinem Mitzi eBook teilhaben: „Erst sah sie gar nicht so wirklich indisch aus (wie meine Kinder eben auch), aber Kleider machen Leute – das ist Salwar (Tunika) und Kamiz (Hose) und eigentlich gehört noch eine Dupatta (Schal) dazu.“ Das Mitzi eBook und die passende Materialpackung findet ihr in meinem Shop, für die Haut verwendete Franziska Trikotstoff in der Farbe Beigebraun.

5 Laura und ich machen jedes Mal Freudensprünge, wenn wir erfahren, dass unser Podcast „Echte Puppen“ tatsächlich gehört wird. Kristin, eine liebe Teilnehmerin unserer letzten Landpartie für Puppennähverliebte, nimmt uns zum Beispiel immer mit auf ihre Hunderunde. Dieses Jahr erscheint der Podcast nur alle zwei Monate, jeweils am dritten Donnerstag, die nächste Folge also am 21. April.

6 Hier sehr ihr Mia und Harry, die Stefanie nach dem gemeinsamen Kurs selbständig angefertigt hat. Ich finde, sie sind ihr sehr gut gelungen. Für solche Erfolgserlebnisse sorgt sicher auch die gedruckte Anleitungsbroschüre, die ich in meinen Kursen ausgebe und in der alles steht, was die Leute wissen müssen, um frohen Mutes zu Hause ans Werk zu gehen. (Mir scheint, dass Harry Potter neben Pippi Langstrumpf und Elsa die am häufigsten nach literarischer Vorlage gemachten Puppencharaktere sind.)

7 Mit meinen beiden neugestalteten eBooks für Puppenkleidung LINK lassen sich vielseitige Mix & Match-Garderoben zusammenstellen. Ich bin immer wieder begeistert von der individuellen Stoff- und Garnauswahl meiner Kundinnen und dankbar für jeden Post bei Instagram, denn das ist gute Werbung für Mariengold. Wenn ihr @mariengold markiert, kann ich eure Beiträge finden und hinterlasse gern einen Dankesgruß.

Wenn ihr auch einmal Teil dieser Reihe sein möchtet, schickt eure Bilder gern an hello@mariengold.net. Mein DIY-Angebot zur Herstellung von Puppen findet ihr in meinem Etsy-Shop, mein Kursangebot hier, alle Beiträge dieser Reihe hier.


19. Januar 2023

Flick und Glück auf dem Land (und eine Einladung zum Puppenreparieren)

Letztes Wochenende fand mein erstes Highlight des Jahres statt. Da war ich mit meiner Freundin Julia in der Priegnitz im wunderschönen Landhaus MariaMaria, wo der Workshop „Wear it + Repair it“ mit der Textilkünstlerin Doris Runge stattfand. Zwei Tage nähen, stopfen, flicken, stricken und neu machen standen auf dem Programm. Im Gepäck hatte ich einen weißen Lieblingspullover aus Schurwolle, der über die Jahre zahlreiche Löcher und Flecken bekommen hatte.

Eigentlich ist es nicht unbedingt meine Art, Kleidung auszubessern. Bis ich vor einem Jahr für unsere Podcast-Episode „Neues Leben für die Puppen“ tief in das Thema Reparieren eintauchte und sich mir über die Puppen hinaus eine neue Welt öffnete. Ich las Bücher, lernte über Techniken, Material und Hintergründe, nahm an Online-Kursen teil, entdeckte eine faszinierende Bubble bei Instagram, staunte über Meisterinnen ihres Fachs, arbeitete mich ein und deckte mich ein mit Werkzeugen und Utensilien, von denen ein kleines honigduftendes, gelbes Blöckchen Schneiderwachs mein liebstes ist.

Als mir dann im Herbst der Workshop mit Doris zuflog und ich mich auch gleich in den Ort verliebte, an dem er stattfinden sollte, zögerte ich keine Sekunde und meldete Julia und mich an. Es sollte auch ein Freundinnenwochenende werden.

Und wie gut wir es hatten: Schönste Wintersonne nach vielen grauen Tagen bei der Abreise in Berlin, anderthalb Stunden später warmer Empfang in der Priegnitz, ein charmant renoviertes altes Pfarrhaus, in dem schon der Ofen eingefeuert war und es nach Apfelkuchen duftete, ein Gefühl von Vertrautheit und Das-wird-richtig-Gut, Ankommen in der Gemeinschaft, Abtauchen ins Handwerk und Aufgehen im gegenwärtigen Moment.

Doris hatte Bücher, Samples, Material und Werkzeuge und ihre fast lebenslange Textil-Liebe-Expertise dabei und so entstand ein gemütlicher und wohlwollender Raum, in dem sich alle, versammelt um den großen Küchentisch, ihren eigenen Projekten widmen konnten. Besonders schön fand ich, dass Marion, unsere Gastgeberin, die ganze Zeit um uns herumwuselte, den Ofen mit Holz feuerte, köstliche Mahlzeiten zauberte, uns mit Snacks und Geschichten von Land und Leben versorgte und sich bei Gelegenheit dazusetzte und ebenfalls werkelte.

Ich lernte an dem Wochenende nur eine einzige Flicktechnik, mit der sich sowohl grobe Wollsocken als auch feiner Strick reparieren lassen. Das war völlig ausreichend für den Anfang und um meinen Pullover zu flicken. Dafür nahm ich mir ganz viel Zeit und hielt ansonsten Augen, Ohren und Herz offen. Denn es gab noch so viel mehr zu lernen und zu erfahren, zum Beispiel über den Wert der Handarbeit, das Glück des Reparierens und die Verbundenheit, die in so einer Runde entstehen und vielleicht ein wenig zu einer besseren, friedlichen Welt beitragen kann.

Mir haben diese beiden Tage auch noch einmal richtig Lust auf die Puppenreparier-Runde gemacht, die Laura und ich ganz neu zwei Mal in diesem Jahr anbieten werden. Am Samstag, den 4. März und 18. November laden wir herzlich ein, in gemütlicher Atmosphäre im Popcorner in Berlin gemeinsam Puppen zu reparieren, aufzuarbeiten und zu verschönern. Ihr bringt eure kleinen Patient*innen mit, Laura und ich Handwerkszeug und unsere Erfahrung aus über 15 Jahren Puppenmachen. Mehr dazu hier, die Anmeldung läuft bereits und wir freuen uns riesig auf euch!

© 9. Bild Simone Hawlisch