24. Januar 2022

Oh, Nose!

Wenn man alten Puppen ein zweites Leben schenkt, gibt es immer auch die Möglichkeit etwas hinzufügen, das vorher nicht da war, z. B. eine Nase.

Das kann einen völlig neuen Look geben, gerade wenn es um eine Rundumauffrischung nach Jahrzehnten geht wie bei diesen beiden.

Und so geht’s

Ihr benötigt Nähgarn in der Farbe des Stoffes (z. B. Extra Stark von Gütermann, das auch Teil meines Starterkits ist), Stecknadel, Nähnadel und Schere.

Mit der Stecknadel die Position der Nase festlegen.

Ein Stück Nähgarn zuschneiden und (ohne Knoten am Ende) auf die Nadel fädeln. Mit kleinen, gleichmäßigen Vorstichen kreisrund um die Stecknadel nähen. Es reicht, nur den Stoff zu fassen.

Stecknadel und Nähnadel entfernen und die Fäden verknoten. Den Knoten festziehen und den Stoff komplett abbinden, wodurch die Nase geformt wird. Mit einem zweiten Knoten sichern und die beiden Fäden nach innen in den Kopf stechen und vorsichtig abschneiden.

Auf die gleiche Weise kann übrigens auch ein Bauchnabel gemacht werden, falls der im Laufe der Zeit herbeigewünscht wird.

Zum Schluss noch etwas rote Farbe auftupfen.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.


7. Dezember 2021

Puppenreinigung mit Herz

Eine Frage, die in meinen Kursen immer kommt, ist, ob die Puppen auch gewaschen werden können. Die kurze Antwortet: Ja und zwar genauso, wie man Kleidung aus Wolle wäscht, nämlich von Hand oder im Wollwaschprogramm in der Maschine. Und hier die lange Antwort:

Grundsätzlich empfehle ich, Puppen nur dann zu waschen, wenn es unbedingt nötig ist. Anlass für eine Wäsche könnte z. B. sein, dass die Puppe stark verschmutzt ist, weil sie in eine Pfütze gefallen ist. Oder das Kind hat sich übergeben und die Puppe wurde in Mitleidenschaft gezogen. Oder eine Puppe soll von einem Kind zum anderen weitergereicht werden und es geht auch um eine energetische Reinigung. Oder ein Kind wünscht sich ausdrücklich, dass seine Puppe Bad nehmen soll. Die Gründe können vielfältig sein und es hängt natürlich auch vom eigenen Empfinden ab, wann man eine Puppe als dringend waschbedürftig empfindet.

Darüber hinaus gibt es Veränderungen, die alle Stoffpuppen mit der Zeit erleben, wenn sie viel geherzt und bespielt werden. Die Nase rubbelt sich ab, das Haar wird dünner und kann verfilzen, die Füllung schrumpft ein bisschen in sich zusammen, die Haut wird dunkler und etwas speckig. Das ist alles natürlich und gehört zu einem schönen, langen Puppenleben dazu. Für die meisten Kinder ist es gerade diese spezielle Patina, verbunden mit einem ganz eigenen Geruch, die ihre Puppe erst ausmacht. Die würde mit einer Wäsche weitgehend verschwinden, weshalb ich immer rate, das gut abzuwägen.

Wenn es dann wirklich eine einmal eine Wäsche sein soll, zeige ich es euch hier an der Puppe Molly, die meine Freundin Kristina vor Jahren bei mir im Kurs gemacht hat und die jetzt von ihrer älteren Tochter, die mittlerweile 14 Jahre alt ist, an die dreijährige Schwester gehen soll.

Ihr braucht

Waschschüssel, in die eure Puppe bequem hineinpasst

Milde Seife, für Wolle und Feines geeignet

Handtuch

Und so geht’s

Die Waschschüssel mit lauwarmem Wasser füllen und etwas von der Seife hineingeben, so dass es milchig-trüb wird. (Kleiner Einschub an dieser Stelle: Seife ist ein natürliches Tensid, das durch seine überfettete, pflegende Formel weniger schäumt als manch andere Waschmittel. Trotzdem reinigt sie und zwar mit dem mit dem Vorteil, dass sie dem Material nicht schadet.)

Die Puppe in das Wasser legen und ein bis zwei Stunde einweichen lassen.

Dann kräftig mit den Händen durchkneten, damit der Schmutz herausgehen kann. Grobe Verunreinigungen vorsichtig mit einer Bürste entfernen.

Anschließend gut mit klarem Wasser ausspülen und das Wasser ausdrücken.

Die Puppe in ein Handtuch wickeln, das Wasser nochmals ausdrücken und an einem warmen Ort trocknen lassen.

Grundsätzlich können die Puppen auch im Wollwaschgang bei niedriger Temperatur und geringer Schleuderzahl in der Maschine gewaschen werden, dann am besten in einem Kissenbezug oder Waschsack, damit sie nicht zu sehr strapaziert werden. Meiner Erfahrung nach werden die Puppen aber sauberer, wenn sie von Hand gewaschen werden.

Nach der Wäsche das Wangenrot auffrischen und das Haar aufbürsten oder mit dem „Fingerkamm“ frisieren.

Happy Badetag!

(Die Puppenseife auf dem ersten Bild ist nicht mehr in meinem Shop erhältlich, ihr könnt aber auch jede andere milde Seife verwenden.)


24. August 2021

Schnell geflickt

Es liegt in der Natur der Stoffpuppe, dass auch mal eine Naht aufgehen kann. Das ist zwar schade, aber ich wüsste keine heftig geliebte und viel bespielte Puppe, die dieses Schicksal nicht ereilt hätte. So hat eigentlich jede Puppe, die zum Reparieren und/oder Aufarbeiten in meine Hände gelegt wird, zusätzlich zum eigentlichen Anliegen (hier waren es die Haare) auch eine oder mehrere offene Stellen. Zum Glück lassen sich diese schnell und umkompliziert schließen. Wie es geht, zeige ich euch in diesem Beitrag.

Natürlich lässt sich auch vorbeugen: Dann verwendet beim Nähen der Puppenteile mit der Nähmaschine am besten ein reißfestes und zugleich flexibles Garn wie Zwibond von Gütermann, mit dem ich seit Jahren arbeite. Hält absolut sicher! Erhältlich auch in meinem Shop als Teil des Starterkits.

Und los geht’s

Ihr benötigt Nähgarn in der Farbe des Stoffes (z. B. Extra Stark von Gütermann, ebenfalls in meinem Starterkit), Nähnadel und Schere.

Zuerst die offene Stelle säubern, lose Fäden vorsichtig entfernen und die Nahtkanten glatt aneinanderlegen, falls nötig mit Stecknadeln zusammenpinnen.

Ein Stück Nähgarn zuschneiden, auf die Nadel fädeln und einen Knoten in das Ende machen. Den Faden an der Öffnung befestigen, d.h. bis zum Knoten einziehen und mit ein, zwei kleinen Stichen auf der Stelle fixieren. Darauf achten, dass der Knoten unter dem Stoff liegt, also von außen nicht sichtbar ist.

Die Öffnung mit einem sauberen Matratzenstich schließen (siehe hier). Dabei an beiden Seiten mindestens 0,5 cm über die Öffnung hinausgehen, damit es wirklich sicher ist. Mit einem kleinen Knoten beenden, den Faden nach innen stechen und vorsichtig abschneiden. Pflaster drauf und einen Kuss und weiter geht das Puppenl(i)eben.

(Bei diesem Buben habe ich nicht nur die offene Stelle geflickt, sondern auch das Haar erneuert. Wie er bei der Abreise zu seiner Familie aussah, seht ihr hier.)

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.


13. April 2021

Neue Haare, neues Leben

Wenn Puppen, die vielleicht aus einer längst vergangenen Kindheit stammen, ein zweites Leben mit dem Nachwuchs bekommen sollen, werden oft neue Haare gewünscht. Gerade ältere, traditionell hergestellte Waldorfpuppen haben in der Regel einen bestickten Schopf, bei dem das Haar mit Wollgarn und langen Stichen direkt auf den Kopf genäht wurde. Mit der Zeit haben sich meist einzelne Stiche gelöst und das Haar ist dünn geworden und sieht zerzaust aus. Klar, dass der neue Lebensabschnitt dann mit einer neuer Frisur eingeläutet werden soll.

So kompliziert und unveränderlich so ein gestickter Haarschopf auf den ersten Blick anmuten mag, eine Erneuerung ist machbar und macht auch Spaß, so wie Typveränderungen eigentlich immer Spaß machen. Das neue Haar könnte man natürlich wieder sticken. Leichter und schneller aber geht es mit einer anderen Methode, die sich in den letzten Jahren durchgesetzt hat, nämlich das Häkelkäppchen mit eingeknüpften Strähnen, das übrigens genauso leicht und schnell ersetzt werden kann, sollte irgendwann wieder einmal eine Veränderung gewünscht werden.

Und so geht’s

Ihr benötigt eine Schere, am besten auch eine kleine Stickschere, eine Pinzette oder eine kleine Zange, Puppenhaargarn, farblich passendes Nähgarn, eine Häkelnadel, Stecknadeln und eine Nähnadel. Für das Haar empfehle ich euch das Mohairgarn aus meinem Shop, das dort als einzelne Knäuel in neun verschiedenen Farben erhältlich ist.

Zuerst den alten Haarschopf entfernen. Dafür die langen gestickten Stiche mit der Schere aufschneiden und die Fäden von Hand oder mit Hilfe der Pinzette oder Zange aus dem Kopf holen. Am Anfang, wenn das Haar noch recht dicht ist, geht das gar nicht so leicht und man muss ein bisschen probieren, wo man ziehen und zupfen muss, damit sich etwas bewegt. Besonders am Haaransatz finden sich manchmal recht kleine Stiche. Die bearbeitet man am besten mit einer kleinen, feinen Schere. Hier besonders vorsichtig arbeiten, um den Stoff nicht zu beschädigen.

Aus dem Puppenhaargarn ein einfaches Käppchen häkeln, das eng und eher knapp auf dem Kopf sitzt. Wie genau das geht, findet sich z. B. in meinem Mitzi eBook und Baby Twink eBook. Auch die folgenden Arbeitsschritte werden dort ganz ausführlich erklärt, hier die Kurzversion für alle Handarbeitsversierten und Wagemutigen:

Das Käppchen auf den Kopf setzen, mit Stecknadeln fixieren und mit kleinen Stichen entlange des Randes festnähen.

Haarsträhnen in der gewünschten Länge zuschneiden und mit der Häkelnadel in das Käppchen knüpfen. Zum Schluss die Strähnen mit der Schere zurechtstutzen, bei Bedarf einen Hauch Rot auf die Wangen geben und die Puppe in ihr neues frisch frisiertes Puppenleben entlassen.

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26. Januar 2021

Grund für einen neuen Erdbeermund

Neben Löchern an beanspruchten Stellen wie Nase, Händen und Füßen sind lose Fäden am Mund der häufigste Grund für Reparaturanfragen. Das kommt daher, dass der Mund meist mit einem Spannstich gemacht ist und der kann sich mit der Zeit lösen.

Das liegt in der Natur der Stoffpuppe: Wird sie bespielt, geherzt und geküsst, wird das Material mehr oder weniger stark beansprucht und die Puppe verändert sich. Konkret heißt das, die Füllung kann weicher werden, das Haar dünner, die Wangen blasser und Stickfäden können sich eben lösen. Das ist kein Zeichen von schlechtem Umgang, sondern ganz und gar natürlich, denn so eine Puppe besteht schließlich nicht aus unverwüstbarem Kunststoff, sondern aus textilen Materialien und wenn diese das ganze wilde Leben und ganz viel ungestüme Liebe mitmachen, zeugen sie früher oder später auch davon. Insofern sind diese Formen der Abnutzung im Gegenteil sogar ein gutes Zeichen, denn sie sind auch Lebensspuren und Liebesbeweise.

Zum Glück kann eine handgemachte Puppe in der Regel auch mit wenigen Handgriffen wieder in Ordnung gebracht werden. So eine Erneuerung des Mundes ist leichter als gedacht und dauert keine 20 Minuten. Dafür braucht man keine Unterstützung vom Profi und auch kein umständliches Entfernen des Haarkäppchens, sondern nur ein bisschen Mut und eine entschlossene Gut-genug-Haltung.

Und so geht’s

Ihr benötigt eine feine Stickschere, zwei Stecknadeln, eine lange Puppennadel und Stickgarn für den Mund. Ich verwende dafür das Knopflochgarn von Gütermann, das ist dünner und fester verzwirnt als Sticktwist und macht einen eher dezenten Mund, wie ich ihn mag.

Zuerst den losen Mund entfernen. Dafür den Faden (oder die Fäden, falls es mehrere sind) in der Mitte durchschneiden. Die beiden Enden jeweils etwas spannen und vorsichtig knapp an der Oberfläche abschneiden, so dass der Hautstoff nicht beschädigt wird. Falls noch ein kleiner Fadenrest geblieben ist, verabschiedet sich dieser durch sanften Druck in das Innere des Kopfes.

Mit zwei Stecknadeln die Mundwinkel markieren.

Je nach Kopfgröße einen ca. 40 cm langen Faden zuschneiden. Ich nehme ihn doppelt, deshalb schneide ich entsprechend mehr zu. Den Faden auf die lange Puppennadel nehmen und einen Knoten in das Ende machen. Damit der Faden gut fixiert werden kann, den Knoten etwas dicker, also doppelt oder dreifach machen.

Von hinten durch den Kopf nach vorne zum ersten Mundwinkel stechen (deshalb die lange Nadel). Den Faden straffen und prüfen, ob der Knoten gut hält. Wenn dem so ist, den Faden wieder entspannen und den Knoten unter dem Haarkäppchen verschwinden lassen.

Am zweiten Mundwinkel einstechen und am Hinterkopf wieder ausstechen. Den Faden leicht spannen, damit er der Mund straff anliegt. Die Spannung halten und den Faden mit einem kleinen Knoten am Hinterkopf fixieren und ein langes Ende in den Kopf verstechen und vorsichtig abschneiden. Der Vernäh-Knoten wird trotz kleiner Größe wahrscheinlich nicht ganz unsichtbar werden, aber das lässt sich gut mit den Haaren kaschieren.

Falls ihr auch mit doppeltem Faden gestickt habt, könnt ihr noch schauen, dass die Fäden am Mund nicht verzwirnt sind und sie ggf. mit der stumpfen Seite eurer Nadel sortieren, so dass sie sauber nebeneinander liegen (wie Ober- und Unterlippe).

Und wenn ihr schon dabei seid, könntet ihr gleich noch das Wangenrot auffrischen (z. B. damit) und mit dem „Fingerkamm“ durch die Haare gehen, eure Liebe mit einem Kuss besiegeln und die Puppe wieder in ihr wildes Puppenleben entlassen.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.