7. Juli 2014

Rückblick: Schnitzen auf Hof Lebherz 2009

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Vor fünf Jahren, im Sommer 2009, habe ich einen Kreativ-Urlaub auf Hof Lebherz in Warmsen verbracht. Dort habe ich mit dem Kursleiter Jürgen Maaßen, einem renommierten Holzbildhauer und Ausstatter für das Figurentheater, und neun leidenschaftlichen Puppenbauern und -spielern aus ganz Deutschland drei Tage lang Figurenköpfe geschnitzt. Ausgehend von grob vorbereiteten Rohlingen aus Lindenholz haben wir geschnitzt, geschnitzt und geschnitzt. Jürgen und seine Assistentin Maarit Kreutzinger, eine junge Holzbildhauerin, die mittlerweile selbst unterrichtet, standen uns dabei mit Rat und Tat zur Seite. So entstanden zehn Figurenköpfe, allesamt anders und einzigartig und doch unverkennbar mit Jürgens – und in meinem Falle eher Maarits – Handschrift versehen.

Meinen Wunsch einen Kopf für eine Stoffpuppe à la Mariengold zu schnitzen, habe ich in dem Kurs nicht verwirklichen können, denn dieser war als Weiterbildung für Puppenspieler konzipiert, welche die Figuren für ihre Stücke selbst herstellen. So lag der Schwerpunkt auf der Anfertigung von bühnenwirksamen Figurenköpfen mit ihren ganz speziellen Anforderungen. Unter den vielen Puppenspielern bin ich diesen Weg mitgegangen und hatte so das Glück, einmal für ein paar Tage in eine völlig andere Welt einzutauchen, Gespräche über Puppenspiel und Bühnen zu belauschen, beeindruckende mitgebrachte Figuren zu bestaunen und das ein oder andere improvisierte Spiel zu sehen.

Und natürlich mich an einem Holzklotz abzuarbeiten, der nach vielen, vielen Stunden des Schnitzens und mit ermunternder Motivierung und tatkräftiger Unterstützung von Jürgen und Maarit schließlich die Form des Kopfes einer jungen Frau annahm. Wie es mit der hölzernen Schönen weitergehen sollte – keine Ahnung, keine Idee. Mein Holzköpfchen, wie ich es liebevoll nannte, wenn ich in den folgenden fünf Jahren in den Untiefen meines Materialschrankes auf es stieß, sollte noch einige Zeit bis zu seiner Weiterverarbeitung ruhen.

Das Wichtigste, was ich in meinen Warmsener Tagen gelernt habe: In jeder Kunst steckt ein großes Können. Und in jedem Können steckt viel Arbeit, Übung und Beschäftigung mit Material, Technik und Ausdruck. Während meines Ausflugs in die Welt des Schnitzens habe ich meine eigene Arbeit mit anderen Augen sehen gelernt. Auf neue Weise schätzen gelernt. Auf einmal wurde ich ganz neugierig auf all die Möglichkeiten, die in meinem ganz eigenen Schaffen mit Nadel und Faden liegen. Diese Abenteuerlust macht bis heute einen großen Teil meiner Motivation aus.

Die Arbeit mit dem lebendigen Material Holz und den scharfen Eisen hat mir damals viel Spaß gemacht. Hatte ich doch vor mittlerweile sieben Jahren auch das Schnitzen einer Kinderharfe für meine Tochter sehr genossen. Aber ich bekam auch große Achtung vor dem Werk von Holzbildhauern, so dass ich meinen Plan, in Zukunft auch Holzköpfe für meine Puppen zu schnitzen, demütig wieder losließ.

Eine Riesenfreude in diesem Sommer 2009 war das Kennenlernen von Maarit im Workshop und dass sie auch in Berlin lebt. Unser Kontakt ist in den letzten fünf Jahren nie abgerissen. Einmal haben wir zusammen mit unserer gemeinsamen Freundin Laura von 1000 Rehe (die Welt ist klein!) einen Stand auf dem Öko-Weihnachtsmarkt am Kollwitzplatz gemacht, zwischenzeitlich bestand unser Kontakt auch nur aus vereinzelten E-Mails. Vor einigen Wochen gab es dann ein großes Wiedersehen bei Mohnbrötchen und selbstgemachter Erdbeermarmelade. Wir haben stundenlang geplaudert, Maarit hat mir ihre Werkstatt gezeigt, geduldig alle meine Fragen zu ihrem Handwerk beantwortet und – ihr ahnt es vielleicht schon – die Geschichte des Holzköpfchens nimmt wieder Fahrt auf!


2. Juli 2014

Trüffelsuche in Kreuzberg

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Spontane Treffen sind doch die besten! Wofür wir vier Berliner Puppenmacherinnen von 1000 Rehe, Lilla Kirrivi, Von Kowalke und Mariengold sonst wochenlangen Vorlauf brauchen, reichten vor einigen Tagen ein paar knackige E-Mails und kurz darauf gab es ein großes Hallo auf der Textile Art in Kreuzberg. Ein klein wenig fühlte sich diese Kiezreise wie unser Trip zum Puppen-Festival nach Neustadt an. Zum Glück aber ohne Dauerregen und dafür mit Julia im schönsten Sommerkleid!

Die Textile Art ist eine Textilkunstschau, die in diesem Jahr mit zahlreichen Aussstellungen, Verkaufsständen, Workshops, Modenschauen, Filmen und Vorträgen ihr 10. Jubiläum feierte. Dort drehte sich alles ums Quilten, Nähen, Weben, Batiken, Schmuckmachen, Filzen, Klöppeln, Stricken, Seidenmalen, Häkeln, Sticken und was es sonst noch an textilen Künsten gibt. Entsprechend groß war das Angebot und überwältigend die Vielfalt: Genähte Bilder, filigrane Spitze, Fotopapierkleider, kostbare Tuche, gefaltete Lampenschirme, Blütenteppiche, Stickmustertücher, Perlenmeere, Bänderträume, Textilunikate zum Anziehen, Bücherschätze, Farbwundergewebtes, Stoffe und Garne wie im siebten Himmel. Da waren feine Spürnasen gefragt!

Und so trüffelten wir uns – allen voran Laura, die mich mit ihrer Treffsicherheit immer wieder beeindruckt – durch die Veranstaltung und fanden die schönsten Materialien, die beeindruckendsten Kunstwerke und die großartigsten Künstlerinnen. Jeder Raum brachte neue Eindrücke, hinter jeder Ecke wartete eine weitere Facette der Textilkunst und jeder Winkel überraschte mit wieder anderen Farben, Formen und Materialien. Klar, nicht alles gefiel unseren Trüffelnasen, hier und da fehlten die Frische und das gewisse Etwas und für einige Prachtexemplare bot der Ausstellungsort (eine Gemeinschaftsschule im Herzen von Berlin) einen eher skurrilen Rahmen. Aber wir waren total beeindruckt von der Veranstaltung mit ihren vielseitigen, kunstfertigen und nicht zuletzt superfreundlichen Ausstellerinnen, dem Engagement der Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule und der Fülle an Impressionen und Ideen, die wir für unsere eigene Arbeit mitnehmen konnten.

Wie erhofft habe ich viele wunderschöne Webarbeiten – insbesondere kunstvoll gewebte Bilder (Ruth Löbe!)- gesehen, große Webstühle und eher kleine, improvisierte Rahmen bestaunt, wohlig intensive Farbbäder genossen und feinste Tücher aus gekreuzten Fäden gestreichelt. All diese Eindrücke haben mich in meinem (mittlerweile jahrelangen, aber wegen Mariengold immer weiter verschobenen) Vorhaben bestärkt, dieses Handwerk endlich mal auszuprobieren und zu erlernen. Vielleicht ja hier?

Am Ende blieb nur eine Frage: Wo bitte geht’s hier zu den Puppen? Wir haben sie gesucht, aber nicht gefunden. Schade, denn wir sind uns einig, dass die Puppenmacherei auch eine Textilkunst ist und sicher eine Bereicherung für die Veranstaltung wäre. Ein bischen geträumt haben wir natürlich schon davon, wie es wohl wäre, gemeinsam dort zu stehen und der Welt zu zeigen, was mit Nadel und Faden und aus Stoffen, Garnen und Fasern noch alles entstehen kann. Wer weiß?!

Die nächste Textile Art findet am 27. und 28. Juni 2015 statt. Details finden sich sicher in einigen Monaten auf dieser Internetseite.

 


18. Juni 2014

Interview: „Stopfen bis zu Blasen an den Händen.“

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich eigentlich Puppengestalterin geworden bin und ob ich meinen Beruf professionell gelernt habe. Diese Frage habe bis vor kurzem immer mit einem Kopfschütteln und dem Hinweis beantwortet, dass es eine solche Ausbildung nicht gibt. Bis ich in meinem Puppennähkurs im Mai Kathrin kennenlernte, eine berufsmäßige Spielzeuggestalterin, die mich eines Besseren belehrte.

Wie aufregend, fanden alle Frauen. Was gab es da nicht alles zu beschnattern! Und zwar auf Deutsch, Englisch und Spanisch, denn eine Teilnehmerin war extra aus Barcelona angereist. Nach dem Kurs hat Kathrin sich freundlicherweise die Zeit genommen, ein paar Fragen für meinen Blog zu beantworten.

Liebe Kathrin, magst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Kathrin, ich wohne mit meiner Familie in Stuttgart und bin Spielzeugdesignerin bei einem großen deutschen Spielzeughersteller.

Nach dem Abitur habe ich zuerst Schreinerin gelernt und danach an der Staatlichen Berufsbildenden Schule Sonneberg in Thüringen eine Ausbildung zur staatlich geprüften Spielzeuggestalterin gemacht.

Was hat dich zu dieser Ausbildung bewogen? Welche beruflichen Träume waren damit verbunden?
Die Schreinerlehre hatte ich gemacht, um eine Grundlage für ein Studium im künstlerischen Bereich zu haben. Während der Ausbildung und dem Gesellenjahr überlegte ich, was ich denn nun studieren sollte: Produktdesign, Architektur oder doch lieber Kunst? Ich kam zu keinem Ergebnis, deshalb habe ich mich beim Arbeitsamt informiert und bin auf die Ausbildung in Sonneberg gestoßen. Da ich die erste Voraussetzung – eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Handwerk – bereits erfüllte, bewarb ich mich für die Aufnahmeprüfung.

Damals hatte ich bereits Geschenke für Freunde und Verwandte in der Schreinerei angefertigt, worunter auch Spielsachen waren. Das erste war eine Tigerente, komplett aus Holz gefertigt. Dafür hatte ich helles und dunkles Holz verleimt, Tigerenten ausgesägt und schön geölt. Die kamen so gut an, dass ich ein ganzes Dutzend machte! So entstand mit der bestandenen Aufnahmeprüfung der Traum, irgendwann als Holzspielzeugdesignerin meine eigenen Spielsachen zu verkaufen.

Erzähl uns von der Ausbildung. Was hast du gelernt und was hat dich und deinen gestalterischen Prozess am meisten geprägt?
In der Ausbildung, die auch den Erhalt der Fachhochschulreife beinhaltete, hatten wir viele verschiedene Fächer. Neben den praktischen wie komplexes Gestalten Holz, Textil und Kunststoff hatten wir auch Naturstudium Fläche und Plastik, Grafik, Schrift und Verpackung sowie Farbenlehre, Anatomie und Grundlagen visueller Gestaltung. Weitere Theoriefächer waren unter anderem Psychologie und Pädagogik, Kunst- und Designgeschichte sowie technische Grundlagen und Materialkunde.

In den praktischen Fächern bekamen wir immer wieder gestalterische Aufgaben gestellt. Manche mussten in wenigen Tagen und vor allem in kurzen, schlafarmen Nächten erarbeitet werden, andere, wie z. B. die dreimonatige Projektarbeit zum Ende der Ausbildung, dauerten länger. Die Aufgaben in Holz, Textil und Kunststoff fingen meist mit Skizzen und gefühlt endlosen Besprechungen dieser an. Danach wurden die Entwürfe zeichnerisch verbessert, verfeinert oder komplett verworfen und man begann wieder von vorne, bevor es nach weiteren Diskussionen endlich an die Herstellung des Spielzeuges ging.

Ich muss dazu sagen, dass ich in einer Haus-WG mit ein paar Mädels gewohnt habe, die zwei Jahrgänge über mir waren. Mit denen hatte ich eine tolle Zeit und wir führten immer sehr bereichernde Gespräche, die mich unheimlich weiterbrachten, weil ich dadurch auch bisher nicht bedachte Aspekte sah.

Direkt gegenüber wohnte eine gelernte Damenmaßschneiderin, die mir das Nähen beibrachte, während ich sie in Schreinerdingen unterstützte. Das war der Beginn meiner Liebe zum Nähen und zu Handarbeiten, die mir bis dahin völlig fremd waren. Ich hätte nie gedacht, dass das Spaß machen könnte! Zudem ist das Nähen mit den relativ wenigen und leicht zu beschaffenden Werkzeugen und einer Nähmaschine viel einfacher realisierbar als die Schreinerei.

Mich interessiert natürlich sehr, wie das Thema Puppenmacherei in der Ausbildung behandelt wurde. Magst du etwas darüber erzählen? 
Im Fach Komplexes Gestalten Kunststoff, wo wir allerdings nie mit eben jenem Material arbeiteten, haben wir eine klassische Puppe aus Papiermaché gemacht. Unsere Dozentin war wahnsinnig streng, aber wir haben auch sehr viel von ihr gelernt. Sie war eine leidenschaftliche Puppenmacherin, damals als Designerin der Künstlerpuppen bei der Firma Zapf in Rödental (ich sag nur Baby Born!) tätig.

Aber zurück zur Puppe: Arme, Beine und der Kopf wurden in wochenlanger Detailarbeit in Ton modelliert. Dafür haben wir aufwendige Gipsformen hergestellt und mit flüssigem Papiermaché ausgegossen. Die aus den Formen gelösten Körperteile wurden dann glatt geschliffen und bemalt. Den Puppenkörper haben wir aus weißem Baumwollstoff genäht und mit Baumwollwatte gefüllt. Zum Schluss wurde die Puppenkleidung hergestellt. Leider war das die einzige Puppe während der gesamten Ausbildung. Aber wir haben auch noch Phantasiefiguren und naturalistische Tier genäht, an denen wir das Ausstopfen bis zu Blasen an den Händen gelernt haben!

Nach deiner Ausbildung hast du als Produktdesignerin bei einem großen deutschen Spielzeughersteller angefangen. Was machst du dort genau? Wie war dein Einstieg und hast fühltest du dich gut vorbereitet gefühlt auf den Job?
Ich entwerfe entweder zeichnerisch auf Papier oder direkt am Computer Spielzeug, das anschließend von Kollegen zur Produktionsreife weiterverarbeitet wird. In diesem Prozess wird vom Entwurf über die Zwischenstände bis zum fertigen Muster immer wieder mit dem Vertrieb und den Produzenten diskutiert, was alles für ein gutes Produkt im Endergebnis beachtet, geändert und verbessert werden muss. Hierbei spielen modische Trends ebenso wie Preise von Materialien und nicht zuletzt die Umsetzbarkeit in der Produktion eine wichtige Rolle. Alle Aspekte müssen bedacht und alle Voraussetzungen erfüllt werden, damit im Laden später ein schönes und möglichst viele Kunden ansprechendes Produkt steht. Dieses Produkt darf natürlich nur einen bestimmten Preis kosten und soll so produziert werden, dass alle Beteiligten fair entlohnt werden, inklusive der Produzenten im Ausland.

Mein Einstieg war ein Sprung ins kalte Wasser, denn meine allererste Aufgabe war die Entwicklung eines ganz neuen Produktes, das neue Käufer ansprechen sollte. Dabei war für mich klar von Vorteil, dass ich am Ende meiner Ausbildung in Sonneberg für meine Projektarbeit ein dreimonatiges Praktikum bei einem anderen großen Spielzeughersteller gemacht hatte. Dort hatte ich bereits erfahren, was es heißt, seine Arbeit vor den Leuten des Vertriebs zu präsentieren und zu verteidigen, aber auch zu lernen mit Kritik – und da können sie sehr hart sein – umzugehen.

Über die Jahre habe ich begriffen, dass sich nicht immer alles, was wir Designer uns ausdenken, mit den Vorstellungen des Vertriebs deckt, und dass man aus Diskussionen frustriert herausgehen kann, wenn man zu sehr an den eigenen Ideen hängt und zu viel Herzblut reingesteckt hat. Bei großen Firmen muss man sich einfach im Klaren darüber sein, dass man als Designerin Produkte für eine Mehrheitsmeinung entwirft und nur in seltenen Fällen etwas, das einem vielleicht persönlich zusagt.

Hast du einen Tipp für Menschen, die sich mit handgemachtem Spielzeug, speziell Puppen selbständig machen wollen?
Ob es den einen Tipp gibt, weiß ich nicht. Es sollte sich richtig anfühlen und man sollte hinter seiner Idee stehen. Wenn man etwas mit Freude macht, so wie ich es zum Beispiel bei dir erlebt habe, und wenn diese Freude andere ansteckt, dann könnte es der richtige Zeitpunkt sein, sich selbständig zu machen. „Hergestellt in Deutschland“ oder bereits „Hergestellt in Europa“ ist sehr gefragt!

Was wünschst du dir für deine berufliche und gestalterische Zukunft?
Für meine berufliche Zukunft wünsche ich mir Spaß und Freude an der Arbeit. Mit den Spielsachen, die ich entwerfe, möchte ich Kinderaugen zum Strahlen bringen, so wie ich vor ein paar Wochen meinen Sohn zum Strahlen gebracht habe, als er die Puppe Hans bekam, die ich bei dir im Kurs gemacht habe. Es ist so schön zu sehen, dass Hans jetzt sein heiß geliebter Begleiter ist.

Für meine gestalterische Zukunft wünsche ich mir immer wieder neue Herausforderungen und die Fähigkeit, mich immer wieder neu zu erfinden.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich, liebe Kathrin!

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


4. Juni 2014

Werk-Reise in eine andere Welt

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Was für ein Ausflug! Die Geschichten überschlagen sich in meinem Kopf. Gedankenspaghetti habe ich das in letzten Tagen immer wieder genannt. Auch mit dem Abstand von gut einer Woche lassen sie sich noch lange nicht zu einem stimmigen Nachklang oder einem Knaller-Fazit zusammenfügen, die vielen Eindrücke und Erfahrungen, Begegnungen und Empfindungen auf der Reise zum Puppen-Festival in Neustadt bei Coburg gemeinsam mit meinen Puppen-Freundinnen Anita von Lilla Kirrivi und Laura von 1000 Rehe.

Wir hatten schon so eine Ahnung, was da auf uns zukommen würde. Das Internet gab uns einen Vorgeschmack, ebenso unsere berufsbedingten Begegnungen mit verrückt-liebenswerten Puppenliebhabern und Sammlern aus aller Welt. Schon bei den Vorbereitungen waren wir mit viel Neugier, Abenteuerlust und einer guten Portion Humor dabei. Zum Glück sind diese uns auch unterwegs nicht ausgegangen!

Natürlich gab es jede Menge lustige, skurrile, schräge und bemerkenswerte Momente, für die allein ich unsere Reise schon liebe! Laura hat sie hier und hier auf das Köstlichste eingefangen. Wir haben so viel gelacht und unsere Freude mit den Puppen und Besuchern des Festivals gehabt. Aufregung, Entdeckungen, Inspiration, gemischte Gefühle, Staunen, Kopfschütteln, Glück, Bewunderung, Verwunderung, Fragezeichen, Abwinken, Herzklopfen, Faszination Mensch – alles war an diesen zwei Tagen dabei. Was wir die ganze Zeit gemacht haben?

Abreise 4.37 Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Fünf Stunden, eine große Schale Erdbeeren und ein ausgedehntes Nickerchen später Ankunft in der bayerischen Puppenstadt. Warm-Up und erstes Einkaufserlebnis beim Puppendoktor Packert inklusive Begegnung mit einem Reisebus voller englischer Puppenliebhaber, herrlich! Danach unser erstes offizielles Festival-Ziel: Die Präsentation der Künstlerpuppen für den Max-Oscar-Arnold-Kunstpreiswettbewerb, ein ganz toller Einstieg und der künstlerisch-kreative Höhepunkt unserer Reise! Weiter ging es ins Museum der deutschen Spielzeugindustrie und am Abend zur Verleihung oben genannten Preises ins Neustädter Rathaus.

Nach einer selig durchschlummerten Nacht im Gästehaus Outdoor Inn in der Nachbarstadt Sonneberg machten wir uns auf die Suche nach dem Geburtshaus von Lauras Papa, der uns live am Telefon ein bischen von der Puppen-Vergangenheit seiner thüringischen Heimat erzählte. Ein paar Straßen weiter kehrten wir bei Haida ein, einem Fachgeschäft für Puppen- und Teddyzubehör und meinem persönlichen Halleluja (sprich Tiefpunkt der Reise)! Wieder in Neustadt bummelten wir über den großen Flohmarkt für Antikspielzeug, besuchten die Ausstellung des Verbands europäischer Puppenkünstler (wo Laura sogar bei einem Filz-Workshop mitmachte!) und gingen noch einmal ins Spielzeugmuseum in die Sonderausstellung „Lebendige Werkstätten“, einem Begegnungsort für Künstler und Besucher. Am späten Nachmittag dann zurück nach Berlin, Einfahrt in den Hauptbahnhof 22.42 Uhr.

So weit, so gut zum Ablauf des Geschehens. Das war ganz schön viel! Anita liefert hier Bilder und weitere Eindrücke dazu und zeigt hier Bilder der Puppe, die sie für den Wettbewerb gemacht hat.

Das eigentliche Herz dieser Reise aber waren für mich die Menschen.

Da waren zuallererst natürlich meine beiden Gefährtinnen: Laura mit ihrer Leichtigkeit und guten Erdung (nein, das ist kein Gegensatz), ihrer komischen Clowninnen-Natur und dem erzählerischen Talent. Und Anita mit ihrer rührenden Zurückhaltung und klugen Aufmerksamkeit, ihrer Genauigkeit und bemerkenswerten künstlerischen Ambition mit den Puppen. Wir drei hatten es einfach richtig gut miteinander!

Vorab hatte ich mich schon mit Sanne von Allerleipuppen verabredet und fieberte nicht zuletzt deshalb voller Vorfreude dem Festival entgegen. Mit diesem persönlichen Kennenlernen nach einigen Jahren E-Mail-Kontakt ging für mich ein riesiger Wunsch in Erfüllung. Was für eine Frau, was für eine Puppenmacherin! Das weiß ich natürlich schon lange, schließlich war Sanne mit ihren Puppen von Anfang an eine große Inspiration für Mariengold. Auf dem Festival aber wurde mir das unglaublich kreative Potenzial dieser tollen Frau erst so richtig bewusst. Sannes Stoff- und Filzpuppen live zu sehen und in den Händen zu halten, mit ihr zu plaudern, in diese schelmischen Augen zu schauen, ihre Wirbelwind-Power (anders kann ich es wirklich nicht nennen) zu erleben – wow! Ich bin zutiefst dankbar und berührt von dieser Begegnung und schicke Luftküsse nach Göritzhain!

Und noch ein Traum wurde wahr, als wir in den „Lebendigen Werkstätten“ den Stand von Anne Kohlschmidt entdeckten und mit der Künstlerin ins Gespräch kamen. Auch das war eine berührende Begegnung: Anne Kohlschmidt ist eine gestandene Puppenmacherin mit jahrelanger Erfahrung, sie lebt von ihrer Arbeit und kommt dabei ganz ohne das Internet aus. Ihre Augen leuchten, sie strahlt eine gelassene Heiterkeit und Zufriedenheit aus und auch ihre Puppen strotzen nur so vor Leben und Liebe. Wir drei waren auf der Stelle ganz hingerissen und verliebt und dankbar für das Vorbild, das wir in ihrer Hingabe, ihrem künstlerischen Werk und ihrer Ausstrahlung gefunden haben.

Schön war es für mich auch, ganz unverhofft die Spielzeuggestalterin Andrea Schnellhardt kennenzulernen, deren Puppen ich vor einigen Jahren bei DaWanda entdeckt hatte, woraufhin sich ein langes Telefonat ergab, bei dem wir uns gegenseitig Starthilfe für die berufliche Selbständigkeit gaben. Ich fand’s herrlich, Andrea nach der langen Zeit inmitten ihrer bunten Puppenschar und sogar als diesjährige Preisträgerin in der Kategorie Experimentelle Puppenkunst zu sehen und mit ihr zu staunen, wohin uns unsere Siebenmeilenstiefel schon getragen haben.

Stellt sich noch die Frage, warum ich im Titel unseren Ausflug als Reise in eine andere Welt bezeichne. Klar, ich habe diese Tage mit meinen Freundinnen und den Begegnungen auf dem Festival in vollen Zügen genossen. Und dennoch blieb mir diese Welt der Puppensammler und Liebhaber antiken Spielzeugs die ganze Zeit seltsam fremd, obwohl ich doch selbst eine Puppenmacherin bin. Aber das ist in Ordnung so.

Ich bin von ganzem Herzen dankbar für jeden Moment dieser Reise, für die Eindrücke und Begegnungen, einfach für alles, was ich mit nach Hause in meine eigene Welt und mein Kreativ-Studio genommen habe.

So viel ist sicher und bedeutet schon jetzt Herzklopfen vor lauter Vorfreude: Wir Berliner Puppenmacherinnen werden wieder gemeinsam verreisen und unser Handwerk feiern!

 


27. Mai 2014

Bücher: „Meister Marios Geschichte“ von Rafik Schami

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Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami hat ein neues Kinderbuch geschrieben und es handelt wieder von Puppen. Nach „Das Herz der Puppe“ (hier rezensiert), indem es um die Freundschaft zwischen Nina und der Puppe Widu geht, handelt „Meister Marios Geschichte“ von einem Puppenspieler und seinen Marionetten.

Vorhang auf – Applaus! Seit vielen Jahren zieht Mario, ein meisterhafter Geschichtenerzähler (der zweitbeste nach Astrid Lindgren wohlbemerkt!), mit seinen Marionettenpuppen durchs Land und begeistert die Menschen mit einem Märchen, in dem ein fauler Fürst zum fleißigen Bauern wird und der Prinz nicht die langweilige Prinzessin zur Frau nimmt, sondern das kluge Mädchen.

Nach mehr als siebenhundert Vorstellungen aber haben die Marionetten genug. Sie sind schrecklich gelangweilt und starten hinter den Kulissen eine Revolte. Von nun an wollen sie selbst bestimmen, was sie spielen. Also schneiden sie ihre Fäden durch und werden, was sie schon lange sein wollen:  Aus der Königin wird eine Zauberin, aus dem Hofnarr ein Clown und aus dem Prinzen ein Räuber, nur der König möchte König bleiben.

Meister Mario ist natürlich erst einmal entsetzt: „Aber, aber – das geht doch nicht. Wie soll ich ohne Fäden mit euch spielen?“ „Uns verbinden andere Fäden mit dir, die man nicht sieht. Sie gehen von Herzen zu Herzen“, antworten die Puppen.

Da erkennt Mario die Möglichkeiten und den Spaß, die sich da auftun. Von nun an treten sie alle zusammen auf: die Puppen in selbst gewählten Rollen und Mario als Riese und jeden Tag spielen sie ein neues gemeinsam erfundenes Stück.

Mit seinem neuen Kinderbuch ist Rafik Schami eine rührende, komische und herzerwärmende Geschichte gelungen, in der es um weit mehr geht als um einen erfolgreichen, aber etwas eingerosteten Puppenspieler, gelangweilte Marionetten und eine Schere. Es geht um Freiheit und Selbstbestimmung, um Verantwortung für die eigenen Lebensträume und um die Frage, wer wir sein und wie wir unser Leben gestalten wollen, wenn wir uns beherzt von der vermeintlichen Bestimmung durch äußere Umstände frei machen. Dafür braucht es viel Mut und eine gute Portion Humor. Marios Puppen machen es vor!

Das Buch mit vielen märchenhaften Illustrationen ist im Sommer 2013 im Hanser Verlag erschienen. Wie immer verlose ich mein Rezensionsexemplar. Wenn ihr gewinnen möchtet, schreibt bis Donnerstag Nacht ein E-Mail an hello@mariengold.net. Den Gewinner werde ich am Freitag auslosen und benachrichten. Viel Glück!

Rafik Schami: Meister Marios Geschichte. Wie die Marionetten aus der Reihe tanzten, Hanser Verlag, ISBN: 978344624309-5, 12.90 Euro

(Das Buch gewonnen hat Evelyn.)

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)