13. Juni 2018

Heile, heile Näschen

Seit ich letztes Jahr zwei Artikel über Puppenreparaturen veröffentlicht habe, bekomme ich immer wieder Post wie diese von Natalie:

„Liebe Maria, ich verfolge begeistert und interessiert deinen Blog. Jetzt habe ich eine Frage an dich als Puppenprofi. Bei unserer Waldorfpuppe ist der Trikotstoff am Näschen offen und ich habe nun Garn besorgt, um es zu reparieren. Gibt es eine besondere Technik, die ich anwenden muss? Vielleicht ist das auch eine Idee für einen Beitrag auf deinem Blog. Einschicken darf ich die Puppe leider nicht. Sie wird abgöttisch geliebt und darf keinen einzigen Tag fehlen. Also muss ich mich selber ans Werk machen. Im Anhang befindet sich ein Foto mit der derzeitigen Situation.“

Wie schön und wunderbar zerliebt diese Puppe, Yuki ihr Name, aussah! Und dennoch, ein Loch in der Nase ist immer doof. Ungewöhnlich oder gar ein Zeichen von schlechtem Umgang ist es übrigens nicht, wenn der Stoff an dieser Stelle kaputt geht. Die Nase steht ja etwas erhöht vom Rest des Kopfes ab, weshalb sie beim Spielen und Liebhaben ganz besonders beansprucht wird und schmutzig, dünn und eben auch löchrig werden kann.

Was also tun? Am besten wäre es natürlich, den Kopf noch einmal komplett neu mit Stoff zu beziehen. Der Nachteil ist, dass a) das Prozedere ziemlich aufwendig ist und b) dann auch das ganze Gesicht neu gestaltet werden muss, was den gewohnten und geliebten Ausdruck immer auch ein bisschen verändert.

Viel leichter ist es, das Loch einfach zu stopfen. So eine Reparatur sieht man zwar von außen, aber was soll’s, nobody is perfect und Kinder lieben ihre Puppen auch und gerade, wenn sie nicht mehr ganz so frisch sind. Ich rate also immer zum beherzten Stopfen und zwar am besten eigenhändig.

Und so geht’s

Ihr braucht eine spitze Sticknadel und Nähgarn in der Farbe des Trikotstoffes oder etwas heller oder dunkler wie bei Käthe, meinem Modell, die mir meine Leserin und Kundin Bianca dankenswerterweise für diese Geschichte zur Verfügung gestellt hat. Etwas dicker und reißfest sollte es sein, etwa wie das Knopflochgarn oder Extra Stark von Gütermann.

Einen circa 40 cm langen Faden zuschneiden und einen Knoten in das Ende machen. Den Faden auf die Nadel nehmen und an der offenen Stelle an der Nase befestigen.

Mit waagerechten Stichen das Loch zunähen. Die Stiche sollten etwas breiter sein als das Loch selbst und falls es Laufmaschen gibt, auch diese mit einfassen. Mehrere Lagen übereinander sticken, erst grob und dann immer feiner, um eine schöne Kontur auszuarbeiten. Auf diese Weise wird Stich für Stich das Loch geschlossen und gleichzeitig eine neue Nase geformt, die natürlich etwas größer und länger ist als vorher, dafür aber auch ein bisschen nach Wunsch modelliert werden kann, z. B. mit einem schmalen Nasenrücken oder als freches Stupsnäschen. Hilfreich beim Sticken sind hilfreich sind Zange und Fingerhut, da es am Ende etwas mühsam werden kann, durch den Stoff zu kommen. Zum Schluss den Faden gut sichern.

Noch etwas Rot auf die Wangen, die Haare frisch aufgebürstet und ab ging es für Käthe mit einem dicken Kuss zurück in die heimatlichen Kinderarme.

Für Yuki ist die Nasenreparatur übrigens auch gut ausgegangen, wie dieses Bild aus meiner Reihe „Mit Mariengold gemacht“ zeigt. Natalie hat ihrer dreijährigen Tochter gesagt, Yuki wäre beim Puppendoktor, und das Loch still und heimlich selbst gestopft. Nach dem Flicken trug die Puppe für für einen Tag ein Plaster, damit die Kleine sich innerlich auf das neue Gesicht einstellen konnte. Die Stickfäden sind für sie jetzt die Narbe und ihre Yuki hat sie genauso lieb wie vorher.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.

 


18. April 2018

DIY: Natürliches Waschmittel für Puppen und Kleidung

Mit dem Frühling kommt auch die Lust auf eine große Puppenwäsche. Und wer sich für eine Puppe aus natürlichen Materialen entschieden hat, möchte sie wahrscheinlich auch auf natürlichem Weg reinigen. Im Herbst geht das super mit Kastanien, im Frühling tut’s die bewährte Mischung aus Kernseife und Soda.

Waschmittel aus natürlichen Zutaten selbst herzustellen hat viele Vorteile: Es schon die Umwelt, ist freundlich zur Haut und spart viel Geld. Und es macht großen Spaß.

Also auf geht’s für frischen Wind im Puppenfrühling!

Ihr braucht

2 EL reines Soda (z. B. von Heitmann)

2 EL geraspelte Kernseife (am besten frei von Palmöl und Tierfett, z. B. die wunderbare Aleppo-Seife)

500 ml kochend heißes Wasser

Ätherisches Öl (z. B. Rose, Zitrone, Lavendel)

Ein Schraubverschlussglas mit einem Fassungsvermögen von ca. 500 ml

Und so geht’s

Soda und Seife in einen Topf geben und mit einem Drittel des Wassers aufgießen. Mit dem Schneebesen verrühren, so dass sich die Seife vollständig auflöst. Beim Abkühlen wird die Mischung etwas dickflüssiger. Dann das zweite Drittel des Wassers unterrühren und abkühlen lassen. Ein paar Stunden oder über Nacht stehen lassen. Die Konsistenz ist jetzt gelartig. Das letzte Drittel des Wassers unterrühren. Wer mag, gibt noch ein paar Tropfen ätherisches Öl für den Duft hinzu. Abkühlen lassen und in ein Schraubverschlussglas abfüllen.

Für ein Puppenbad (oder auch Kleiderbad) lauwarmes Wasser ins Waschbecken oder in eine große Schüssel geben und ca. 1 TL Waschmittel hinzufügen. Darin die Puppe waschen. Anschließend gut mit klarem Wasser ausspülen und das Wasser ausdrücken. Die Puppe in ein Handtuch wickeln, das Wasser nochmals ausdrücken und an einem warmen Ort trocknen lassen.

Puppen und ihre Kleidung können auch in der Waschmaschine gewaschen werden, dann am besten im Wollwaschgang bei niedriger Temperatur und geringer Schleuderzahl. Dafür Puppe bzw. Kleidung in einen Kissenbezug oder Waschsack stecken, um Fusselbildung zu vermeiden, und die passende Menge Waschmittel in das Waschmittelfach geben.

Nach dem Trocknen freuen sich die Puppen über neues Wangenrot und über frisch gewaschene oder ganz und gar neue Kleidung.

Weitere Tipps und Tricks

Weichspüler ist für Puppen und ihre Kleidung nicht unbedingt nötig. Wenn es aber weich und gut duftend sein soll, fünf Teelöffel Natron in einem Liter Wasser auflösen und mit ein paar Tropfen ätherischen Öls beduften und diesen natürlichen Weichspüler zur Wäsche geben.

Das Waschmittel eignet sich auch für den normalen Haushaltsgebrauch, für alle Temperaturen, auch für Kochwäsche, allerdings nicht für Kleidung aus Wolle und Seide.

Hartnäckige Flecken vor dem Waschen mit Gallseife behandeln.

Bei dunkler Kleidung Essig als Weichspüler verwenden, das beugt auch gegen Schlieren vor.

Da das Waschmittel keine Bleichmittel enthält, bekommt weiße Wäsche mit der Zeit einen Grauschleier. Zum natürlichen Bleichen zusätzlich eine halbe Tasse Natron zur Wäsche geben.

Auch Zitronensäure ist ein natürliches Bleichmittel.

Oder die Wäsche im Sommer im Sonnenlicht aufhellen.

Ich wünsche euch einen fröhlichen Puppenwaschtag!

Weitere DIYs findet ihr hier, Rezepte für grüne Kosmetik hier.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)


14. September 2017

Aus meiner Puppenreparaturwerkstatt: Susi

Anfang Mai erhielt ich ein verzweifeltes E-Mail mit dem Betreff „Puppen-Sorgen“. Darin erzählte mir eine Kundin, ihr kleiner Sohn hätte ihre erste eigene Puppe geerbt und ganz innig in sein Herz geschlossen. Leider aber wäre Susi, so der Name der Puppe, mittlerweile ganz zerliebt und abgekuschelt und statt eines Gesichtes hätte sie ein großes Loch. Die Puppenärztin, die sie aufgesucht hatte, hätte ihr nicht helfen können und jetzt wolle sie selbst versuchen, die Puppe wieder in Ordnung zu bringen. Ob ich ihr mit einem Stück Stoff weiterhelfen könne?

Ich konnte sogar noch mehr für sie tun und habe die komplette Reparatur übernommen. Es war zwar aufwendiger als gedacht, aber es hat sich gelohnt. Die Puppe hat ein zweites Leben bekommen und meine Kundin und ihr Sohn waren überglücklich. Obendrein hat die Oma, also die Mama der Kundin, für ihr zweites Enkelkind, das im Herbst geboren wird, eine weitere Puppe nach dem Vorbild von Susi bei mir in Auftrag gegeben. Klingt nach großer Puppenliebe und viel Spielfreude.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.


21. Juni 2017

Haare für die Silke-Puppe

Wenn ich die Puppen der Traditionsmarke SILKE der Kösener Spielzeug Manufaktur nur ein bisschen früher entdeckt hätte, ich wäre wahrscheinlich keine Puppenmacherin geworden. Dann hätte ich Anfang der 2000er als junge Mama meiner Tochter genau so eine Puppe gekauft. Stattdessen, und das war sehr gut so, nähte ich sie selber, weil ich in den Geschäften nicht fündig wurde. Aber das war nur die halbe Wahrheit, wie sich später herausstellen sollte. Denn es gab sie, die schönen Puppen, nur wenige Hundert Meter von meinem damaligen Zuhause entfernt, in einem kleinen, feinen Laden am Kollwitzplatz hier in Berlin, dem Dudu, in dem ich mir damals mit meinem schmalen Budget nichts leisten konnte. Aber gucken. Und so verliebte ich mich in diese Puppen. Zu dem Zeitpunkt hatte meine Tochter längst ihre Tilda aus meinen Händen und ich war im Fieber und stellte selbst Puppen für den Verkauf her.

Seitdem sind mir die SILKE-Puppen immer wieder über den Weg gelaufen, meist paarweise, denn mehr hatten die Geschäfte in der Regel nicht vorrätig. Ich hatte sie aus der Ferne lieb, ihre schlichte Erscheinung, den sanften Gesichtsausdruck, ihre Zartheit, aber auch die Ruhe und Gelassenheit, die sie ausstrahlten.

Sie erinnerten mich auch an die Puppen von Käthe Kruse. Und tatsächlich stellte sich heraus, dass die Kösener Spielzeug Manufaktur 1911/12 von der weltberühmten Puppenmacherin gegündet worden war, bevor sie 1949 Bad Kösen verließ, um mit ihren Kindern in Donauwörth eine neue Firma aufzubauen.

All das ging mir durch den Kopf, als ich im April eine Puppe zugeschickt bekam mit der Bitte, ihr Haare zum Frisieren zu machen. Es gab zwar vorher einen E-Mail-Austausch und auch Bilder, aber erst als die Puppe leibhaftig in meinem Atelier eintraf, begriff ich, was ich da in den Händen hielt. Eine SILKE-Puppe, was für ein Glück. Und ich durfte ihr etwas von Mariengold hinzufügen, Doppelglück! Zuerst hatte ich Zweifel, ob das passen würde mit dem Goldschopf, ob es der Puppe nicht etwas von ihrer besonderen Erscheinung nehmen würde. Aber das Wallehaar war genau richtig, denn es hat das Mädchen, das auf seine Puppe wartete, sehr glücklich gemacht.

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27. März 2017

Ein Teil, viele Namen

Immer wieder staune und schmunzele ich über die vielen verschiedenen Bezeichnungen, die ich mittlerweile für den Unterteil des Kopfes gehört habe, der später in der Puppe verschwindet. Da gibt es beschreibende, funktionale, poetische, nüchterne, lustige und regional geprägte Worte. Ich habe mich ein bisschen unter den Frauen in meinen Kursen und anderen Puppenmacherinnen umgehört und für euch gesammelt.

Kopfunterteil

Rumpf

Körper

Muff

Hals

Wulst

Bürzel

Schultern

Halsknödel

Rumpfstumpf

Kopfunterbau

Halsinnenteil

Knubbel

Brustkorb

Halsverlängerung

Zapfen

Weitere Bezeichnungen jederzeit gern an hello@mariengold.net.