21. Dezember 2021

Herzmomente und Freudebegegnungen 2021

Das Letzte, das ich vor Beginn des zweiten Lockdowns im Dezember 2020 kaufte, war eine hellrosa Isolierkanne für meine Kurse. Da war ich voller Vorfreude und guter Dinge, dass es trotz allem ein gutes neues Kursjahr werden würde.

Dass die überaus freundliche Mitarbeiterin meiner DHL-Postfiliale und ich eine gemeinsame Stammkundin haben: Das Puppenbastelmaterial, das diese Kundin regelmäßig bei mir bestellt, versende ich in dieser Filiale, dann macht es sich auf den Weg und kommt genau dort wieder an, falls die Kundin bei Zustellung nicht zu Hause ist.

So viele Teilnehmerinnen bei meiner Dankeschön-Verlosung Ende 2020.

Als ich mir am Ende des verrückten Corona-Jahres 2020 endlich die Handtasche selber schenkte, um die ich seit Jahren herumgeschlichen war. (Da ahnte ich noch nicht, was 2021 auf mich zukommen würde. Aber die Tasche mag ich trotzdem.)

Manchmal werden aus Kursbekanntschaften Freundinnen wie mit Julia: „Ich werde das nie vergessen, dass du mir das Puppenmachen beigebracht hast und wohlwollend meine Puppenmacherei begleitest. Das finde ich immer wieder bemerkenswert und nicht selbstverständlich. Danke!“

Dass ich schon Anfang Februar meine 100. Rechnung geschrieben habe.

Und Anfang März die 200.

Ich liebe es, euren Bestellungen kleine Give-Aways beizulegen. Dazu Nadine: „Vielen lieben Dank auch für die Zugaben. Ich habe mich sehr über die zusätzliche Handbutter und die Karten gefreut. Die sind so schön, dass ich sie mir gleich an die Pinnwand in meiner Nähecke geheftet habe.“

So viele positive Rückmeldungen auf meine Glückslisten zum Freitag während der Lockdown-Zeit, sogar hangeschriebene Briefe!

Zum Beispiel von Juliane: „Deine Rubrik Guter Dinge ins Wochenende begleitet mich, seit es sie gibt. Das war in letzter Zeit wie ein kleines Ritual, auf das ich mich die ganze Woche freuen konnte, um dann am Freitag ein wenig Frohsinn zu tanken mit mutmachenden und inspirierenden Links. Herzlichen Dank dafür!“

Am 18. Februar um 11.50 Uhr knackte ich die 6000-Verkäufe-Marke in meinem Etsy-Shop. Zusammen mit den Verkäufen bei Dawanda bis zum Sommer 2018 dürfte ich jetzt bei über 10.000 sein.

Dass während des langen Lockdowns im Frühjahr nicht nur mir meine Kurse fehlten, sondern auch Teilnehmerinnen wie Tanja: „Ich möchte dir sagen, dass ich dich und das Händewerk mit dir vermisse – also alles, was du an Kreativität trägst und freisetzen kannst – und wie sehr mir die Gruppenseele fehlt, die doch so gut tut und trägt.“

Mitten in diesem Lockdown war es fast unmöglich, Sendungen in die USA zu verschicken. Als es dann wieder (zu einem halbwegs moderaten Preis) ging, bestellten gleich drei Kundinnen, die allerdings sehr lange auf ihre Puppen und Kleidung warten mussten. Drei Monate später gaben sie mir alle am selben Tag – obwohl sie über das gesamte Land verstreut wohnen – Bescheid, dass ihre Pakete angekommen waren. Da fiel mir ein großer Stein vom Herzen.

Dass „Herzfaden“ so gut bei euch angekommen ist. Ich habe wahnsinnig viele Rückmeldungen erhalten, dass ihr das Buch gekauft und gern gelesen habt. Es ist immer ein großes, weil seltenes Glück, wenn Romane mit Puppenbezug auf den Markt kommen.

Nachrichten wie diese von Susanne, die mir direkt ins Herz gehen: „Durch deinen Blog bist du auf eine ganz besondere, stille und liebevolle Art über die Jahre eine treue Wegbegleiterin für mich geworden. Vieles, was ich an Gedanken bei dir mal aufgenommen habe, ist jetzt seit fast zwei Jahren durch meine persönliche Krise am Reifen und trägt auch erste Früchte. Das ist schön und tut der Seele so gut!“

Dass die ehemalige Kindergärtnerin meiner Tochter eine ganz liebe Stammkundin ist und immer noch jedes Jahr mindestens eine Puppe kauft. (Meine Tochter ist mittlerweile in der 12. Klasse.)

Ich bin immer wieder dankbar für Fundstücke zum Thema Puppen/machen wie von meiner ehemaligen Kursteilnehmerin, treuen Blogleserin und E-Mail-Schreiberin Birgit, die mich auf ein Radio-Feature über die Puppenmacherin Hermine Moos hinwies, das ich später hier mit aufnahm.

Als Laura Ja sagte! Nämlich als ich sie fragte, ob sie Lust hätte, mit mir einen Podcast zu machen. Es war ein bisschen wie bei einem Heiratsantrag, zumindest hatte ich riesiges Herzklopfen und fürchtete aus unerfindlichen Gründen eine Abfuhr. (Dabei kam ihr Ja wie aus der Pistole geschossen.)

Erstes tolles Feedback dazu von meiner Grafik-Designerin Clara, das mir einmal mehr Mut machte: „Ich kann mir das wirklich gut vorstellen mit eurem Podcast. Ich glaube, das könnte genau dein Ding werden.“ (Ein paar Monate später haben wir tatsächlich gelauncht, mehr dazu weiter unten.)

Nachdem sie diesen Beitrag über die Erhöhung meiner Preise gelesen hatte, bot eine ehemalige Wien-Kursteilnehmerin und passionierte Puppenmacherin mir an, den Kurs in ihrer Heimatstadt, den ich coronabedingt absagen musste, zu übernehmen und mir das Honorar komplett zu überlassen. Das rührte mich unfassbar, aber ich sagte Nein.

Jedes Jahr veranstalte ich zwei große Puppenkleidermärkte. Dass sie immer so gut laufen, habe ich euch zu verdanken und ist eine große Freude für mich, erst recht wenn dann noch Rückmeldungen wie diese von Amélie kommen: „Vielen Dank für die absolut bezaubernden Puppenoutfits! Der Osterhase wird sie für alle drei Mariengold-Puppen verstecken. Die Puppen werden hier seit Jahren sehr geliebt und geben gerade in dieser verrückten Zeit viel Halt.“

Was mir Nadine zu meinem Bloggen während des Lockdowns schrieb: „Ich habe die ganze Zeit über sehr gespannt deine Beiträge verfolgt. So warst und bist du doch irgendwie ganz nah. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei dir bedanken, dass du in dieser sehr schwierigen Zeit so viel Freude und Trost in die Welt aussendest. So fühlt man sich nie alleine.“

Als ich im Mai endlich wieder Kurse geben durfte.

Wenn dann schon zu Beginn Fotos vom Arbeitsplatz gemacht werden, „weil alles so schön hergerichtet ist“.

Eine Frau sagte einmal bei der abschließenden Fotosession: „Wie liebevoll du die Puppen anfasst.“ (Ich kann gar nicht anders.)

Oder wenn die Teilnehmerinnen sinngemäß sagen – und das in fast jedem Kurs: „Diese Puppe bleibt bei mir, die kann ich nicht hergeben.“

Ein Kompliment auf Englisch von Barbara: „It’s a combination of skill and creativity that makes your dolls so wonderful!“

Es war ein langer, jahrelanger Weg, bis dieses Porträt über mich und meine Arbeit das Licht der Öffentlichkeit erblickte – letztlich auf meinem Blog. Die Autorin Rena, mit der ich auch schon lange (brief-)freundschaftlich verbunden bin, schrieb dazu: „Ich danke dir für den schönen Austausch der vergangenen Jahre, der mir gut getan, mich inspiriert und beflügelt hat!“

Als mein Shop-Update im Mai nicht so grandios anlief war wie erhofft, tröstete mich meine Freundin Ursula: „Ich kann gut verstehen, wie traurig du über den zögerlichen Start Deiner neuen Produkte bist. Zugleich bin ich mir sicher, dass dieser kleine Dämpfer im Endeffekt in Sachen Produktmarketing zu einer guten und wichtigen Weiterentwicklung deines Business führen wird. Ich habe mir deinen Shop gerade angesehen und finde es total beeindruckend, wie du dein Produktsortiment erweitert hast. Du bist eine Pionierin in deinem Feld und entwickelst tolle neue Formate und wirst damit deine Followerschaft weiter auszubauen und deinen Kundenstamm erweitern.“ (Sie hatte wirklich dieses ganze verflixte Jahr ein offenes Ohr und stets die richtigen Worte für mich.)

Im Sommer besuchte ich mit meiner Freundin Julia (auch so ein Sonnenmensch an meiner Seite) die Ausstellung Kosmos Weben mit Werken der Künstlerin Hella Jongerius im Gropius-Bau hier in Berlin. Da ging es um Fragen von Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung und Spiritualität anhand der Kulturtechnik des Webens. Das war Nahrung für unsere Puppenmacherinnenseelen.

Dass die erste (und bisher einzige, haha!) Käuferin meiner Puppenliebe-Labels Maria hieß, so wie ich.

Bei dieser Gelegenheit schrieb sie mir noch: „Ich möchte mich auch für all die wundervollen Inspirationen bedanken, die du immer so offenherzig teilst. Bei uns zu Hause bist du ‚meine Mariengold‘ – das sagt doch schon alles, oder!?“

Wenige Monate später war Maria auch bei einem der beiden Kurse bei Wollknoll dabei. Und das war die schönste Arbeitswoche des Jahres für mich!

Sie endete nach vier wunderbaren, langen Kurstagen mit Tränen bei mir. Es waren Tränen der Rührung, des Dankes und der Erleichterung, aber auch der Traurigkeit über das, was wir als Gesellschaft gerade durchmachen und weil Anfang September bereits absehbar war, dass solche Räume des kreativen Miteinanders bald wieder schwierig bis unmöglich sein würden.

Wenige Tage nach dem Puppennähfest bei Wollknoll folgte sogleich das nächste Highlight: Die Premiere unseres Podcasts „Echte Puppen“.

Meine Tochter war die erste, die den Teaser hören durfte, und sie hatte Tränen in den Augen danach. Ich hatte keine Ahnung, dass meine Arbeit sie so berühren würde.

Ihrer engagierten Werbung ist es auch zu verdanken, dass unsere ersten Podcast-Abonnentinnen ein Handvoll 17-jährige Teenagerinnen waren. (Und wie mir zugetragen wurde, hören sie uns bis heute.)

Erst zuckte ich ein wenig zusammen und dann freute ich mich, als mich die Verkäuferin im Kunstgewerbehaus Zehlendorf ansprach: „Du bist doch die Puppenmacherin.“ Sie hätte schon mehrere Puppen nach meiner Anleitung genäht und wolle sich jetzt an einem Filzkopf versuchen.

Ende September lief mein Vater den Berlin-Marathon mit und ich folgte ihm fünf Stunden mit der U-Bahn durch die ganze Stadt. Als ich am Wittenbergplatz auf ihn wartete, erkannte ich in der laufenden Menge Heidi, eine ehemalige Kursteilnehmerin, und jubelte ihr laut zu. Den Zieleinlauf meines Vaters am Brandenburger Tor verpasste ich leider (weil ich nicht geahnt hatte, dass er am Ende noch einmal richtig an Tempo zulegen würde), dafür sah ich Heidi noch einmal auf ihren letzten drei Metern. Am nächsten Tag erzählte sie mir lustigerweise, dass ihre Kinder wiederum ihren Zieleinlauf verpasst hätten.

Immer wieder Nachrichten wie diese: „Jahrelang dachte ich darüber nach, mir eine Puppe von dir anfertigen zu lassen. Aber immer wieder sagte ich mir, dass man mit über 50 keine Puppe braucht und man für das Geld eher etwas Vernünftiges kaufen sollte. Dann sah ich letztens auf deinem Blog die Puppe Twig und wusste: Die ist es, die soll zu mir gehören. Heute kam dein Päckchen an und ich muss sagen, die Puppe ist noch schöner, als ich sie mir vorgestellt hatte. Was Handarbeit angeht, habe ich zwei linke Hände – du dagegen hast diese Puppe mit Herz und Seele gefertigt, das spürt man und kann man sehen. Ganz lieben Dank dafür!“

Als mir eine Kundin aus den USA schrieb, dass sie währen der ganzen PuppenMITmacherei gehofft hatte, dass ich auch ein paar Massekopfpüppchen zum Verkauf anbieten würde. (Ich war nämlich lange am Zweifeln, ob diese Püppchen überhaupt etwas für euch sind – und dann war der Großteil innerhalb weniger Tage verkauft.)

Dieses Jahr war auch das Jahr der Reparaturen. Als mich im November nach dem Entfernen des Haarschopfes auf der Rückseite eines Puppenkopfes ein einzelnes Auge anblickte, das sicher zur Probe gestickt worden war, musste ich schmunzeln. Denn das machen meine Kursteilnehmerinnen manchmal auch, bevor sie es sich vorne trauen.

(Reparaturen berühren mich immer sehr, auch weil dabei so viel Wertschätzung und Lebendigkeit mitschwingt und die Puppen ihre ganz eigenen Geschichten zu erzählen haben. Das Thema wird sicher noch einmal an anderer Stelle eine Rolle spielen.)

Dass die Freude so groß war, dass Laura und ich nach zwei Jahren Pause in 2022 wieder eine Landpartie für Puppennähverliebte machen wollen und der Workshop innerhalb weniger Tage ausgebucht war und die Hälfte der Anmeldungen Wiederholerinnen sind.

Diese Nachricht von Regine nach einem Puppenkauf, gefühlt kurz vor einem neuerlichen Lockdown: „Welch eine Freude, vielen Dank! Ich werde am Wochenende von meinem Sohn abgeholt, damit ich noch mal mein Enkelkind sehen kann. Dann will ich die Puppe schon schenken, denn wir wissen alle nicht, wie es Weihnachten sein wird.“

Dass Joanna von Yayapan mir erlaubte, im November an ihrem Online-Puppenkurs teilzunehmen. Schon Wochen vorher hatte ich sie voller Vorfreude und Neugier angeschrieben, ob ich dabei sein könnte, nicht nur um mitzumachen (denn darauf hatte ich tatsächlich auch Lust), sondern vor allem um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie das gehen könnte, Puppenmachen online zu vermitteln und Puppen online zu machen. Dass Joanna – eine super freundliche, kompetente und geduldige Kursleiterin – sich darauf einließ und mir auch all meine Fragen beantwortete, dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Der Kurs selbst war eine tolle Erfahrung, die mir viele Bedenken genommen und Mut gemacht hat, dieses Format für Mariengold in Erwägung zu ziehen und vielleicht einmal auszuprobieren, nicht als Ersatz für meine Präsenzkurse (denn diese Gemeinsam-Kreativ-Erlebnisse lassen sich nicht ins Internet übertragen), sondern als Ergänzung mit eigenem Wert. Für diese Idee erhielt ich auch ganz viel Zuspruch auf Instagram, was mir einmal mehr Mut macht.

So viel schönes Feedback auf unsere Vasalisa-Episode!

Und eure Themenwünsche für 2022.

Überhaupt Instagram: Mittlerweile habe ich bei dort über 3100 Follower und staune immer noch über die Möglichkeiten (und Geheimnisse) dieser Plattform.

Dass einer der letzten Puppenverkäufe mit diesen Worten kommentiert wurde: „Melini soll ein Geschenk für meine Tochter Milani zu Weihnachten sein.“

Ende November traute ich meinen Augen kaum, als eine Bestellung von Annika reinkam, der Freundin, mit der ich vor genau 16 Jahren meine allererste Puppe gemacht habe. Nachdem sie aus Berlin weggezogen war – da waren unsere Mädchen zwei oder drei Jahre alt -, verloren wir uns schnell aus den Augen und hörten über zehn Jahre nichts voneinander. War das eine Freude, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen, Bilder auszutauschen – und zu spüren, dass uns das Puppenmachen noch immer verbindet.

Es waren genau diese Momente der Verbindung, die mich durch dieses Jahr getragen haben, an dem es nichts zu beschönigen gibt und hinter das jetzt einen Punkt zu setzen ich sehr froh bin.

Ein riesengroßes Dankeschön an alle Menschen, die in den letzten zwölf Monaten auf die ein oder andere Weise ihr Herz für Puppen/machen geöffnet und liebevolle Begegnung ermöglicht und zugelassen haben.

Lasst uns weiterhin einander berühren und verwandeln!

Die gesammelten Herzmomente und Freudebegegnungen der letzten Jahre finden sich hier den Glückslisten.


13. Dezember 2021

12erinnerungsstücke2021: Oktober, November, Dezember

Als ich Anfang des Jahres die Kiste mit meinen Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen, heute zum letzten Mal:

Erinnerungsstück 10/12: Puppenmachen, das macht man eher allein. Die meiste Zeit ist das ok für mich, denn ich mag Stille und Zurückgezogenheit. Aber ich brauche auch Gemeinschaft und Gleichgesinnte. Deshalb gebe ich monatliche Kurse und mache den Echte-Puppen-Podcast mit meiner Freundin Laura von 1000 Rehe. Ein Versuch, regelmäßig in Gemeinschaft zu kommen, war auch unser Berliner Puppenmacherinnenkollektiv 8Hände, zu dem neben Laura und mir auch Anita von Lilla Kirrivi und Julia von Von Kowalke gehörten. Nach unserer Gründung 2013 trafen wir uns vier Jahre lang mehrmals im Jahr, um gemeinsam zu werkeln, uns auszutauschen, neue Techniken auszuprobieren, Ausstellungen zu besuchen, Kaffee zu trinken, zu quatschen. Einmal unternahmen wir sogar einen Ausflug zum Puppenfestival in Neustadt bei Coburg und krönender Abschluss war ein Besuch in Anitas neuem Zuhause in der Oberlausitz, wo wir ein herrliches langes Wochenende lang in nichts anderem schwelgten als Puppen/machen. Das war auch das vorletzte Mal, das wir uns in dieser Runde sahen. Es ging schließlich auseinander, als wir nicht mehr alle in derselben Stadt lebten. Was ich aus der Zeit mitnehme: Bei aller Freude, die wir miteinander hatten, ging es immer auch um etwas Größeres, um Verbindung über uns vier hinaus, und ich spürte jedes Mal, dass wir in Wirklichkeit nicht nur acht Hände waren, sondern viel, viel mehr, mindestens doppelt so viele, wie es Puppennähverliebte auf dieser Welt gibt.

Erinnerungsstück 11/12: 2013 und dann noch einmal 2017 hatte ich das große Vergnügen, mit Okka Rohd Puppen für ihre beiden Töchter zu nähen. Bis dahin kann ich sie nur von ihrem wunderbaren Blog Slomo, der bis heute mein absoluter Lieblingsblog ist, auch wenn er jetzt schon länger stillliegt. Okka kann unfassbar gut schreiben, sie hat einen liebevollen, ja poetischen Blick auf das Leben und eine verlässliche Spürnase für Bücher, Musik, Rezepte, Kleidung und alle möglichen interessanten Fundstücke aus dem Internet. Von ihr habe ich gelernt, wie man einen persönlichen Blog macht, ohne dabei allzu privat zu sein, und meiner eigenen Schreibstimme zu vertrauen. Wie ich das erste Mal mit meinem Handwerkszeug in ihrer Küche gelandet bin, weiß ich gar nicht mehr, aber es war das schönste Blind Date meiner Zeit als Puppenmacherin und wir mochten uns auf Anhieb. Als sie dann auf ihrem Blog über unseren Puppennähtag schrieb und die Überschrift „Der beste Tag, eine tolle Frau und eine Puppe“ lautet, hätte ich die ganze Welt umarmen können. Kurz darauf gab es noch einen Nachschlag dieses schönen Gefühls. Da entdeckte ich nämlich auf S. 68 ihres gerade erschienen Kochbuchs „Herdwärme“ den zerliebten Teddybären ihrer Tochter Fanny in der rot-hellblauen Kleidung, die ich ursprünglich für die Puppe angefertigt hatte. Da war sie wieder, die Poesie des Alltags, die zart-stürmische Berührung meines Herzens, für die ich Okka und Slomo so gern habe und die mir letztlich auch meine ganz eigene Welt des Schreiben und Teilens im Internet eröffnet haben.

Erinnerungsstück 12/12: Als im Dezember 2013 ein Beitrag über mich und Mariengold in der BRIGITTE erschien, war das eine große Sache für mich. In der Einleitung stand damals: „Sie sind Mutter und Unternehmerin – und schaffen sich ihre familienfreundlichen Jobs einfach selbst. Diese Frauen haben ihr Leben mit Kindern als Inspiration für den Neustart genutzt.“ Das stimmt und ist doch nur ein Teil der Wahrheit. Heute, acht Jahre später, würde ich die Geschichte anders erzählen. Denn je weiter ich komme auf diesem Weg, desto mehr verstehe ich mein Warum. Puppen sind faszinierend, ein schier unlösbares Rätsel, denn in ihrer Daseinsform zwischen toter Materie und beseelt wirkender Lebendigkeit sind sie kaum zu begreifen. Das Mysterium Puppe zu erforschen heißt auch, dieses wunderbare, rätselhafte Menschsein zu erforschen und zu lernen, lernen, lernen. Etwas Schöneres kann ich mir kaum vorstellen. Die Reise geht weiter.

Ganz lieben Dank an alle, die bei dieser Aktion mitgemacht haben!


27. September 2021

12erinnerungsstücke2021: Juli, August, September

Als ich Anfang des Jahres die Kiste mit meinen Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen:

Erinnerungsstück 7/12: Auf den Bildern das bin ich, als kleines Mädchen mit fünf oder sechs Jahren und als junge Frau mit Anfang 20, kurz bevor ich selbst ein Kind bekam. Diese beiden Kinder waren und sind mein wichtigstes Warum, die größte Inspiration und der stärkste Herzschlag auf meinem Weg mit den Puppen. Mein Lieblingsdetail ist der winzige, für euch wahrscheinlich nicht erkennbare Goldstern, den ich der kleinen Maria auf die Stirn geklebt habe. Damals wusste ich noch nicht, was dieser Punkt zwischen den Augen zu bedeuten hat. Aber von dem Moment an, wo ich ihm mehr und mehr erlaubte, mich zu führen, war es gut, war es Gold.

Erinnerungsstück 8/12: „Liebe Maria, das Geschenk an unsere Kinder, dein wunderbarer Puppenkurs, war so groß, dass unser Geschenk nur ein Sinnbild unserer Dankbarkeit sein kann. Sei ganz herzlich gegrüßt im Namen aller Eltern und den Puppennähern.“ Von den über 100 Kursen, die ich in den letzten 14 Jahren gegeben habe, ist mir der mit Mädchen und Jungen der 6. Klasse einer Berliner Waldorfschule vor sechs Jahren ganz besonders in Erinnerung geblieben. Das war so ungefähr der lustigste, lauteste, wildeste, lebendigste und anstrengendste Kurs, den ich bisher erlebt habe. Obwohl ich die Arbeit mit den Kindern geliebt habe und mich diese Erfahrung besonders berührt hat, wusste ich danach, dass ich besser als Kursleiterin für Erwachsene tauge und hatte einen Riesenrespekt für alle Lehrerinnen und Lehrer. 

Erinnerungsstück 9/12: Vor ca. zehn Jahren stieß ich in dem Buch „Die Wolfsfrau“ von Clarissa Pinkola Estés auf das russische Märchen „Vasalisa, die Weise“. Darin geht es um ein Mädchen, das von seiner Stiefmutter und deren Töchtern gequält und schließlich fortgeschickt wird. Erst in der Einsamkeit des Waldes besinnt sie sich auf ihre innere Stimme und lernt, Verantwortung für sich zu übernehmen. Die innere Stimme kommt in dem Märchen als kleines Püppchen daher, das Vasalisa vor dem Tod der Mutter von ihr geschenkt bekommen hat und seitdem in ihrer Schürzentasche trägt. Diese Symbolik hat mich damals so stark angesprochen, dass ich das Märchen unbedingt einsprechen wollte. Zwei Bekannte halfen mir bei der Aufnahme und Produktion und im Dezember 2012 veröffentlichte ich es, von mir gelesen und mit wunderschöner Musik untermalt, auf meinem Blog (wo es mittlerweile nicht mehr verfügbar ist). Den nächsten großen Auftritt hatte es 2017 bei der ersten Ausgabe der Landpartie, dem Puppennäh-Workshop meiner Freundin Laura von 1000 Rehe und mir. Wir spielten es an einem Abend ab, während die Frauen Haarkäppchen für ihre Puppen häkelten. Im Raum war eine magische Stimmung, vielleicht war es das erste Mal seit Jahren, das ihnen (und nicht ihren Kindern) ein Märchen vorgelesen wurde. Tränen der Rührung bei der ein oder anderen, nachdem der letzte Ton verklungen war, und auch Lauras und meine Augen glänzten feucht. Ich glaube, es ist dieser Satz von Vasalisa, der einen als Puppenmacherin und Puppennähverliebte direkt ins Herz geht und nicht mehr loslässt: „Wenn ich meine Puppe nur berühren kann und weiß, dass sie bei mir ist, geht es mir schon ein wenig besser.“

Ihr seid übrigens herzlich eingeladen, euch der Aktion jederzeit mit dem Hashtag #12erinnerungsstücke2021 anzuschließen. Dabei könnt ihr euch auf ein bestimmtes Thema beziehen (so wie ich auf das Puppenmachen) oder Monat für Monat frei entscheiden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dabei seid und eure liebsten Erinnerungsstücke teilt!


8. Juni 2021

12erinnerungsstücke2021: April, Mai, Juni

Als ich Anfang des Jahres die Kiste mit meinen Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen:

Erinnerungsstück 4/12: Als ich vor 15 Jahren mit dem Puppenmachen begann, hatte ich noch nie einen Stich mit der Nähmaschine gemacht. Aber das sollte mich nicht aufhalten. Die Puppenteile ließ ich von einer Schneiderin in der Nachbarschaft nähen und die Kleidung war anfangs komplett gestrickt. Gleichzeitig tastete ich mich langsam mit mehreren Kursen bei Frau Tulpe an die Nähmaschine heran und war bald in der Lage, einfache Kleider für die Puppen zu nähen. So richtig warm wurde ich aber nie mit der Maschine und das Nähen vor allem komplizierter Teile ist bis heute ein Rätsel für mich. Zum Glück habe ich meine Freundin Laura von 1000Rehe, die nie müde wird, mir Dinge zu erklären und Tipps und Kniffe zu zeigen. Unvergessen die geduldige Lektion in Sachen Beleg, die den jahrelangen Knoten in meinem Hirn gelöst und mir völlig neue Möglichkeiten erschlossen hat. Laura ist tatsächlich einer der großzügigsten Menschen, die ich kenne. Nicht nur teilt sie seit vielen Jahren ihr Wissen und Können, ihren Humor und ihr unfassbar großes Herz mit mir, sondern sie hat mir auch ohne zu zögern und ohne Bedingungen erlaubt, das Schnittmuster für ihr Signatur-Puppenkleid für meine Arbeit zu nutzen. Was für ein Geschenk, was für eine Geste des Vertrauens. Solche wunderschönen Erlebnisse gab es von Anfang an wechselseitig zwischen uns und so wurden aus Kolleginnen Freundinnen.

Erinnerungsstück 5/12: Dieses Holzköpfchen schnitzte und bemalte ich vor zwölf Jahren bei einem Workshop mit Jürgen Maaßen und Maarit Kreutzinger auf dem wunderschönen, wildromantischen Hof Lebherz. Acht Jahre später machte ich dann im Rahmen der PuppenMITmacherei aus dem Kopf eine komplette Puppe, was damals ein echtes Herzensprojekt war. Es war auch das Jahr, in dem Laura und ich unsere allererste Landpartie veranstalteten, einen mehrtätigen Puppennäh-Workshop auf dem Land, der sicher auch von dem Schnitzworkshop inspiriert war. Was neben meiner Freude am Erlernen neuer Techniken, der Leidenschaft für das Figurentheater und der Lieblingsveranstaltung mit meiner Lieblingspuppenmacherinfreundin noch in dem Bild steckt: Meine Fähigkeit (ich empfinde es mittlerweile als Superpower), Dinge loslassen zu können. Denn wir ihr seht, ist aus der Puppe längst wieder ein einfaches Holzköpfchen geworden und ich bereue nichts. Der ganze Prozess mit diesem Kopf, der sich mittlerweile über zwölf Jahre zieht, ist ein einziges Ausprobieren, Spielen, Fließen. Wenn es mir gelingt, das auch auf mein Leben zu übertragen, spüre ich mit ganzen Herzen die Erfüllung meiner Sehnsucht nach Leichtigkeit und Verbundenheit. Diese Momente gibt es, immer mehr je älter ich werde, und sie sind das Gold meines Lebens.

Erinnerungsstück 6/12: Farben sind mein Ding. Sie machen, dass es nie langweilig wird mit den Puppen, speziell bei der Kleidung. Ich mag es schon immer schlicht und einfach, am liebsten einfarbig, aus natürlichen Materialien, ohne Rüschen, Schnickschnack und Klimbim und habe über die Jahre eine Garderobe für meine Puppen aufgebaut, bei der alles zusammenpasst und miteinander kombinierbar ist. Dazu gibt es ein paar wenige Signatur-Stücke für das gewisse Etwas, z. B. das Seidentüchlein für den Hals oder als Haarband, das Scrunchie-Haargummi oder die Häkelmütze aus mehrfarbigem Garn. Dieses spezielle Garn war ein echter Glücksfund, der jetzt schon seit vielen Jahren Teil meiner Grundausstattung ist. Ich mag daran, dass die Farben nicht nur ineinander übergehen, sondern sich auch vermischen und es immer wieder Kombinationen gibt, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Die erste Farbe, der mir in die Hände fiel, war ein Verlauf in Rot, Pink und Goldgelb, immer noch mein Favorit, aber leider nicht mehr erhältlich. Als der Hersteller genau diese Farbe aus dem Sortiment nahm, telefonierte ich sämtliche Geschäfte in Berlin ab und sicherte mir die Restbestände, von denen ich mir das allerletzte Knäuel zur Erinnerung aufgehoben habe. Das Garn kommt noch in vielen anderen und immer wieder neuen Farben, von denen mir nicht eine einzige nicht gefällt. Ich staune immer wieder, wie gut sie sich mit meinen Stoffen und Entwürfen machen und weiß, dass bei allem, was kommt und geht, Farben für immer meine große Liebe und diese Garn mein großes Glück sein werden.

Ihr seid übrigens herzlich eingeladen, euch der Aktion jederzeit mit dem Hashtag #12erinnerungsstücke2021 anzuschließen. Dabei könnt ihr euch auf ein bestimmtes Thema beziehen (so wie ich auf das Puppenmachen) oder Monat für Monat frei entscheiden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dabei seid und eure liebsten Erinnerungsstücke teilt!


23. März 2021

Streicheleinheiten für die Seele: ein Portrait über mich und meine Arbeit

In meinen Kursen begegnen mir viele tolle Frauen. Eine davon ist Rena, die 2016 eine Puppe bei mir nähte. Mit ihrem Hintergrund als Kunsttherapeutin, ihrem freundlichen Wesen und offenen Herzen hatten wir gleich eine Verbindung und begannen nach dem Kurs einen jahrelangen intensiven Austausch über die Möglichkeiten von Puppen/machen bei der inneren Heilung und Entwicklung.

Rena ist auch Journalistin und als sie vorschlug, ein Portrait über mich und meine Arbeit zu schreiben, war ich hocherfreut. So kam es, dass wir uns nach drei Jahren in Hamburg wiedersahen und an einem grau-verschneiten Tag im März in einem gemütlichen Café in Altona über meinen Werdegang und meine Erfahrungen als Puppenmacherin und Kursleiterin sprachen.

Das war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Wir hätten das Portrait gern in einem Magazin im Zeitschriftenladen gesehen, aber dazu kam es nicht. Dafür veröffentliche ich es jetzt hier auf meinem Blog und wünsche euch viel Freude damit.

Klickt auf diesen Link und ihr könnt es online lesen oder auch ausdrucken.

Vielen Dank, liebe Rena, für diesen mit Herzblut geschriebenen Artikel, die zahlreichen eMails, die in den vergangenen fünf Jahren zwischen Schwäbisch Gmünd und Berlin hin und her gingen sowie deine stetige Ermutigung und Inspiration für meine Arbeit!