2. Mai 2016

Bücher: „Goldie, die Puppenmacherin“ von Marilyn B. Goffstein

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Dieses Buch ist ein wahrer kleiner Schatz, den ich vielleicht niemals kennengelernt hätte, wenn mir nicht eine Leserin ein Zitat für meine Sammlung daraus geschickt hätte:

„Und als sie erst einmal den Kopf und den Körper geschnitzt hatte, konnte sie die Puppe nicht einfach auf den Arbeitstisch legen und ins Bett gehen. Sie fühlte sich verantwortlich für das kleine hölzerne Geschöpf, das gar nicht existieren würde, wenn es sie nicht gäbe.“

Wir sind uns ein bisschen ähnlich, dachte ich, und wollte Goldie kennenlernen und bestellte das Buch. Es ist zuerst 1969 erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich. Was gut passt, denn es ist eine Geschichte wie aus einer anderen Zeit.

Sie handelt von Goldie, einer Puppenmacherin, die allein in ihrem Haus lebt und kleine Holzpuppen schnitzt, die sie mit freundlichen Gesichtern bemalt. Sie liebt ihre Arbeit sehr und die Menschen mögen ihre Puppen und bestellen mehr, als sie liefern kann, denn:

„Es war ein höchst befriedigendes Gefühl, eine kleine Puppe von Goldie Rosenzweig in der Hand zu halten und dabei zu wissen, dass sie bestimmt oft geküsst und überallhin mitgenommen werden, die schönsten Puppenkleider der Welt bekommen und sehr glücklich gemacht würde.“

Goldie führt ein ruhiges Leben. Sie isst Rosinenbrötchen und trinkt Tee, schnitzt ihre geliebten Puppen und besucht dann und wann Omus, ihren Freund, den Tischler, der die Holzkisten für ihre Puppen macht und sich wundert, warum sie das Holz für ihre Puppen im Wald sammelt und keine Stücke verwendet, die er sauber und gerade mit der Säge zurechtschneidet:

„Es kommt mir einfach nicht echt vor, deshalb ist es nicht so interessant zum Schnitzen. Und es kommt nichts so Gutes dabei heraus. Es sieht niemals lebendig aus.“

Eines Tages entdeckt sie bei Herrn Salomon, der (nicht nur ihre Puppen verkauft, sondern auch) wunderschöne Sachen aus der ganzen Welt importiert, eine kleine chinesische Lampe, an die sie sofort ihr Herz verschenkt und die sie unbedingt haben möchte. Für den Preis muss sie achtzehn Puppen schnitzen, das sind drei Monate Arbeit. Goldie kauft sie und obwohl sie das Geld noch nicht hat, darf sie die Lampe schon mit nach Hause nehmen und sich an ihr erfreuen.

Zunächst aber kommen ihr Zweifel. Die Lampe ist zwar wunderschön, aber teuer und klein, sie würde ihr nicht viel Licht spenden. Und sie würde viel dafür arbeiten müssen und monatelang kaum genug zu essen haben, bis sie sie bezahlt hätte. Wie Omus schon sagte, sie muss verrückt sein. Da möchte sie die Lampe lieber wieder zurück in den Laden bringen.

An diesem Abend schläft Goldie mit dem Gefühl größter Einsamkeit ein. Im Traum erscheint ihr der Mann, der die Lampe angefertigt hat. Die beiden erkennen einander als Seelenverwandte, so dass sie begreift, dass sie nicht allein ist und neuen Mut fasst und die Lampe schließlich von ganzem Herzen als ihre annimmt:

„Mein Haus“, dachte Goldie zum ersten Mal in ihrem Leben. „Mein eigenes kleines Haus mit meinem Schnitzmesser, meiner Lampe und meinem Tee, meinem Bett und meinem Arbeitstisch und meinem Holz, wo ich kleine Holzpuppen mache – für Freunde.“

„Goldie, die Puppenmacherin“ ist eine ganz leise Geschichte mit einer bescheidenen kleinen Heldin, die ein einfaches Leben führt und instinktiv weiß, was im Leben wirklich wichtig ist. Ihre Arbeit erfüllt sie mit Freude, die Menschen mögen sie und doch fühlt sie sich manchmal einsam. Als sie ein besonderes Ding entdeckt, das mit derselben Liebe hergestellt wurde wie ihre Puppen, erkennt vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben, welche Gefühle ihre eigene Arbeit bei anderen auszulösen vermag. Tiefe Zufriedenheit stellt sich ein und sie fühlt sich aufgehoben und mit den Menschen verbunden, die durch ihre Puppen zu Freunden werden.

Wir sind uns wirklich ein bisschen ähnlich, dachte ich, nachdem ich das Buch gelesen hatte. Ich war tief berührt, froh und etwas melancholisch zugleich, vor allem aber glücklich, in Goldie eine Freundin im Geiste gefunden zu haben.

Marilyn B. Goffstein: Goldie, die Puppenmacherei, Middelhauve, ISBN: 3787695540, nur noch antiquarisch erhältlich.

Gern dürft ihr mir weiterhin Zitate und Textstellen zu Puppen und Puppenmacherei an hello@mariengold.net schicken. Ich bin auch immer auf der Suche nach Büchern zum Thema.

(Disclaimer: Aufgrund der derzeitigen Rechtslage, die schon das bloße Nennen von Marken und Verlinken von Produkten, Marken, Menschen, Orten usw. als Werbung einstuft, kennzeichne ich diesen Beitrag als einen mit WERBLICHEN INHALTEN. Dennoch gilt: Wenn ich hier etwas oder jemanden benenne und als gut befinde, geschieht das als persönliche Empfehlung und im Rahmen meiner redaktionellen Themenauswahl. Alle hier gesetzten Links sind ein kostenloser Service von mir – unbezahlt und unaufgefordert. Alle hier genannten Produkte sind selbst gekauft. Bezahlte Kooperationen, sollte es sie jemals auf meinem Blog geben, würden immer ganz eindeutig als solche gekennzeichnet werden.)

in: Bücher